Was jetzt folgt war ein wahrer Stresstest für Mensch und Maschine.
Also nur mal so zur Klarstellung: Mensch gleich aktueller Fahrer und aktuelle Beifahrerin, Maschine gleich KNAUSi und TENDER TO KNAUSi.
Keine Ahnung ob man diese „Spritztour“ auch gemacht hätte wenn man genau gewusst hätte was auf einen zukommt. Wenn man immer alles von vornherein wüsste, dann würde man ja wohl auch gar nicht mehr los kommen?
Vieles kann man über die so genannte ROMMEL PISTE in TUNESIEN im Internet lesen oder ansehen. Doch, oh Wunder: Das „Internet“ ist nicht die Welt, dort dokumentierte Erfahrungen, Einschätzungen und Erlebnisse anderer können die eigenen nicht ersetzten.
Mit anderen Worten: ERFAHREN kommt von ER FÄHRT und das so was von!
Von der ROMMEL PISTE erstmals in TUNESIEN gehört als der mitreisende Raumschiffsfahrer erzählte, das er just mit jemanden darüber gesprochen habe und davon absehen würde, die entlang zu fahren.
Hä?
Also gut. Das ist mal wieder so eine „Straße“ die man als echter Offroader mit seinem 128 Tonnen Truck mal gefahren sein muss. Oder so ähnlich.
Interessanter Weise gibt es verschiedene Geschichten darüber wie diese „Straße“ entstanden ist und sie zu ihrem Namen gekommen sei. Wenn die Betonplatten tatsächlich erst nach dem zweiten Weltkrieg in den Fels von den Franzosen gelegt wurden, wieso zur Hölle sollte dann diese Straße „ROMMEL“ heißen? Verehrt man jetzt seine Feinde oder was?
Auf jeden Fall muss irgend ein Militär irgendeiner Nation diese Nummer hier in den Bergen zwischen TAMERZA und METLAOUI durchgezogen haben, so bekloppt kann sonst keiner sein. Vermutlich ging es darum, schweres Gerät schneller von SÜD nach NORD oder umgekehrt verlegen zu können. Also einfach mal ab durch die Mitte!
Die Historie ist auch völlig egal.
Die „Straße“ ist nun mal da und sogar GOOGLE MAPS führt das Teil als „ROUTE A LA PISTE ROMMEL“, wenn man weit genug hinein zoomt. Was ahnungslosen aktuellen Fahrern allerdings nicht klar war ist die Wichtigkeit der Richtungswahl. Nur durch Zufall ergab es sich, das die Strecke glücklicher Weise Talwärts befahren wurde. Bergauf wäre das wohl sehr schief gegangen. Ob der Steigung, ob der extrem engen Serpentinen und ob des (ehemaligen) Straßenbelags.
Also erst mal die Position „34.3700, 8.1668“ südlich der Stadt REDEYEF ansteuern. Das findet jedes Navi.
Wenn man dann mitten in einer riesigen Mülldeponie landet hat man schon mal alles richtig gemacht. Natürlich nicht auf Dauer, nur auf schnelle Durchreise.
Die bis hierhin geteerte Straße ist ordentlich vermüllt, muss ja ob der Umgebung auch so sein. Doch schnell wird sie zur gut befahrbaren Piste und der lästige Müll bleibt auch zurück.
Dann scheint die Piste mit einem Male im Nichts zu enden. Voraus, weit entfernt am Horizont nur eine sehr tief liegende Ebene, dazwischen einfach nix. Kann ja gar nicht sein! Besser mal nicht stumpf weiter fahren sondern aussteigen, vorlaufen und auskundschaften. Das war schon immer klug wenn man den Weg nicht sieht.
Der Grund für die vorgeblich fehlende Piste ist schnell gefunden. Es geht einfach so was von steil bergab, das einem schon mal etwas bange werden darf. Die erkennbare Piste mit dicken Felsbrocken darin, teilweise Schlaglöchern, obligatorischer Abgrund zur Rechten.
Na ja, von hier oben betrachtet, könnte schlimmer sein.
