Greece 19, Korinth, Kamari

Wir sind nun ganz in der Nähe des Kanals von Korinth. Eigentlich steht Sightseeing bei einem Strandurlaub ja nicht ganz vorne auf dem Tagesplan, aber das Wetter wird nicht besser und, viel entscheidender, es gibt etwas nachzuholen: 2015 sind wir mit dem STORMVOGEL auf Anweisung der Kanalgesellschaft nur in Höchstgeschwindigkeit durch den Kanal gebrettert und haben ihn zwar so aus der Bootsperspektive erlebt, aber nicht von Land aus in Augenschein genommen.

Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Am Kanal von Korinth
Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Am Kanal von Korinth

Das lässt sich doch heute sehr gut, nur fünf Jahre später, auf der Fahrt nach Kamari nachholen!

Wir parken die Autos in unmittelbarer Nähe der Brücke vor einer verlassenen Taverne. Von dieser Brücke aus kann man seinen 70 Meter Bungy-Jump Sprünge in den Kanal starten. Der Perspektivwechsel, nun von oben in den Kanal hinab schauend, ist schon fast beeindruckender als von unten nach oben zu sehen.

Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Am Kanal von Korinth
Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Bungee Jump am Kanal von Korinth

So ein Sprung am Gummiband von der Brücke kostet nur 80 Euro. Unsere kleine Reisegruppe versucht sich gegenseitig einzuladen. Einzige Bedingung: Der Beschenkte muss auch wirklich springen. Komisch, das die Leute heutzutage so wählerisch bei der Annahme von Geschenken sind? Ist doch nett gemeint. Kommt vom Herzen. Liegt vermutlich am Alter. Denn eine Gruppe jüngerer Menschen springt der Reihe nach mutig in den Abgrund und nötigt so uns alten echten Respekt ab. Klar, man kann sich als mutloser Alter mit der besonnenen Frage nach dem „Warum“ aus der Affäre ziehen – doch am Ende gibt es Menschen, die sich trauen. Und solche, die sich nicht trauen.

Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Bungee Jump am Kanal von Korinth

Im Anschluss an die Kanalspringer von Korinth besuchen wir die neue Stadt Korinth am östlichen Kanalausgang. Die hat nichts weiter mit der weltberühmten historischen Stadt zu tun. Im Unterschied zur alten Stadt leben hier einfach sehr viele Menschen in hässlichen Häusern.

Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Haus in Korinth
Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Kirche in Korinth

Entsprechend gibt es viele Lifestyle Läden und jede Menge SchickiMicki. In diese Kulisse passen wir als wilde Camper so gar nicht hinein. Als wir damals den Kanal mit dem Boot passiert hatten, war es eine kurze Überlegung im örtlichen Hafen zu übernachten und die Stadt anzusehen. Wie gut, das wir das nicht gemacht haben. Sehr trost- und lieblos präsentiert sich uns der Hafen auf dieser Landtour. Einmal mehr sehen wir einen arbeitslosen Kreuzfahrer fest an einer Pier vertäut. Warten auf bessere Zeiten.

Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Hafen von Korinth
Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Hafen von Korinth

Entlang der Straßen, die am dichtesten an der Küste entlang nach Osten führen, geht es weiter. Die führen uns durch endlose Ferienhaussiedlungen und sind teilweise sehr eng und verwunden. Doch die ganze Gegend ist in diesen Tagen wie ausgestorben und bei dem wenigen Verkehr ist das Durchkommen überhaupt kein Problem. Normalerweise würde man auf der Stelle umkehren und sich wieder in eine der einsamen Buchten des Peloponnes verdrücken. Doch wir wollen am letzten Abend diser herbstlichen Wohnmobiltour in der Nähe der Fährhafenstadt Patras übernachten. Die Fähren fahren zwar erst am frühen Abend, doch man soll gegen Mittag einchecken und man weiß ja nie, ob es auf den letzten Kilometern noch Probleme gibt.

Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Brandung am Strand von Kamari

Gemäß PARK4NIGHT finden wir den Platz von Kamari. Ein anderer Camper hat eine handschriftliche Lageskskizze von der Zufahrt angefertigt und als Bild in die App gestellt. Auf den letzten Metern der Zufahrt halten wir und beratschlagen. Der Weg führt nun direkt am Meer vorbei. Zur Linken eine abgesackte Böschung, zur Rechten ein hoher rostiger Zaun eines längst verlassenen Sportplatzes. Die Stelle ist so eng, dass wir uns die Böschung vor Passage schon genau ansehen müssen: Wenn die absackt, bleiben wir böse stecken. Wird wohl gehen, wenn wir uns ganz dicht am Zaun halten? Also mal wieder durch und gut.

Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Übernachten am Strand von Kamari

Der Platz ist riesig, schon fast ein wenig verschwenderisch. Die Brecher rollen mit Getöse an den steilen Strand, an Schwimmen gehen ist nicht im entferntesten zu denken. Auch nicht an draußen Essen. Der kalte Wind pfeift um jede Ecke und Ritze, da helfen auch die Autos als Windschutz nichts.

Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Kleines Fischerboot am Strand von Kamari

Wir kochen bei offenen Türen in den Autos und wollen auch drinnen essen. Selbstverständlich lassen wir die Schuhe draußen vor der Tür stehen. Schließlich wollen wir ja nicht den Straßendreck in den Bus tragen.

