Das mit den auf Kante genähten Projekten wollte der Schreiberling ja so.
Doch selten, vermutlich schlicht noch nie lag das Ende einer Reise so dicht am Anfang einer anderen Reise?
OK, das Ende einer Langzeitreise in den Süden von SÜDAMERIKA kann man vielleicht nicht mit einem kurzen Wochentrip auf die britische Insel vergleichen, aber am Ende zählt doch immer nur eines:
WIEDER UNTERWEGS ZU SEIN!
Doch die Hürden für den puren Lusttrip in das VEREINIGTE KÖNIGREICH legten sich ganz von alleine nahezu stündlich wie ganz von selbst immer höher:
1) Weitere Verspätung der GRANDE BUENOS AIRES, in deren Bauch sich unser Wohnmobil auf der Rückreise von MONTEVIDEO befand
2) Überraschender Tot der angeheirateten Lieblingstante des Schreiberlings mit unverzüglicher Beerdigung in BREMEN
3) (um was vorweg zu nehmen) Vollsperrung der Autobahn A23 direkt nach der Auffahrt auf die Autobahn
4) (um was vorweg zu nehmen) Zahnschmerzen (ach, der Arme!)
Am Ende war es dann so, das der ehemalige Fahrer (aktueller Schreiberling, Zollexperte, Sonderfahrer bei Nachtfahrten in fremden Landen) am frühen Freitag Morgen (0730) im Hafen von HAMBURG versuchte, das gemeinsame Wohnmobil mit dem Namen KNAUSi wieder in Besitz zu nehmen und sich dessen aktuelle Fahrerin alleine auf dem Weg zur traurigen Beerdigung nach BREMEN machte. Effiziente, aber notwendige Arbeitsteilung von lebenslangen Partnern.
Beerdigungen sind immer Scheiße, zumindest scheiße traurig. Das wird hier an dieser Stelle nicht vertieft.
Die Abläufe zum Abholen eines einzelnen Autos aus dem Hafen von HAMBURG sind sehr standardisiert. Und weil der Hafen auch noch in DEUTSCHLAND liegt, auch sehr effizient. Nach Erledigung des Papierkrams darf man den Sicherheitsbereich des Hafens betreten, wenn der Shuttlefahrer einen abholt und zum Parkplatz mit den gerade aus der GRANDE BUENOS AIRES entladenden Autos bringt. Zu Fuß darf hier hier aus Sicherheitsgründen keiner unterwegs sein. Der Platzwart übergibt die Autoschlüssel und empfiehlt, sich sein Fahrzeug ganz in Ruhe anzusehen und dann mit dem Auto zu seinem Bürocontainer auf dem Parkplatz zu kommen. Das macht der ehemalige Fahrer auch.
Von außen keine Schäden zu erkennen, nur einigen Ruß auf der Motorhaube, vermutlich auch auf dem Dach. Kein Problem.

Im Auto sieht auch alles OK aus, doch es ist sehr schmutzig:
Die beiden weißen Matratzen, auf denen wir sechs Monate feste schlummerten, sind übersät mit schwarzen Pfotenspuren eines großen Hundes. Vermutlich hat hier irgendjemand in irgend einem Land/Hafen einen Drogenhund durchlaufen lassen? Dabei stand in der Anleitung des Transportmaklers SEABRIDGE, das man die Matratzen abdecken sollte. Da die Matratzenüberzüge sowieso gewaschen werden sollen, kein Problem.
Merkwürdiger Weise ist der Tisch abgebaut und liegt auf dem Boden und verkratzt diesen an einer Stelle ein wenig. Von alleine ist der bestimmt nicht herunter gekommen. Aber ansonsten? Alles liegt in den Schränken genau so wie wir es dort verstaut haben. Also nur Dreck und echte Kleinigkeiten.

