Mal wieder eine Seefahrt. In den kommenden Wochen werden noch einige folgen und eigentlich sollte man von Hochseefahrt sprechen, denn auch zwischen den kanarischen Inseln steht der hundsgemeine ATLANTIK Schwell bei dem eine einheitliche Wellenrichtung nicht zu erkennen ist und der auch große Schiffe in unangenehme Bewegungen versetzt.
Da GRAN CANARIA neben TENERIFFA eine der beiden Hauptinsel ist, vermutet die Reisegruppe hier den günstigsten DIESEL Kraftstoff erstehen zu können. Mit 1,14 € je Liter ist das wohl auch schwer zu unterbieten. Dieselparadies.
„Wo willst Du denn hin?“
„Ach, ich fahr mal eben zum Tanken auf GRAN CANARIA!“

Wenn das mal so einfach wäre. Tanken in SPANIEN wird aber auch wirklich immer komplizierter. Zum einen will keiner mehr Bargeld. Zum anderen wollen die immer Vorkasse, entweder in Menschengestalt oder von einer doofen Maschine, die in der Regel nur spanisch spricht. eimvorteil, schon klar. Trotzdem doof. Das Tanken funktioniert dann so:
1) An der Zapfsäule Kreditkarte in den Automaten stecken.
2) Treibstoffart auswählen.
3) Betrag auswählen, für den getankt werden soll.
4) Tanken.
5) Hoffen, das der Gegenwert in Treibstoff für den ausgewählte Betrag auch wirklich in den Tank passt ODER das der Tankstellenbetreiber wirklich nur den verbrauchten Betrag abbucht und nicht etwa den zuvor ausgewählten. Einige berichten, das da großzügig aufgerundet würde. Ist der interkontinentalen Reisegruppe aber bisher nicht passiert.
6) Manchmal gibt es einen Kassenbon, manchmal nicht.
Nun, ein wenig Foodshopping (Lebensmittel einkaufen) muss auch noch sein, dann geht es zum Hafen von LAS PALMAS. Der genaue Abfahrtort der Fähre nach FUERTEVENTURA lässt sich nicht im Vorfeld ermitteln, aber eigentlich ist es immer so, das man erst mal zum Hafen fährt und dort Ausschau nach dem Namen der Reederei und/oder des Zielhafens hält. Noch nie sind wir in einen Hafen gekommen und konnten vor Ort nicht den Abfahrtsbereich finden. Vertrauen auf die Realität hilft gegen unwissende virtuelle Welten.

Das Boarding auf die Schnellfähre MV BETANCURIA EXPRESS wird etwas schwieriger als gedacht, besteht der Ladeoffizier doch darauf, das das KNAUSi Gespann rückwärts auf die Fähre fahren möge. Ja klar, schnurgerade rückwärts die Rampe Nummer 2 hoch. Kein Problem!
Äh, ja, äh, vielleicht doch?
Mit der Hilfe eines wirklich super freundlichen und vor allem geduldigen Einweisers gelingt das Manöver schließlich, Raum für weitere fahrtechnische Verbesserungen durchaus vorhanden. Ist ja auch wirklich eine ungewohnte Stresssituation, als vorletztes Auto verladen zu werden, während alle auf die Abfahrt warten. Der im allgemeinen nicht hinterhältige mitreisende Australier dreht ein Video der Szenerie und besteht auf eine erhebliche Ablöse, soll das Video weiterhin geheim bleiben.
Die vollständig aus Aluminium gebaute BETANCURIA EXPRESS kann auf dem Teller drehen oder quer zur Längsachse steuern. Beeindruckend. Zwei Passagierdecks mit komfortablen Sitzplätzen, ein kleines Oberdeck auf dem man sich auf See nicht aufhalten möchte, knallt die Schnellfähre doch mit mindestens 25 Knoten (selbst gemessen) durch die Wellen.
Im Hafen von LAS PALMAS liegt eine vollständige Fischereinflotte aus CHINA. Drei große Mutterschiffe und mindestens zwölf kleinere Trawler. Kein Mensch und keine Ausrüstung an Deck zu erkennen, aber an allen Schiffen weht am Heck die rote chinesische Nationalflagge. Entweder ganz normale Auflieger, die auf ihren nächsten Einsatz warten oder, eher wahrscheinlich, eine aufgebrachte Flotte von illegal fischenden Chinesen. Hallo? Weltatlas? Wo liegt noch mal CHINA? Was zur Hölle treiben die hier?
Kurz nach passieren der mächtigen Außenmole von LAS PALMAS DE GRAN CANARIA fängt die Schnellfähre ordentlich an zu rollen, Hochsee halt. Für zwei Stunden sicherlich gut zu ertragen, aber man schon aufpassen, nicht vom Sitz zu fallen.
Als zweiter runter vom Dampfer!

Zwei Stellplätze am Strand vorher per PARK4NIGHT ausgekundschaftet, der erste gefällt nicht, der zweite um so mehr. Zum perfekten Glück fehlt nur noch ein nachlassender Wind, aber der ist nicht in Aussicht. Die zahlreichen Windsurfer freuen sich sicher, die ebenfalls zahlreichen Camper nicht.
Des einen Glück ist des anderen Leid.
Ach was!
So schlimm ist der Wind dann nun auch wieder nicht!
Peter.
P.S.: Die BELLA Crew im Hafen von LAS PALMAS wurde anonym auf den anstehenden Inselwechsel hingewiesen und machten ein Foto der auslaufenden BETANCURIA EXPRESS. Und kein Schnack, in der Vergrößerung ist, wenn man es denn weiß, der Schreiberling zu erkennen: Schwarze Hose, helles Shirt und, nahezu unglaublich auf die Entfernung, recht schlank! Danke, danke, danke liebe Ulrike!

