Vorweg eine Warnung:
Entgegen sonstigen Gepflogenheiten in diesem Blog sind in diesem Beitrag ausnahmsweise reale Menschen auf einigen Bildern zu sehen. Bitte nicht erschrecken!
Wenn es Plan A und sogar Plan B gibt, kommt oft und unvermittelt auch gerne mal Plan C um die Ecke.
So auch hier.
Statt einer vorzüglichen Ostseerunde durch bisher nie bereiste Länder im Spätsommer 2024 lief es auf einen mehr oder weniger anstrengenden NORWEGEN Kurzbesuch mit insgesamt knapp 2.000 gefahrenen Kilometern hinaus.
Immerhin NORWEGEN!
Darin war sich die interkontinentale Reisegruppe („intercontinental explorer group“) jederzeit einig. Die Besatzung der ODA (Elisabeth und Per) sollte unbedingt in deren Haus in der Nähe von OSLO gemeinsam besucht werden. Nicht Pflicht, nein, Wille und Leidenschaft!
Darüber hinaus versiegte jedoch die Reiselust des australischen Teils der interkontinentalen Reisegruppe jeden Tag zusehends. Kollektives Heimweh griff mehr und mehr um sich und eigentlich waren ihre Gedanken eher auf dem heimatlichen Kontinent als im hier und jetzt, als hier bei uns in EUROPA.
Nun, das kam zwar etwas überraschend, war aber denn auch kein ernsthaftes Problem. Immerhin konnten wir noch ein paar gute Wochen miteinander verbringen und am Ende kommt es doch auch nur darauf an: Gemeinsame Zeit mit Freunden!
Wo und in welchem Land auch immer.
Plan C ging denn mal so:
ELMSHORN (DE) -> HVIDE SANDE (DK) -> HIRTSHALS (DK) -> Fähre -> KRISTIANSAND (NO) -> OSLO (NO) -> SANDEFJORD (NO) -> Fähre -> STROEMSTAD (SE) -> LYSEKIL (SE) -> KORSOER (DK) -> ELMSHORN (DE)
Die erste Nacht im immer noch geliebten HVIDE SANDE (DK) auf einem völlig überteuerten Campingplatz verbracht. Noch Hauptsaison, satte 41 € für Stellplatz, Klo und Dusche. Nix Strom. Die kleine Stadt, voller Touristen. Also wirklich voll und es ist wie immer klar, wir sind auch nur eben solche und absolut nichts besseres. Aber unangenehm ob der Menschenmengen war es dann doch.
Die Nordsee auch, das Wasser kalt und trübe. Nur ein einzelner Teilnehmer der interkontinentalen Reisegruppe mit ausreichend flüssigem Motivationsmittel im Blut und hinreichend Körperfett um sich herum war in der Lage, das obligatorische Bade im Meere stellvertretend für alle wahrzunehmen. Dass es dabei auch noch kurz mal regnete ändert nichts an der kühnen (kühlen?), absolut unsinnigen Tat.
Ein paar Tage später sind in der Gegend, etwas weiter nördlich, zwei Kinder tödlich in den Dünen verunglückt. Das ist wahrlich tragisch, doch wer will schon freudig spielenden Kindern das Herumtoben in dieser fantastischen, weltweit wohl einmaligen Dünenlandschaft verbieten?
Was der Schreiberling allerdings absolut nicht nachvollziehen kann war der Umstand, das auch einige (mehr) Erwachsene die Dünen zu ihrem Eigentum erklärten und darin munter herumstapften obwohl eindringliche Hinweisschilder und Absperrungen aller Orten klar darauf hinwiesen, das dadurch die Dünen, der Jahrhunderte alte natürliche Küstenschutz der dänischen Westküste, zerstört werden. Ist doch logisch: Tritt die Pflanzen platt und der Wind hat mit diesem wunderbar feinen Sand freies Spiel.
Auch in HIRTSHALS (DK) gab es mehr Touristen als Eingeborene, auch diese kleine Hafenstadt macht das Beste daraus.
Absolut ruhig verlaufende Überfahrt mit der MS STAVANGERFJORD der Reederei FJORDLINE nach NORWEGEN.
Die anschließende Fahrt auf der norwegischen Autobahn von KRISTIANSAND (NO) in die Nähe von OSLO (NO, ach was) war an Langeweile nicht zu überbieten. Erst Wochen später wurde die fällige Maut (immerhin 17 €!) vom Dienstleister endlich mal in Rechnung gestellt. Beide Autos hatten sich selbstverständlich vorher ordnungsgemäß registriert, gibt es doch keine Möglichkeit der vor-Ort Bezahlung.
