Auf dem Programm stehen mal wieder Ruinen aus längst vergangenen Zeiten.
Aber was für welche!
Das verlassene Bergdorf DOUIRET befindet sich südwestlich der tunesischen Stadt TATAOUINE. Fährt man das Dorf über die nördliche Route an kommt man durch das viel bekanntere CHENINI. Da gibt es Restaurants, Souvenirläden und Touristenjäger, die einen zum Anhalten nötigen wollen, kreuzt man ihre Straße. Uns begegnen nur drei dieser armseligen Gesellen, besser Wegelagerer die in Anbetracht von KNAUSi´s Größe dann doch die Straße räumen.
Kann ja sein das CHENINI das besser erhaltene Bergdorf ist, aber DOUIRET ist verlassen und absolut frei zugänglich. Verspricht jedenfalls der Reiseführer.

Hat man die Stadt TATAOUINE erst mal passiert entwickelt sich die Anfahrt nach DOUIRET schnell spektakulär. Bizarre Bergformationen, die Straße gut in Schuss, aber auch mal schmaler oder stark ansteigend. Alles überhaupt kein Fahrproblem, wäre man nur nicht von dem phantastischen Panorama das sich hinter jeder Kurve neu darbietet als Fahrer jederzeit abgelenkt! Der Situation angepasste Geschwindigkeit hilft wie immer.
In DOUIRET gibt es einen zu Recht hochgelobten Camperstop und auch eine Pension für Reisende ohne fahrbares Bett (Auto- und Motorradfahrer). Nach dem der Platzwart endlich mal verstanden hat, das da insgesamt drei Autos, davon ein sehr großes für gleich zwei Nächte kommen ist der Mann richtig gut gelaunt. Unerwarteter Umsatz in einer ansonsten menschenleeren Gegend. Zur Feier der Gäste schließt er ein Apartment auf damit die Reisegruppe ein eigenes Bad mit WC zur Verfügung hat. Sehr freundlich, sehr gut!
Der nächste Tag ist ausschließlich der Erkundung des Bergdorfes gewidmet. Dadurch das hier absolut nichts los ist gibt es auch keine Touristenjäger oder zumindest selbsternannte Führer. Das ist gut und schlecht zugleich. In der Tat kann man jeden einzelnen Stein auf eigene Faust so lange betrachten wie man will, aber man bekommt eben auch nichts erklärt.
Irgendwie absolut verrückt, dieses Dorf (wie einige andere auch in dieser Gegend) so hoch in den Berg zu setzten. Klar, Feinde hält man so auf Abstand. Aber irgendwie muss der ganze Kram des täglichen Lebens ja hier herauf gebracht werden? Wie immer lohnt es sich mal bei WIKIPEDIA nachzulesen, wenn auch die Informationen dort diesmal etwas dürftig sind.
Der aktuelle Fahrer fragt sich derweil vor Ort, ob und wie man wohl ganz nach oben auf den Berg käme? Bekanntlich zieht es (ehemalige) Seefahrer immer auf die höchsten Gipfel. Keinerlei Wegzeichen, Tafeln oder sonst was zu erkennen. Da hilft nur mutig einfach mal hier und dort in die Ruinen des Berges vorzudringen um schließlich dann doch den richtigen Pfad zu finden. Ja, ja, so ehemalige Navigateure, die haben es einfach drauf!
Die aktuelle Beifahrerin stutzt zwar ob der steilen Abhänge hier und da mal merklich, klettert aber tapfer mit nach oben. Schließlich ist sie mittlerweile auch dem Wahn nach dem Besten aller Fotos erlegen. Wie wir alle.
Die Ruinen auf der Bergspitze erwecken aus nächster Nähe in der Tat so etwas wie Ehrfurcht. Nicht vor der selbstverständlich anzuerkennenden eigentlichen Bauleistung, sondern vor der Befürchtung das diese wackligen Gemäuer jederzeit, auch hier und jetzt einfach mal komplett zusammenbrechen könnten. In dem Hauptgebäude sind bereits viele Kammern komplett verschüttet, da hält man sich wohl besser von fern?
Von hier oben erkennt man sehr gut dem Pfad nach CHENINI der sich über den Bergrücken schlängelt. Eigentlich liegen sich beide Orte genau gegenüber, nur durch den Berg getrennt. Die Straße macht einen Riesenbogen drum herum. Über den Berg laut Reiseführer drei bis fünf Stunden Wanderzeit, one way, Führer empfohlen. Grob beschrieben ist der Weg in Richtung von CHENINI nach DOUIRET. Na ja, hier gibt es ja keinen Führer, den man buchen könnte und ob man in CHENINI ein Taxi für die Rückfahrt finden würde bleibt auch offen. Mit einer anderen Reisegruppe wäre man vielleicht einen Tag länger geblieben und hätte diese vermutlich spektakuläre Wanderung tatsächlich in Angriff genommen, doch nicht mit dieser. Das ist völlig in Ordnung. Alles hat seine Zeit.
Am späten Nachmittag verdunkelt sich der Himmel, es wird kalt und tatsächlich fallen sogar ein paar Regentropfen. Richtiger Regen bleibt aus doch vertreibt dieses Wetter die leicht erschöpften Reisenden in die Autos.
Aber die Heizung, die bleibt aus!
Basta!
Peter.