Die zweite „Bergoase“ im Südosten von TUNESIEN heißt TAMERZA und befindet sich tatsächlich schon auf knapp 300 Höhenmeter.
Wieso eigentlich BERG? Ach ja, Bergoase hört sich ja eindeutig besser als Hügeloase an, oder?
Nun, die Bergoase TAMERZA ist der Ort schlechthin in TUNESIEN. Den muss man auf jeden Fall besuchen! MUST SEE!
Glaubt man Reiseführern und anderen reisenden.
Beschäftigt man sich mit dem Ort in den Onlinemedien (GOOGLE, PARK4NIGHT) fällt der Name eines lokalen Führers auf: FAROUK. Der Kerl wird von einigen geliebt, von anderen, gefühlt deutlich mehr, gehasst. Aber so was von. FAROUK hat es offenbar wirklich drauf, Geschäfte mit Touristen zu machen und hinterher ein völlig überzogenes Honorar zu fordern. Aber, wie bereits erwähnt, einige lieben ihn. Wir möchten FAROUK lieber nicht begegnen und so unser positives Bild von TUNESIEN trüben.
Der gedruckte Reiseführer kennt FAROUK zwar nicht mit Namen, aber seine Artgenossen als Gruppe der selbsternannten Führer von TAMERZA die man unbedingt meiden möge. Doch auch der Reiseführer kennt auch keine echte Abhilfe, nur eine Umgehungsstrategie:
Von Süden kommend fahre man nicht bis ganz in den Ort sondern einfach bis zur Brücke, parke da und erwandere sich den kleinen Wasserfall, den großen Wasserfall und die Schlucht von TAMERZA einfach durch das Flussbett auf eigene Faust. Mit ohne Führer.
Ja, OK, das ist ein Plan, aber WELCHE Brücke?
Na, ganz einfach mal hin fahren und wer diesen Brückenneubau übersieht, der braucht wohl in der Tat einen Fremdenführer zur Orientierung. Zunächst ein kurzes Stück Flussabwärts, zum kleinen Wasserfall. Fluss ist aktuell natürlich eine klare Übertreibung, immerhin gibt es noch ein Rinnsal. Aber große zerstörte Betonteile im Umfeld der neuen Brücke lassen den Rückschluss zu das aus dem Rinnsal auch mal ein richtig mächtiger Fluss werden kann.
Der kleine Wasserfall, auch „TAMERZA CASCADE“ genannt ist eher die Karikatur eines Wasserfalles als ein eben solcher. Fallhöhe vielleicht vier Meter? Ja, ja, schon klar, nicht jeder Wasserfall ist gleich ein IGUAZU, aber ab welcher Fallhöhe darf ein Wasserfall sich denn eigentlich Wasserfall nennen. So ganz offiziell und so?
Nun, wieder zurück zur Brücke und jetzt Flussaufwärts, äh, Rinnsal aufwärts laufen.
Idyllisch.
Im Busch hören wir ein paar Jungs, die sehen und stürmen uns. Aprikose für 1 TDN, das Zeug ist nach Prüfung ungenießbar und schon alleine deshalb keinen Dinar wert. Irgendwie schaffen die vier uns richtig aufzuhalten, lassen aber dann doch lachend von uns ab.
Kurze Zeit später kommt uns ein Mofa gefolgt von drei Jeeps entgegen. Schnell mal ein Bild machen von der Absurdität mit einem deutschen Jeep durch ein völlig harmloses tunesisches Flussbett zu fahren. Klimatisiert natürlich, die Scheiben sind alle geschlossen.
Der Typ auf dem Mofa bekommt mit das der dicke große Kerl da eben ein Foto gemacht hat und schreit „irgendwas“ im vorbeifahren.
Das „irgendwas“ fasst der Schreiberling als hier nicht wieder zu gebende Unhöflichkeit auf, dreht sich um, läuft dem sehr langsam fahrenden Mofamann hinterher und stellt ihn zur Rede. Ob er gerade fotografiert worden wäre, will der Mofamann wissen? Nein, die Jeeps waren das Motiv. Ach dann wäre ja alles klar, ansonsten hätte der Knipser das Foto zu löschen, oder, so steht zu vermuten, zu bezahlen.