Klarer Fall von Erleichterung. Schlimmeres (Raub, elementare Schäden) wurde durchaus begründet befürchtet.
Der Platzwart freut sich, das der Abholer zufrieden ist, sagt aber, das er in seinem Bericht den „Verdacht auf Wandalismus“ vermerkt hätte, da er den Dreck und den am Boden liegenden Tisch auch bemerkt hatte. Nein, nein, so der Abholer, das wird nur die schlampige Umsetzung einer Drogenkontrolle gewesen sein. Vandalen hätten deutlichere Spuren hinterlassen. Unterschriften, Ausfahrtschein und ab zum Zoll!

Denn da muss man das Auto vorführen. Das spaßige daran ist wohl, das es wirklich nur um das Auto geht und nicht so sehr um dessen Inhalt. Denn man verlässt völlig auf sich gestellt den Sicherheitsbereich des Hafens und fährt Mutterseelen alleine über öffentliche Straßen zum Zollamt an der anderen Seite des Hafenbeckens. Dort trifft man auf super freundliche junge Zollbeamte, die zwar sehr genau ihren Job verrichten, aber ganz offenbar trotz ihrer Jugend sehr gut mit Menschen umgehen können. Nach amtlicher Überprüfung der Fahrgestellnummer wird das Auto im elektronischen Hafensystem frei gegeben und der ehemaliger Fahrer kann nach Rückfahrt im Hafenbüro seinen als Pfand hinterlegten Führerschein abholen.
Und fertig ist des KNAUS´is Einfuhr!
Hurra!
Derweil der eine sich freut, hat die andere einhundert Kilometer entfernt feuchte Augen, zusammen mit vielen anderen, die Abschied nehmen.
Wie die Abläufe in einem mechanischen Uhrwerk weiß jeder, was er zu tun hat um das zu erreichen, was man erreichen will.
Nach acht Monaten Abwesenheit kehrt KNAUSi völlig unspektakulär nach ELMSHORN zurück. Keine Fanfaren, kein Applaus und vor allem KEINE ZEIT!
In ELMSHORN liegt alles bereit: Neue Trinkwasserpumpe, neuer Gasschlauch, Sicherungen, Werkzeuge, Staubsauger und Putzzeug.
Anfangs macht es durchaus Spaß, die dringendsten Reparaturen im Eiltempo am Wohnmobil durchzuführen. Doch die ohne Zweifel ebenso dringend notwendige Putzaktion dauern alleine viel länger als gedacht.
Wie durch ein Wunder taucht die aktuelle Fahrerin gegen 1300 schon wieder in ELMSHORN auf und legt natürlich sofort mit Hand an. Um 1630 werden in der Werkstatt noch schnell die Vorderräder mit neuen Reifen versorgt und gegen 1800 wird die Autobahnauffahrt ELMSHORN gen Süden passiert, damit die zwei mal umgebuchte Fähre nach DOVER am Samstagmorgen um 0600 erreicht werden kann.
Doch gegen 1805 gilt es scharf zu bremsen und bis 1950 auf der Autobahn A23 zwischen ELMSHORN und TORNESCH völlig nutzlos herum zu stehen und darauf zu warten, das die voraus liegende Unfallstelle geräumt wird.
Nutzlos?
Nein, wohl eher nicht. Denn es ist wirklich an der Zeit, mal kurz runter zu kommen. Zur Erinnerung: In der Tat ist es so, das wir alles, was wir machen, absolut freiwillig machen. Zehn Minuten früher los und die Unfallstelle wäre längst passiert. Fünf Minuten früher los und man wäre unversehens vielleicht Unfallteilnehmer. Wer weiß das schon so genau?
Damit endet sie also, die Reise SA2223, südliches SÜDAMERIKA von OKTOBER 2022 bis APRIL 2023.
Und damit fängt sie an, die kurze Reise MARILLION WEEKEND 2023 in LEICESTER (UK) und entlang des Rückweges der Besuch von lange nicht gesehen guten Freunden!
Doch das, liebe Kinder, das ist eine andere Geschichte.
(…woher zum Teufel stammt dieses Zitat bloß?)
Peter.
P.S: Kaum Bilder, aber wer braucht die bei dieser Geschichte schon?