Es erscheint ein Hund.

Die freilaufenden, herrenlosen Hunde sind üblich in Griechenland. Wenn die Hunde Menschen sehen, betteln sie um Futter. Wir sind sehr ungeübt mit diesen aufdringlichen Tieren, aber unsere Freunde haben eine gute Methode, damit umzugehen. Fressnapf und Dosenfutter im Auto mitführen und den Tieren einfach mal, ohne groß herum zu machen, was zu Fressen geben. Das machen die beiden mit bettelnden Katzen auch, doch die haben ja immer noch die Chance auf einen schicken Mülleimer mit einem Festmahl. Oder Mäusen, falls diese Sorte von Katzen überhaupt noch weiß, was Mäuse sind.
Nun denn. Der Hund haut die erste Ration so mir nichts, dir nichts weg und wedelt mit dem Schwanz. Da gibt es doch wohl noch einen Nachschlag? Na ja, eigentlich nicht. Denn, so lernen wir, den ausgehungerten wilden Tieren bekommen solche Monstermahlzeiten nicht besonders. Doch irgendwann wird irgendwer schwach und des gibt doch noch einen Nachschlag – die Dose war doch sowieso fast leer!

Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Abenddämmerung am Strand von Kamari

Auch die zweite Portion wird in Rekordzeit vertilgt und nun soll wirklich Schluss sein.

Das sieht der Hund nicht so und versucht, zunächst die leere Konservendose zu entführen. Da muss doch noch was drin sein? Das ist wirklich nicht schlau denn er könnte sich an der scharfkantigen Dose verletzten. Also wird sie ihm schnellstens abgenommen. Das findet der Hund echt blöd und entführt daraufhin den völlig ungefährlichen Fressnapf aus Platik.

Der will doch nur spielen, lasst ihn. Schließlich müssen wir uns weiter um Essenkochen kümmern. Hunger!

Unser demonstratives Desinteresse findet der Hund nun ganz schlecht und er steigert seine aufmerksamkeits-erhaschenden Aktionen.

Er klaut einen Schuh. Jedenfalls sehen wir, das er einen Schuh klaut.

Nein, nein so geht das nicht! Bei den eigenen Schuhen hört jegliche Toleranz gegenüber wild lebenden Tieren auf. Also mit der Taschenlampe hinter!

Mit dem Wohnmobil in Griechenland/Peloponnes: Brandung am Strand von Kamari

300 Meter weiter, vor einen offenbar neuen, aber unbewohnten schönen blauen Haus mit jeder Menge eingeschaltetem Licht, sitzt der Hund. Und auf der kleinen Zufahrtsstraße davor der entführte Schuh. Dieser Fuchs. Er will doch nur spielen – und scheint echt was in der Birne zu haben.

Wir nehmen den Schuh mit und sichern alle anderen. Denken wir jedenfalls, denn bei der Sicherungsaktion fällt auf, das noch ein anderer Schuh fehlt! Vom Wind verweht? Nein, unter den Autos oder im näheren Umkreis findet sich der Schuh nicht wieder. So ein Mist!

Mit Taschenlampen bewaffnet suchen wir in stürmischer Nacht den Platz ab…und finden nichts! Der Hund beobachtet aufmerksam unsere Suchaktion, trägt aber nichts zu deren Erfolg bei. Selbst der Trick aller Tricks, ihn den anderen Schuh zu zeigen und ihn in deutscher Sprache zur Mithilfe zu bewegen scheitert kläglich.

Das hat so keinen Sinn. Allerdings strolcht der Hund auffallend oft um das unbewohnte, aber hell erleuchtete Haus herum. Das große Einfahrtstor ist gar nicht ganz geschlossen, vielleicht ein Spalt von 10, 15 Zentimetern ist offen. Merkwürdig. Aber der Hund passt da ja wohl nicht durch?

Für den Abend geben wir auf. Morgen, bei Tageslicht wollen wir noch mal eine Suchaktion starten. Der Hund hat zwischenzeitlich wohl gemerkt, wie viel er hemmungslos in sich hinein gefressen hat und legt sich vor dem Haus auf den nach warmen Asphalt.

Gute Nacht für heute.

Durch diese ganze Schuhnummer haben wir immerhin gelernt, das man auch über diesen anderen Weg auf den Platz kommt. Daher passieren wir am nächsten Morgen nicht noch mal die Engstelle mit der kaputten Böschung, sondern kommen an dem merkwürdigen blauen Haus vorbei. Die Suche nach dem Schuh beginnt von neuem und nach kurzem Suchen wird er auf einer angrenzenden Wiese durch eine der mitreisenden Frauen gefunden. Natürlich durch eine Frau. Männer finden ja nie was. Haben sie ja in der Nacht zuvor auch gerade bewiesen, trotz Taschenlampen.

Was für ein Glück. Sehr schön. Alle Schuhe komplett.

Doch was ist eigentlich mit dem wilden Hund?

Den finden wir auch wieder. Es sitzt stolz hinter dem großen Zufahrtstor des merkwürdigen blauen Hauses, das heute vollständig geschlossen ist.

Noch mal zur Klarheit: Er sitzt nicht VOR dem Tor, sondern DAHINTER!

So viel zu hungernden, wilden, verwahrlosten Hunden in Griechenland.

Peter.

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