Die interkontinentale Reisegruppe hat sich darauf verständigt, GRAN CANARIA zu verlassen und nach FUERTEVENTURA überzusetzen.
Zum einen ist dieses hektische Bienenstocktreiben auf GRAN CANARIA etwas belastend, zum anderen lässt tatsächlich das Wetter zu Wünschen übrig. Die Temperaturen sind zwar mittlerweile OK, doch heftiger Wind, immer wieder kurze Regenschauer und nahezu vollständig bedeckter Himmel lassen den Wunsch nach schneller Ortsveränderung reifen.
Klassiker: Wo anders könnte es ja besser sein (?).

Und wie immer bei hoffnungsgetriebenen Entscheidungen: Unwissenheit vereinfacht die Entscheidung ungemein!
Die Fähre von GRAN CANARIA nach FUERTEVENTURA startet in LAS PALMAS. Also müssen die beiden Autos vom Süden der Insel wieder ganz in den Norden verbracht werden. Das ginge schnell und einfach über die östliche Küstenautobahn von GRAN CANARIA, keine zwei Stunden Zeit würde man auf dieser Route benötigen.
Doch warum einfach, wenn es auch schwierig(er) geht?
Viel Zeit ist vorhanden, selbst ein spätes gemeinsames Frühstück mit Keith aka HELLON Erath und seinem Lebensgefährten ist in MASPALOMAS noch drin.
Gegen 1300 geht es auf in die Berge von GRAN CANARIA.

Die Straßen steigen merklich an und werden schnell schmaler, enorm viele Rennradfahrer tummeln sich an diesem Samstag darauf. Die einen quälen (?) sich den Berg hinauf, die anderen brettern volle Kanne, quasi kurz vor Lebensmüde, die Serpentinen herab. KNAUSi macht sich mit dem Anhänger ganz gut, bis ein Linienbus an einer Engstelle unvermittelt vor KNAUSi´s aufgemotzten Kühlergrill auftaucht und natürlich talwärts passieren möchte.
Besser: Passieren muss!
Hallo: Linienbus?
Nun, irgendwie müsste des KNAUSi´s Fahrer das Gespann nur ein paar hundert Meter zurück setzen, da war die Straße noch etwas breiter. Neben der Ungeübtheit im Rückwärtsfahren des gar nicht mal so kleinen Gespannes (10,70 Meter) gibt es da noch das Linienbus Trauma aus SANTIAGO DE CHILE. Und einige Motorrad- und Autofahrer, die sich bereits hinter des KNAUSi´s stehenden Anhänger aufgestaut haben.
Die Beifahrerin springt gekonnt heraus und sorgt für Platz nach hinten, des KNAUSi´s Fahrer gibt sein Bestes um weiter rechts an die Felsen zu kommen. Doch das Beste dauert seine Zeit und die Ungeduld der zahlreich wartenden schwebt wie eine immer dunkler werdenden Wolke über KNAUSi, hier speziell über der linken Seite der Fahrerkabine.
Irgendwann erkennt der Linienbusfahrer, das ihm der Platz reicht und gibt durch Gesten zu verstehen, das sich KNAUSi nun bitte nicht mehr bewegen möge. Des KNAUSi´s Fahrer hätte im Leben nicht vermutet, das dieses große Fahrzeug nun passieren kann. Doch mit eingeklappten linken Spiegel läuft das Manöver tatsächlich ohne Blessuren ab.

Wenn der Busfahrer gewusst hätte, das ihm kurze Zeit später ein weiteres Wohnmobil mit einem deutschen Kennzeichen, ebenfalls beginnend mit „PI -“ entgegen kommt und ein ähnliches Manöver ansteht, wäre er vielleicht nicht so gelassen gewesen?
Oder vielleicht doch: Wer als Linienbusfahrer auf solchen engen Bergstraßen unterwegs ist, wird einiges gewohnt sein.
Erwartungsgemäß liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit in den Bergen bei deutlich unter 40 km/h, doch irgendwann wird das Etappenziel TEJEDA erreicht. Mittlerweile befindet sich die Reisegruppe in tief hängenden dunklen Wolken, aus denen gerne auch mal ein wenig Wasser heraus fällt. Das macht den kleinen Dorfausflug in TEJEDA nicht besser, die aufwendige Parkplatzsuche und ein gescheitertes Wendemanöver auch nicht.
Nur noch eine Frage von ein paar tausend Kilometern mehr, bis des KNAUSi´s Fahrer Fähigkeiten den Herausforderungen des fahrerischen Alltags genügen.
Ganz sicher.
Kurz nach TEJEDA, etwas weiter gen Norden, kippt das Wetter ins dramatische. Sicht nahe Null, Regen, kalt (7°C).
Zunächst geht es noch mal steil bergauf, 12% Steigung über locker vier Kilometer. Schwertarbeit für die 150 Pferde, die im 4-Zylinder DUCATO ihren Dienst tun. Des KNAUSi´s Bordcomputer schockt den Fahrer mit dem trockenen Hinweis, das sich nur noch sehr wenig Kraftstoff im Tank befinden würde und man dringend tanken möge. So ein Blödsinn, die Tanknadel des 120 Liter Tanks steht noch auf einem Viertel! Die Erklärung ist einfach: Bei der enormen Steigung lag der errechnete Durchschnittsverbrauch bei 50+ Litern Diesel auf 100 km/h. Da kann so ein doofer Computer schon mal falsche Rückschlüsse ziehen.
So eine dichte Suppenküche in hohen Bergen hat der deutsche Teil der interkontinentalen Reisegruppe zuletzt in ARGENTINIEN erlebt. Damals kostete die Piste mal wieder einen Reifen. Das ist auf den sehr guten Straßen von GRAN CANARIA zumindest nicht zu befürchten, aber jetzt geht es mit weniger als 20 km/h erst mal steil bergab.
Anfangs macht das Gekurve in den Bergen ja noch wirklich Spaß, doch irgendwann, so nach vier Stunden oder so, fängt es dann auch an zu nerven und man wünscht sich, bald wieder aus dem Gewirr von Serpentinen, Schluchten und Engstellen heraus zu kommen.
Klassiker: Immer schön da sein wollen, wo es vermutlich besser ist.

Das Tagesziel, ein Camperstop an direkt an der Küste, etwa 20 Kilometer westlich von LAS PALMAS gelegen wird gegen 1700 ohne Unfall, Schrammen oder sonstige Verluste erreicht. Wie schön!
Anfangs wirkt der große Schotterplatz mit seinen vielen Wohnmobilen und Wohnwagen darauf etwas abstoßend. Doch sehr schnell kann man sich hier heimisch fühlen. Es ist Wochenende und viele Eingeboren bevölkern mit ihren Kindern den Platz. Vermutlich nur kleine Wohnungen in LAS PALMAS ohne Platz fürs Rennen, Fußballspielen und herumalbern.
Der in PARK4NIGHT als mürrisch und abweisend beschriebene Platzwart entpuppt sich als super freundlich und hilfsbereit.
Das ist einfach das Problem mit „dem Internet“:
Irgendeiner hat irgendeine Meinung, schreibt sie „irgendwo im Internet“ auf und das bleibt dann einfach so, für immer, stehen. Aber nur weil es geschrieben steht, ist es ja nicht zwangsläufig wahr.
Na ja.
Also das, was in diesem meinem Blog geschrieben wurde, also das stimmt schon alles.
Wort für Wort.
Ich schwöre!
Genau so und in keinem Fall anders!
Peter.