Zur Lage XVI

Die Zeit bei der NORSAND Werft in WHANGAREI ist vorbei, wir haben an zwei Tagen insgesamt 70 Seemeilen Probefahrt (von WHANGAREI via TUTUKAKA nach OPUA) zurückgelegt und es wird Zeit für eine Bewertung der im Dezember 2013 geplanten Arbeiten und deren Ergebnis in den Monaten Februar bis April 2014.

Ein Fazit ist wohl:
Der „Atlantikzwischenfall“ vom 11. Dezember 2012 hat wohl viel gravierendere Schäden verursacht, als wir damals fest gestellt bzw. angenommen haben. Im folgenden Beitrag werden alle Reparaturen, die nun damit in Verbindung gebracht werden, kurz mit ALTANTIK2012 gekennzeichnet.

Unter Bezug auf den letzten Lagebericht (long ago and far away!) und unter Verwendung der selben Bezeichnungen hier also nun die durchgeführten Arbeiten in den drei vorhanden Kategorien und die Nachzügler:

1) Reparaturen
2) Verbesserungen
3) Kosmetik
4) Neu

1) Reparaturen

1.1) SIMRAD RS82 UKW Blackbox:
Es hat satte fünf Monate gedauert, bis SIMRAD ein kostenloses Austauschgerät geschickt hat – kam am letzten Tag in WHANGAREI an. Fahren wir jetzt erst mal in der Ersatzteilkiste. Gelöst.

1.2) Hauptmaschine Control Panel im Cockpit
Ein kleiner DIP-Schalter im Gerät war so verrostet, das nur noch Murcks angezeigt wurde. Damit wird das Anzeigegerät auf die Maschine abgestimmt. Armselig, das NANNI DIESEL so ein Outdoor-Bauteil so leicht vergammelbar verbaut. Gelöst.

1.3) Generator
Die Elektriker haben irgendwo die Originalbeschreibung gefunden und sind sicher, das beide Kondensatoren falsch waren! Wir haben nun einen 40 µF / 450 Volt Teil, das auch funktioniert. Und eines in Reserve, für den Fall der Fälle. Gelöst, aber mit dem Fragezeichen, ob das wirklich richtig sein kann? Wenn einer was dazu sagen kann, dann würde ich mich über Feedback sehr freuen!

1.4) Antennenmast/Seezaun
Alles astrein gerichtet und sogar stabiler wieder eingebaut, als es vorher war. Natürlich musste der Antennenmast auch demontiert werden und die anschließende Neu-Verkabelung war ein Puzzle mit 1.000 Teilen. Gelöst.

1.5) Schweißnaht Rudergehäuse (ATLANTIK2012)
Die Baustelle war viel größer als gedacht. Das Gehäuse ist neu geschweißt und verstärkt – sieht wie neu aus. Aber leider war die innen liegende Mechanik ziemlich fertig/heruntergekommen. Zum einen muss immer mal wieder etwas Seewasser eingedrungen sein – alle Lager vergammelt und verrostet. Zum anderen war die Steuerachse leicht verzogen. Neue Lager und Achse gerichtet. Ferner wurden die beiden Quadranten auf dem Ruder für die Handsteuerung und die Hydraulikramme verbessert: Nun werden beide wie eine Klemme mit zwei Schrauben an den Seiten auf der Ruderachse fixiert. Dadurch wurde das mittlerweile vorhandene Ruderspiel beseitigt. Aufwendig, aber gelöst.

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1.6) Deck-Leckagen beseitigen
Die 6 Tankfüllstutzen wurden ordentlich und sauber neu mit Teak eingefasst und wasserdicht mit dem Deck verklebt. Wehe, die lecken wieder, bevor wir nach Deutschland zurück kehren!

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1.7) Dichtungen Schwenkkiel
Eine Wissenschaft für sich. Die grundsätzliche Konstruktion ist die gleiche, aber nun werden andere Dichtungen, ein neuer O-Ring und ein Schmiernippel verwendet mit dem wir Wasserfestes Fett in das Lager pressen können. So soll das Seewasser draußen gehalten werden. Der Mechaniker meint, das sei nun richtig gut – wir werden das erst nach ein paar Monaten wirklich beurteilen können. Erstmal gelöst.

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1.8) Alle Segel “warten” (ATLANTIK2012)
Fast alle Nähte nach-genäht, alle Segel mit „WET and FORGETT“ behandelt und endlich wieder richtige Segellatten. Gelöst.

1.9) Pole reparieren
Geschweißt, gerichtet und neu lackiert – wie neu. Gelöst.

1.10) TRUDI reparieren
Achse gerichtet, neuer Schaft und vor allem neue, sehr massive untere Halterung am Heck. Gelöst.

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1.11) Ankerwinde überholen
Die Demontage der alten Ankerwinde war fast unmöglich, da alle Beschläge völlig vergammelt waren. Die angedachte Überholung der Ankerwinsch wurde aufgegeben (zu aufwendig, keine Ersatzteile mehr weil zu alt) und statt dessen eine nagelneue Verbaut. Aufwendig, aber gelöst.