Also schön behutsam da runter eiern, schaukeln und schunkeln. Bis auf einmal eine Art Wendehammer auftaucht. Vermutlich mal ein ehemaliger Bauplatz, denn kurz danach fangen die Betonplatten an.
Perfekter Ort für das anstehende Frühstück!
Ganz, ganz weit unten sieht man noch drei Jeeps die ROMMEL PISTE befahren, doch die sind bald weg. Statt dessen kommen insgesamt nacheinander drei Eingeborene mit ihren Mofas den Berg herauf gekrochen. Alle Achtung! Vermutlich Schwerstarbeit für Mensch und Maschine, doch die Fahrer sehen eher gelangweilt aus. Machen die bestimmt nicht zum ersten Mal.
Eigentlich ist es keine Option mehr zurück zu kehren. Der Weg voraus, auf den von weitem schick aussehenden Betonplatten sieht einfacher aus als der bisher zurück gelegte.
Und bergab wird man sich ja wohl schwerlich mit durchdrehenden Reifen festfahren können?
Ein Materialspezialist würde vermutlich heraus bekommen wie alt die Betonplatten der ROMMEL PISTE wirklich sind, der ahnungslose aktuelle Fahrer behauptet einfach mal: VERDAMMT ALT!
Also weiter eiern, rumpeln und poltern. Kein Überblick darüber, wie es den Motorrollern im TENDER TO KNAUSi geht, aber irgendwie rollt das Teil wie immer einfach tapfer hinterher.
Nein, da legt sich der aktuelle Fahrer einfach mal fest, Bergauf würde das mit einem Frontantrieb auch ohne Anhänger niemals gehen. Man müsste die engen Haarnadelkurven so schnell fahren das man in der extremen Steigung nicht unversehens stehen bleibt, alles andere wäre wohl sehr leichtsinnig.
Außerdem würde man als Bergfahrer ob der ganzen Fahrerei gar nichts von der spektakulären Landschaft mitbekommen.
Eigentlich hält der aktuelle Fahrer immer mal wieder an um zu Fuß die nächste Biegung zu erkunden, doch einmal ist er schlicht zu Faul, wählt die falsche Seite und schüttelt das Gespann und die aktuelle Beifahrerin unfreiwillig gehörig durch. Alle wieder wach? Wie blöd, wie faul!
Je länger die Abfahrt dauert um so schöner wird sie.
Eine der zahlreichen Senken ist so steil das fast die Anhängerkupplung / Anhängerdeichsel vollständig aufsitzt, wie gut das des KNAUSi´s Schrauber schon vor einer Ewigkeit den unteren Sicherungsbügel von der Anhängerdeichsel demontiert hat um so gut 10 cm mehr Bodenfreiheit zu bekommen.
Tja, und dann ist man unten. Ganz unten.
Eine offenbar aufgegebene Kirche in Mitten von Nichts, die majestätischen (kleinen) Berge im Hintergrund.
Leider hat die Trackaufzeichnung mit LOCATOWEB nicht vollständig funktioniert, vermutlich mitten in der Strecke kein Handynetz und das Teil verwendet keinen Positionspuffer. Egal. Da, wo manuell der rote Punkt gesetzt ist ist jedenfalls das Ende der ROMMEL PISTE und die verlassene Kirche.
Ach so, man sollte vielleicht noch erwähnen das KNAUSi große Räder fährt und vorne und hinten andere Spiralfedern. Dadurch kommt der DUCATO vielleicht vier, fünf Zentimeter höher als normal. Hörbar hat nur einmal links der Auspuff leicht geschrappt und rechts die Trittstufe. Nix ernstes.
Stellt sich die Frage, würde man das nochmal machen?
Eher nicht.
Zu großes Risiko das man das Auto kaputt fährt oder stecken bleibt. In jedem Fall wäre eine Wanderung besser, wenn man denn Bring- und Holshuttle organisiert bekäme. Bummelig 9 Kilometer bergab, das kann man gut schaffen.
Man sieht zu Fuß so viel mehr!
Peter.