Nun, der GPS Track verrät es ohnehin.
Wir sind längst wieder zu Hause, KRETA 2024 liegt seit vier Tagen hinter uns. Ohne jeden Zweifel und durchaus mit großem Bedauern: Leider!
Aber schließlich haben wir Weihnachten ja nicht gemacht!
Das war schon immer da, seit wir denken können. Und Weihnachten, das wollen wir vom Herzen zu Hause mit unseren Kindern verbringen. Schon all die vielen Reiesejahre und auch all die Berufsjahre zuvor.
Also muss man irgendwann die Heimreise von der südlichen Insel KRETA über See und Land in das schon recht nördliche ELMSHORN antreten. Das „Irgendwann“ kann man sogar ausrechnen. Eine Nacht für die KRETA Fähre, knapp zwei Tage für die ADRIA Fähre, gut drei lange Tage Autobahnen durch Italien, Österreich und Deutschland.
Schneller gehts wohl kaum?
Doch zunächst gilt es eine angekündigte Unwetternacht in TRIOPETRA zu überstehen und sich von neu gewonnenen Freunden so zu verabschieden, das man sich wieder sehen möchte.
Ersteres ist einfach, denn das angekündigte Unwetter findet einfach nicht statt. Das ist gut. Die Verabschiedung von, ihre Vornamen seien hier ausnahmsweise mal erwähnt, Sabine und Klaus ist vordergründig wie von sehr erfahrenden Reisesenden zu erwarten kurz und schmerzlos, doch durchaus von einer inneren Herzlichkeit. Das waren schon drei sehr gute Wochen zusammen. Expect the unexpected, würde da ein englischer Abenteurer sagen.
Die Fähre ASTERION II von HERAKLION nach PIRÄUS ist äußerlich gut in Farbe, aber an ranzigkeit kaum zu überbieten. Immerhin, auf der ewigen Suche nach dem positiven, wir haben eine Kabine mit Sicht nach Vorne. Na ja, eigentlich. Denn das Bulleye ist so mit Salz verkrustet, das man eigentlich genau gar nichts sehen kann. Nun denn, der Dampfer bringt uns über Nacht (von 2100 bis 0600) übers Meer, da gibt es sowieso nicht viel zu sehen.
Im morgendlichen Berufsverkehr von PIRÄUS den nahezu leeren Dieseltank (auf KRETA nicht getankt!) mit 110 Litern füllen. Für 1,40 € das Stück. Das reicht, wie sich später heraus stellt, glatt bis Deutschland. Gar nicht mal so schlecht der Stoff.
Ausgedehntes Frühstück am Strand, ungefähr 50 Kilometer vor PATRAS. Bestes Wetter, doch legt sich zunächst unbemerkt etwas Schwermut über des Schreiberlings Gemüt. Vordergründig das Wetter. In sehr naher Zukunft grauer Himmel, Regen, um die 5°C. Das hört sich nicht nur scheiße an, das ist es wohl auch. Hintergründig aber wohl auch die Auflösung der doch recht spontan zusammen gefundenen OKW Reisegruppe. Wieso kann man eigentlich nicht einfach mit Leuten, die man gut findet, so lange zusammen bleiben bis man sie, möglicher Weise, nicht mehr gut findet?
An Bord der ADRIA Fähre ARIADNE verspricht sich die lebenslange kleine Gemeinschaft, nicht mehr auf so einem Dampfer zu fahren. Dann lieber Wochenlang über die Balkanroute in den tiefen Süden Europas pilgern. An Bord der SUPERFAST ARIADNE passt einfach nichts mehr zusammen. Die Passage, das Essen, die Drinks, alles unfassbar teuer und kaum das bezahlte Geld wert. Wer offenkundiges Suppenfleisch als Steak für 20 € auf den Tisch bringt macht sicher kurzfristig seine Schnitte. Gehört aber nicht zu den Guten, aber nur die, die Guten, die werden gewinnen!
Die Konzentration der vier Fährgesellschaften ANEK LINES, BLUE STAR FERRIES, HELLENIC SEAWAYS und SUPERFAST in der Holding ATTICA GROUP mag betriebswirtschaftlich sinnvoll gewesen sein, dem Wettbewerb schadet es bestimmt. Da auf der ADRIA Route der Wettbewerber MINOAN LINES (gehören zu GRIMALDI) im Moment auch nicht mehr fährt, können die ATTICA Marken offenbar machen was sie wollen.
Nach der Ausschiffung am frühen Abend in ANCONA geht es nur ein paar Kilometer weiter in das naheliegende OFFAGNA. Auf der Hinfahrt hat es mit einer Pizza in diesem grandios historischen Ort auf dem Berg nicht geklappt, es wäre wohl ein großer Frevel, diesmal schon wieder vorbei zu rauschen?
Den Tisch im PIZZERIA4RIONI für einen Samstag Abend haben wir vorher schon per eMAIL organisiert. Der kurze Fußmarsch von WoMo Stellplatz am Friedhof bis zum PIZZERIA4RIONI ist kalt, erfrischend und absolut wohltuend. Der Laden ist voll mit Eingeborenen, doch man hat uns tatsächlich einen Tisch im kleinen, gut geheizten Wintergarten frei gehalten. Ein sehr junges Liebespaar, eine kleine Familie mit einer über behüteten Tochter und ein Großvater mit Frau, seinem Sohn, dessen Frau und deren beiden Kindern um uns herum. Der kleine Junge ist der Kasper vom Dienst und unterhält den ganzen Wintergarten. Wir verstehen (selbstverständlich) kein Wort. Als die junge Servicefrau in perfektem Englisch fragt, ob wir lieber woanders sitzen wollen, lehnen wir spontan entrüstet ab.
Nein, nein. Genau hier, genau in dem Trubel und Lärm von italienischen Familien fühlen wir uns wohl.
Aber so was von!
Nach dem Dreck an Bord der ARIADNE sind die Pizzen im PIZZERIA4RIONI eine doppelt so leckere Spezialität als das sie es sonst ohnehin schon wären. Und das, zu allem Überfluss auch noch für recht wenig Geld. Die Leute grinsen, als wir noch eine Pizza ToGo für die folgenden Tage bestellen und verabschieden uns allen ernstes mit einem grinsenden deutschen „Auf Wiedersehen“. Wie gut, das wir diesen nächtlichen Schlenker gemacht haben.
Kilometerfressen von OFFAGNA nach PILL. Der Brenner zum Glück Eis- und Schneefrei.
Längste Etappe, von PILL nach KÖLN. Kein großer Spaß.
Und schließlich von KÖLN nach ELMSHORN. Mit weniger als 500 Kilometern die kürzeste, aber gefühlt bei weitem die längste Etappe.
Zu Hause.
Mal wieder.
Peter.