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1.12) Decksluken
Alle Decksluken haben neue Gummi-Dichtungen. Gelöst.

 

2) Verbesserungen

2.1) Windmessgerät:
Ein einfacher Konverter hat die Aufgabe gelöst. Der setzt NMEA0183 Signale (die vom Windsensor kommen) auf NMEA2000 um und schon können alle vorhanden Geräte damit umgehen. Gelöst.

2.2) Ladegeräte auf AGM Batterien einstellen
War wohl etwas schwieriger und so richtig gravierend wurde die Einstellung der Ladegeräte auch nicht geändert. Aber der Elektriker ist überzeugt, das jetzt alles 100% richtig ist. Gelöst.

2.3) Hauptschalter für das Kurzwellen-Funkgerät
Kleiner Schalter, der große Schaltströme schalten kann, eingebaut. Gelöst.

2.4) Wassermacher
War wie gedacht ein größeres Projekt. Wir haben jetzt einen „Wassermacher-Wasserhahn“ in der Kombüse. Luxus Pur! Dazu noch den Tank-Wasserhahn und den Seewasser-Hahn. In der Kombüse sieht es schon fast wie in einer Kneipe mit den vielen Zapfhähnen aus…

…nur, das hier drei Sorten Wasser statt Bier fließen. 😉

Ferner haben wir einen elektrischen drei-Wege Schalter, der zwei elektrische Ventile schaltet. In Position „0“ (alles aus) wird der Wasserhahn in der Küche mit Wasser versorgt, bei „1“ der Steuerbord-Wasserbank und bei „2“ der Backbord-Wassertank. Ganz schön komfortabel!!!
Außerdem wurden die Einlaufschläuche vom Wassermacher zu den Tanks neu verlegt und jeweils direkt an die Tankentlüftung angeschlossen. Da die Entlüftung einen großen Querschnitt als die Produktionsleitung des Wassermachers hat, dürfte es zu keinem Problem kommen…Test steht noch aus. Aber wohl gelöst.

2.5) Ruder-Hydraulikpumpe Schallisolierung
Kleine Schallschutz-Isolierung. Gelöst.

2.6) Seewasserkreislauf Generator und Hauptmaschine
Bei der Hauptmaschine nun 100% richtig gemacht und die Leitungswege verkürzt. Wir hatten zwar noch keinen richtigen Seegang, aber unser „leerer-Seewasserfilter“ Problem wird wohl gelöst sein. Beim Generator ist der Mechaniker der Ansicht, das alles OK war.

2.7) Größerer Ankerkasten & längere Kette
Wir haben jetzt 100 Meter Kette an Bord und der neue Kettenkasten könnte wohl noch mehr fassen. Aber leider fällt die Kette auch jetzt nicht alleine. Die ersten 70 Meter müssen wir von Hand weg stauen, die anderen 30 (also die, die häufig in Benutzung sind) fallen „fast“ alleine. Schade, das Heidi´s Turnübungen nicht Geschichte sind, aber alle Versuche und Experimente haben kein besseres Verhalten gezeigt. Problem ist wohl, das die Kette von Deck über ein Rohr unter unser Vorschiffskoje geführt wird. Von da in den Kettenkasten sind es (bei leerem Kettenkasten) 40 Zentimeter Fallhöhe – für den Anfang ganz gut. Aber die Kette bildet beim Einholen gerne Haufen die nicht umkippen wollen…könnte man glatt als Hochschulstudium anbieten: Die Philosophie der Kettenhaufengebilde 😉
Teilweise gelöst, die lange Kette ist unschätzbar wertvoll für uns!

Im Bild verkennt man vorne den alten Ankerkasten und dahinter (im Bild Vordergrund) die Erweiterung. Alles wurde mit GFK aufgebaut und dann mit Gummimatten ausgelegt.

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2.8) Neues Bimini und neue Sprayhood
Wir haben zwar neue Persenninge, aber eine viel größere Sonnenschutzfläche hat sich nicht ergeben. Dafür ist die Integration der Solarpanele (neues Projekt) ins Bimini wirklich gut gelungen. Gelöst.

2.9) Neue Leine für Großschoot
Statt 14mm nun 12mm Leine und einen besseren Endlosspleiß. Viel besser handhabbar. Gelöst.

2.10) Neuer Seewasserschauch für Generator
Alle Schläuche und Verbinder erneuert. Gelöst.

2.11) 6-Kantschrauben für beide Impellerpumpen
Gelöst. Der Mechaniker war so pfiffig, beim Generator gleich den Impeller mit zu tauschen, weil man da so beschissen dran kommt…hatten wir zwar in TONGA gerade gemacht, aber so ist’s auch gut. Gelöst.

2.12) Ankeralarm
Gelöst – das Stand-Alone GPS (FURUNO GP-33) kann nun alleine eingeschaltet werden.

