Drei auf die Schnelle

KALMAR, BORGHOLM und FIGEHOLM – drei Stationen in fünf Tagen auf dem Weg nach Norden:

Im Törnführer steht zu KALMAR: Großer Gasthafen, man bekommt immer einen Platz, direkte Einkaufsmöglichkeiten am Hafen und volle Infrastruktur. Das stimmt alles, nur nicht, wenn gerade Stadtfest ist und die Eingeborenen mit ihren Booten aus den umliegenden Häfen in dieses Regionale Zentrum strömen. Pech gehabt.

Wir finden einen Platz im privaten ELEVATOR HAVEN, ganz an Steuerbord der Hafeneinfahrt hinten in der Ecke vor dem Museum. Der Anleger geht voll in die Hose. Der viele Süd-Wind hat uns zwar eine schnelle Reise der 51 Seemeilen von UTKLIPPAN ermöglicht, drückt uns aber nun mit Macht auf den Steg. Doch nicht etwa das Unvermögen der Mannschaft ist die Ursache, sondern die Mooringbojen: Die haben so viel Grundleine das sie am Ende fast mittschiffs hängen, statt ordentlich nach achtern das Boot zu halten.
Später lernen wir, das wir hier eigentlich nicht liegen sollen, denn alle Plätze sind fest vermietet. Die meisten Boote sind schon weg und so werden wir geduldet. Kostenlos – und dürfen dennoch die Yachthafen-Einrichtungen (fast 1 Kilometer entfernt) benutzen. Alles gut.
Der kommende Tag bringt etwas besseres Wetter und wir strolchen durch die Stadt und natürlich zum Schloss. Ein paar Bilder, ein paar Einkäufe und die klare Ansage, nach einem Hafentag wieder abzureisen.

BORGHOLM auf ÖLAND als 17 Seemeilen Kurzetappe unter Maschine. Waren wir zwar schon mal und fanden es nicht besonders, liegt aber strategisch ganz schlau und Segelwind ist sowieso nicht. Bezahlen können wir hier erst gar nicht. Denn wir liegen im Hafen des örtlichen Segelvereins (gleich an Backbord nach der Mole) und der Bezahlautomat, an dem auch die Wohnmobil-Fahrer bezahlen sollen, ist komplett ausgestiegen. Interessiert aber auch keinen. Drüben im Yachthafen funktioniert zwar alles, da kostet die Nacht aber auch mal eben 340 SEK.

Eigentlich wollten wir dann weiter nach KIDDENHOLM, einem Ankerplatz auf dem Festland – aber andere Boote haben uns den Gasthafen von FIGEHOLM, gleich in der Nähe, ans Herz gelegt. Also schön 32 Seemeilen unter Segeln da hin, das restliche Wetter ist leider lausig nasskalt.


Nun gilt es also: Schärenfahrt heißt konzentrieren! Wenn man vom offenen Meer den Felsen immer näher kommt, wird einem schon mulmig. Doch die Schweden sind wirklich Weltmeister im Betonnen des Fahrwassers und so finden wir sicher den Weg. Der Nieselregen lässt nach, ein paar Sonnenstrahlen brechen durch und wir können direkt in diese ruhige, stille, völlig abgeschiedene Schärenlandschaft eintauchen. Die kurze Revierfahrt ist wunderschön – und der Hafen von FIGEHOLM dann tatsächlich auch! Betrieben vom örtlichen Yachtclub gibt es hier alles, was einen Segler glücklich macht: Kostenlose Waschmaschinen und Trockner, einen Handwagen für den Transport schwerer Lebensmittel vom nahe gelegenen Supermarkt und, Heidi freut sich besonders: Kostenlose Fahrräder.

Wie sich da andere Boote über die „hohen“ Liegegebühren, die uns mit 300 SEK völlig fair erscheinen, aufregen können bleibt uns schleierhaft. Weil der kommende Tag keinen Wind verspricht, bleiben wir einfach. Kurven in der Gegend rum, gehen einkaufen, waschen Wäsche und besuchen das örtliche Seefahrtsmuseum. Da kann man zum Beispiel jede Menge alte Außenborder bestaunen, oder sich von den tollen alten Fotos der Frachtsegler in die Vergangenheit entführen lassen.

Im September sind in Schweden Parlamentswahlen und überall hängen Wahlplakate. Auf einem lesen wir tatsächlich „MER KÄRNKRAFT!“. Gleich um die Ecke ist das Atomkraftwerk UTHAMMAR. In Deutschland wohl Satire, hier durchaus ernst gemeint.

Peter.

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