Die Entscheidung steht. Die tunesische Urlaubsinsel DJERBA mit ihren verführerischen Stränden wird vorzeitig verlassen.
„Not yet another fucking beautiful beach“, würde ein Engländer sagen. Wir auch.
Der Weg von der Insel führt nicht wie bei der Anreise über die Fähre im Norden, sondern über den ca 7 Kilometer langen Damm im Süden. Zuvor soll die Synagoge GHRIBA besucht werden und auf dem Weg per Zufall auch der Straßenmarkt von EL MAY.
Die Synagoge ist nur Sonntags geöffnet, doch war die völlig unbegründete aber vorherrschende Meinung, das man schon „irgendwas“ besichtigen kann stark vertreten.
Kann man nicht.
Ein streng blickender Polizist sichert die mit Betonkübeln zugestellte Zufahrt schon gut 100 Meter vor dem eigentlichen Gebäude. Von ihm darf man keine Bilder machen, vom Gebäude schon, aus der Entfernung.
Am 11. April 2002, als ein bekloppter Terrorist einen Lastwagen voller Gasflaschen in das Gelände des Synagoge fuhr und 21 unbeteiligte Touristen in den Tot riss und über 30 weitere Unschuldige schwer verletzte, waren wir mit unseren Kindern zufällig auch in TUNESIEN.
Die lebenslange Begleitung hatte zuvor wieder angefangen zu arbeiten und sich in den Kopf gesetzt, von ihren ersten Gehältern der ganzen Familie einen schicken „all-inclusive“ Urlaub zu schenken. Glücklicher Weise waren wir viele Kilometer im Großraum MONASTIR entfernt, als der Anschlag verübt wurde. Die eigentliche Anekdote ist allerdings das des Schreiberlings Mutter völlig verzweifelt in dessen Firma anrief und wissen wollte, wie es ihrem Sohn geht? Familiäre Kommunikation schon immer mangelhaft.
Nun, keine Ahnung wie es im inneren der Synagoge aussieht, aber ein jederzeit zubesichtigendes Mahnmal im Angedenken der Opfer wäre ja wohl angemessen? Gibt es aber (scheinbar?) nicht. Das können andere viel besser.
Auf der Fahrt nach EL KANTARA (dem Beginn des Dammes auf der DJERBA Seite) liegt die Stadt EL MAY. Während der Durchfahrt wird ein Straßenmarkt entdeckt, das Auto fix geparkt und in das herrliche Gewühl des Marktgeschehens eingetaucht. Im Moment scheinen frische Zwiebeln Saison zu haben, die Märkte sind voll davon. Allerdings, und das ist schon merkwürdig: Bei den angebotenen Mengen müssten ja auch irgendwo mal Felder oder große Gärten zu sehen sein, auf denen das Zeug angebaut wird?
Die Fahrt über den langen Damm ist völlig unspektakulär. Eigentlich nur zweispurig, wird allerorten gebaut. Offenbar sollen demnächst vier Fahrspurgen zur Verfügung stehen. Auf der vom Wetter geschützten westlichen Seite läuft oberflächlich ein großes Wasserrohr, die östliche Seite wird verbreitet und mit riesigen Felssteinen als Wellenbrecher gesichert. Echte Großbaustelle mit jeder Menge Bagger, nur kurz vor der kleinen Brücke unter der höchstens kleine Fischerboote passieren können, bietet sich die Gelegenheit für einen Fotostopp.
Auf dem Festland angekommen ein schnelles Frühstück „on the beach“ und dann quer übers Land zum heutigen Ziel DOUIRET.
Die Landschaft ändert sich permanent und auch wenn die Berge eher große Hügel sind und die Steppe recht unordentlich daher kommt: Tolle Landschaft, schön darin zu fahren. Die Passage von zwei großen Salzseen über einen Damm weckt Erinnerungen an andere Salzseen. Das bescheuert schwere Kreuz von Reisenden: Schon mal besser gesehen. Nur wenig Verkehr bis zur Großstadt TATAHOUINE (bzw. TATOUINE), darin selbst das übliche Gewühl, danach bis DOUIRET nahezu Mutterseelen alleine.
DOUIRET ist mit Sicherheit ein echter Höhepunkt der TUNESIEN 2025 Reise, so viel sei schon mal vor weg genommen. Bericht folgt.
Natürlich.
Peter.