2.13) Befestigungen der Wanten am Mast
Wurden überprüft und für gut befunden. Weil auch dieser Rigger nur „sieht gut aus“ sagen konnte, haben wir uns für eine Materialprüfung entschieden. Also alle Wanten und Terminals abbauen, per Kurier nach AUCKLAND geschickt und dort die Terminals röntgen lassen. Jetzt haben wir schicke Röntgenbilder aller Terminals…auf denen man keinen Riss o.ä. entdecken kann. Auch die Materialprüfungsgesellschaft hat keine Beanstandungen gefunden. OK, hat Geld gekostet, aber jetzt wissen wir wirklich, das alles OK ist. Gelöst.

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3) Kosmetik

3.1) Korrosion im Cockpit
Der Job war leider viel, viel größer als gedacht und konnte qualitativ nicht hochwertig durchgeführt werden. Dazu hätte man komplett neues Teak im Cockpit verlegen müssen…das wollten wir aber nicht. Also wurde „nur“ oberhalb des Teacks gearbeitet…geschliffen, gespachtelt, gemalt (spray-painting), geschliffen, gespachtelt, gemalt…und so weiter ;-( Gelöst.

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4) Neu

4.1) Solar-Panele
Wir haben nun zwei 95W Panele optisch ansprechend auf dem Bimini liegen. Dazu wurde das Bimini-Gestellt verstärkt und ein Aluminiumrahmen zur Aufnahme der Panele gebaut. Die Entscheidung „Pro-Solar“ kam über Weihnachten: Die Hoffnung ist, das wir zusammen mit dem Schleppgenerator nun fast ohne Diesel-Generator auskommen könnten…schauen wir mal, wie viel die Teile wirklich bringen! Gelöst.

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4.2) Propeller-Welle (ATLANTIK2012)
Beim Routine-Check des Wellenspiels im Propellerschaft wurde festgestellt, das wir am Besten neue Wellenlager einbauen sollten. Dazu wurde die Welle gezogen…und dabei festgestellt, das die Welle leicht verzogen war und somit am inneren Lager eine Ellipse ausgeschlagen hat.
Einzige Erklärung ist die Geschichte mit der Leine im Propeller und die unglaubliche Zerstörungswut von 85 PS. Nun denn – neue Lager, gerichtete Welle. Gelöst.

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stormvogel_nz_refit_welle_richtbankstormvogel_nz_refit_wellenlager_innen
4.3) Wassersammler Hauptmaschine
Bei den Arbeiten an der Welle fiel auf, das der aus Aluminium gebaute Wassersammler deutliche Korrosionsspuren aufwies. Beim Rumstochern mit dem Schraubenzieher war dann auch direkt ein Loch drin. Da das Ding pass-genau unter den Bodenbrettern der Achterkajüte zwischen den Spanten liegt hat die Werft mal eben in Einzelanfertigung einen neuen gebaut. Aus GFK – viel zu schön, um ihn tief im Schiff zu verstecken 😉 Gelöst.

4.4) Unterwasseranstrich
Klar, noch nicht richtig notwendig (zuletzt TAHITI), aber wenn man schon mal aus dem Wasser ist. Dabei gelernt: Spray-Painting soll viel besser sein als Rolle, weil es eine andere Oberfläche ergibt. Gelöst.

4.5) Abgaskrümmer
In diesem Teil werden die Auspuffabgase mit Seewasser vermischt, um diese zu kühlen. Warum unser nur 1,5 Jahre altes Teil so verrostet war, ist unklar. Eventuell habe ich „vergessen“ die vorhandene Opferanode zu wechseln?

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Ja, und das war der denn nun „kleine“ NEUSEELAND Refit am STORMVOGEL in Frühjahr 2014. Kostenmäßig leider völlig aus der Planung, aber immerhin haben wir das Gefühl, das die hier qualitativ gute Arbeit geleistet haben.
„Andere Boote“, die wir recht gut kennen, haben sich die viele Arbeit selbst zugemutet. 12 Stunden pro Tag – von Dezember bis April. Klar, man spart Geld dabei, in der Regel nur den Arbeitslohn und den auch noch nicht mal vollständig, weil bei den komplizierten Arbeiten ein Werft-Mechaniker sowieso dazu kommen muss.

Ich denke wir haben unser Geld gut ausgegeben und mit unseren drei Wohnmobilmonaten andere, neue Abenteuer erlebt, die wir sonst nicht gehabt hätten.

Peter.

P.S.:  Bin ich froh´, diesen riesigen Beitrag endlich fertig zu haben! Hier in OPUA bereiten wir uns nun für den 8-10 Tage dauernden Schlag nach VANUATU vor. Aufregend, aber gut, das es wieder richtig los geht!

Ein Kommentar

  1. wow – ich habe den Eindruck, dass – wenn wir unser Schiff neben die Stormvogel hätte stellen können, es jetzt wie neu wäre und an eurer Rechnungsendsumme wäre es kaum zu bemerken – oder? Schade nur, Ihr seid zu weit weg!!!!;-)) Wie oft habt Ihr das Schiff jetzt gekauft- 2,5x? Und? Versicherungssumme schon geprüft? :-))

    Kommt gut in fahrt

    Louise&Wolfgang

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