Alles an diesem Mofamann passt auf die zuvor gelesenen Beschreibungen von FAROUK. Also direkte Frage: Bist Du FAROUK?
Etwas verdutzt: Woher kennst Du meinen Namen?
Ach, schon viel über Dich im Internet gelesen, gar nicht mal so nette Sachen. Hatte regelrecht Angst Dich zu treffen! Das schmeichelt dem eitlen Pfau sichtbar. Man kennt ihn! Nein, nein, er sei der Gute, andere Führer hier würden sich mit seinem Namen ausgeben und die Touristen übers Ohr hauen um ihm zu schaden. Er hätte ja gelernt vorher den Preis auszuhandeln. TAMERZA sei die schönste Gegend in TUNESIEN, da brauche man einen Führer! Außerdem mache er diesen Job jetzt ja nur noch ein Jahr und dann hätte er genug Geld für den Rest seines Lebens. Gerade erst gestern hätten ihn Leute 200 TDN gegeben obwohl nur 100 TDN vereinbart gewesen wären. Das gar nicht mal unfreundlich geführte Gespräch dauert bestimmt schon knapp fünf Minuten, seine zu führenden deutschen Jeeps sind einfach ohne Halt weiter gefahren. Darauf aufmerksam gemacht sputet FAROUK grußlos hinterher.
So viel zum Thema er hätte gelernt.
Der Weg im Flussbett wird immer sandmatschiger und es ist schlauer, die Schuhe auszuziehen. Doch statt erfrischender Abkühlung werden die Füße von lauwarmen Wasser umspült. Igitt.
Der Abzweig zur Schlucht von TAMERZA ist endlich erreicht, Schuhe wieder an, da ist kein Wasser, nur Fels. Ein Führer erklärt zwei Franzosen was auch immer hier zu erklären ist, nach ein paar hundert Metern reicht dieser Abstecher für einen guten Einblick aus denn es steht noch ein weiter Rückweg an.
Auf gleichem Weg zurück durch die Schlucht zum Flussbett, dann ist der Wasserfall von TAMERZA schnell erreicht. Doch was ist das? Fallhöhe nun vielleicht 7 Meter, aber so wenig Wasser, das es gerade mal zum Duschen reichen würde, hätte man das denn jetzt vor.
Also die Schlucht von TAMERZA war ja ganz OK, aber die „Wasserfälle“ sind so was von flüssig, die sind Überflüssig!
(wie platt!)
Auch wenn der Weg zurück über die Straße etwas länger ist als durch das Flussbett wird dieser erwählt. Vielleicht, mit etwas Glück, findet man dort ein Taxi das den Rückweg angenehm verkürzt?
Natürlich nicht.
Und so latscht die KNAUSi Besatzung noch durch den örtlichen Palmengarten und berauscht sich am satten Grün der Pflanzen. Wasser. Immer wieder Wasser. Man braucht nur Wasser.
Kaum an der Brücke und damit an KNAUSi´s Parkplatz angekommen finden die vier Jungs, inzwischen ist deren Gruppe auf sechs angewachsen, die erschöpften deutschen Wanderer. Großes Gejohle, viele Späßlein und als aus der Bordkombüse Kekse gereicht werden freut sich jung und alt. Ob wir nicht noch ein Handy, ein Radio, Geld oder auch das ganze Auto zu verschenken hätten?
Kaum sind die Kekse verspeist trollt sich lachend und johlend die freundliche Jungendgang und KNAUSi macht sich auf den Weg zum heutigen Schlafplatz in der Dritten Bergoase mit dem Namen MIDES.
Peter.
P.S.: Der geneigte Leser könnte jetzt auf den Gedanken kommen, das drei auf einen Streich (SIDI BOUHLEL, CHEBIKA und TAMERZA) doch etwas viel für einen Tag sein könnte? Ja, das war & ist zu viel. Doch war nach Ansicht des aktuellen Fahrers mit dem Raumschiff und dem anderen Bus vereinbart, sich Abends wieder in MIDES zu treffen weil dort ein vernünftiger Stellplatz vorhanden ist…