Wie im Übrigen auch alle mitgeführten alkoholhaltigen Getränke ordnungsgemäß verzollt wurden. Doch während beim deutschen Teil der interkontinentalen Reisegruppe die offizielle App des norwegischen Zolls (leider) ordnungsgemäß funktionierte, stockte der Zahlungsprozess beim australischen Teil. „payment pending“, ein paar Tage später wurde der Zahlungsprozess einfach automatisch abgebrochen.
Was diesen Teilnehmerkreis der interkontinentalen Reisegruppe wohl eindeutig und ohne jeden Zweifel im Nachhinein zu räudigen Schmugglern macht und vielleicht erklärt, warum die beiden den Kontinent so schnell wie möglich verlassen wollten?
Es ist schwer zu beschreiben was passiert, wenn drei Bootsbesatzungen die vor Jahren im Pazifik ein paar wirklich sehr schwierige gemeinsame Tage zu meistern hatten, völlig entspannt ohne jeden Druck und Anspannung wieder für ein paar Tage aufeinander treffen. Sechs erwachsene Menschen aus drei verschiedenen Ländern in drei verschiedenen Sprachen, in absoluter gegenseitiger stillschweigender Anerkennung. Über den Vorfall selbst wird, natürlich, an einem Abend auch noch mal gesprochen aber vergangen ist vergangen.

Die ODA Crew hat zwar erst vor kurzem ihr Boot verloren, ist aber bereits emsig dabei sich ein neues schwimmendes Gefährt zu beschaffen. In diesem Vorhaben sind die beiden ganz sicher, wir vier anderen nicht. War ja vielleicht auch ein Zeichen, hat nicht alles seine Zeit?
Logisch, als perfekte norwegische Gastgeber haben die beiden ein herausragendes Ausflugsprogramm ausgearbeitet und sogar einen kleinen Bus organisiert, damit die nun vergrößerte interkontinentale Reisegruppe gemeinsam in einem Auto herumfahren kann. Und so erleben wir diesmal nicht das geliebte Wasser, sondern in der Umgebung des Hauses Natur pur, den Nachbau eines Wikingerbootes und ein außergewöhnliches Museum („KISTEFOS„) mit teilweise wirklich grandiosen Skulpturen.

Doch natürlich sind es die gemeinsam verbrachten Stunden am und im Haus, die diese Zeit so besonders kostbar machen. Jede (ehemalige) Crew ist für ein Abendessen verantwortlich, lecker, geradezu köstlich ist es immer! Norwegisches Labskaus (…geht hier wohl eher als dicke Kartoffelsuppe durch), obligatorisches BBQ, Schweinebraten und schließlich gebratene Tauben (!), eigenhändig vom Eingeborenen nordmännischen Jäger erlegt, seien hier ohne die Absicht Neid zu erwecken erwähnt. Ach, wie lecker das Leben sein kann!
Jeder Kilometer, jede Seemeile war es absolut Wert, diese kurze gemeinsame Reise in den Norden zu unternehmen!
Doch wie jeder anständige Fisch, der in der Regel nach drei Tagen anfängt zu stinken, reist die interkontinentale Reisegruppe nach vier sehr intensiven Tagen wieder ab. Das kommt den Schreiberling sehr zu pass, denn die abendlichen Aquavit Verkostungen hinterlassen Spuren und machen die so kostbaren Folgetage wahrlich nicht einfacher.
Die Idee von SANDEFJORD (NO) mit der Fähre nach STROEMSTAD (SE) zu reisen stammt vom Norweger. Der weiterhin nicht als absolutistisch akzeptierte Reiseleiter kannte die Route gar nicht? Doch im Bestreben, jetzt wieder zügig nach ELMSHORN zurück zu kehren passt diese Passage ganz hervorragend. Schließlich ist offiziell niemand auf der Flucht, obwohl, einige vielleicht kurz davor?
Der Dampfer COLOR HYBRID der Reederei COLORLINE ist eigentlich nur ein schwimmender Supermarkt, nutzten die NORWEGER doch den kurzen Trip nach SCHWEDEN und zurück gerne dazu, ordentlich, selbstverständlich im Rahmen des erlaubten, Alkohol und Zigaretten einzukaufen.
Technisch ist die COLOR HYBRID allerdings eine der ganz anspruchsvollen Fähren. Die Hydraulikanlage im Bug zum Öffnen der Bugklappe und der offenbar als Rammschott ausgelegten Laderampe wird bestimmt sehr viel Aufmerksamkeit erfordern. Da haben sich vermutlich mal ein paar kluge Ingenieure ordentlich ausgetobt. Respekt!
In STROEMSTAD (SE) bietet sich ein Ausflug auf die KOSTER Inseln (SE) mit der Passagierfähre an. Das Wetter ist so was von durchwachsen, dass sich kaum ein Segelboot auf den Inseln befindet. Der wunderschöne Rundgang auf der Nordinsel verläuft trocken, es regnet als im einzig offenen Restaurant der Nordinsel spät zu Mittag gegessen wird. So was von Herbst, das ist schon nicht mehr schön!
Mittlerweile haben die AUSTRALIER sich erklärt und wollen direkt zurück nach ELMSHORN, das Wohnmobil verkaufen, ihre Sachen zusammenpacken und den nächsten Flug nach Hause nehmen. Acht Monate fern der Heimat sind eine lange Zeit, neue Enkelkinder wollen in den Arm genommen werden und irgendwann ist es wohl auch mal einfach gut.
In LYSEKIL (SE) wird die Wohnmobil Verkaufsanzeige für das Auto der AUSTRALIER endgültig formuliert und online beim Makler eingereicht. Die anstehende Übernachtung findet mal wieder in einem Yachthafen statt. Was liegt näher als die Freiflächen für das Winterlager der zahlreichen Boote im Sommer als Stellplätze für Wohnmobile zu nutzen? Zumal man für sehr wenig Aufwand ordentlich Geld verlangen kann. Beschweren mag sich niemand. Der Platz direkt am Wasser ist super, der Fußweg in die Stadt wunderschön.
Tags darauf ein endlos langer Schlag über die beiden super teuren Riesenbrücken (OERSESUNDSBORN (MALMÖ (SE) -> KOPENHAGEN (DK)) und STOREBAELTSBROEN (HALSKOV (DK) -> NYBORG (DK))) in das nunmehr stürmische KORSÖR (DK).
Vermutlich hätte KNAUSi mit dem Anhänger die STOREBAELTSBROEN gar nicht passieren dürfen, so wie der Wind geblasen hat? Die eingeschalteten Warnschilder in dänischer Sprache konnten nicht eindeutig verstanden werden.
Auf einem Rastplatz entlang des Weges wird am frühen Nachmittag das Ende der Wohnmobilauktion live verfolgt, noch auf Reisen wird das Wohnmobil erfolgreich verkauft.
Jetzt gibt es kein Zurück mehr! Oder besser: Jetzt geht es 100%ig recht schnell zurück!
Das Wetter, aber auch die bevorstehende endgültige Auflösung der interkontinentalen Reisegruppe lassen die Rückfahrt nach ELMSHORN etwas betrüblicher daherkommen als es eigentlich nötig gewesen wäre.
Wie so oft:
Rückfahrten sind scheiße.
Egal ob Kilometer oder Seemeilen fressen, nur um dem einen Ende näher zu kommen.
Doch so lange man lebt ist ein Ende auch zugleich immer ein Start für etwas Neues. Muss man ja auch erst mal begreifen.
Die letzten gemeinsamen Tage in ELMSHORN sind geprägt von emsiger Betriebsamkeit. Am Tag vor dem Heimflug steht das Wiegen der zahlreichen Gepäckstücke im Vordergrund, nur um später am Flughafen zu lernen das die Waagen der Fluggesellschaften noch geiziger als die eigene mit ihren gemessenen Kilos sind.
Der Flug geht um 0600, die Fluggesellschaft besteht darauf, 3 Stunden vorher am Flughafen zu sein. Die nächtliche Verabschiedung in der offiziell „KISS & FLY“ genannten Kurzhaltezone des Flughafens in HAMBURG verläuft kurz und schmerzlos. Professionell.
Denn Profireisende, die wir alle nun mal sind, haben bereits die nächsten Etappen fest im Blick. Die einen in knapp 24 Stunden über LONDON und PERTH nach BRISBANE. Die anderen am gleichen Tage in knapp zwei Stunden von ELMSHORN nach WENDTORF an den Strand. Noch mal schnell für ein paar Tage das herrliche heiße Sommerwetter ausnutzen und sich völlig nutzlos am Ostseestrand herum lümmeln.
Hinter dem Horizont geht es weiter!
(Udo Lindenberg, 1986)
Peter.