OK, dann also hier einer der letzten Beiträge geschrieben auf tunesischem Boden. Irgendwann heute Nacht geht die Fähre von TUNIS nach GENUA, die Überfahrt wird etwas über 30 Stunden dauern. Länger als bei der Herfahrt, vermutlich weil es jetzt bergauf geht? Hallo? Norden, der liegt OBEN!
Nun, zum Abschluss der TUNESIEN 2025 Tour also die Hauptstadt TUNIS und am Rande zwei „Sehenswürdigkeiten“ (SIDI BOU SAID und KARTHAGO) in drei Tagen. Nie entspricht eine Hauptstadt dem Rest des Landes, auch nicht hier in TUNESIEN. Aber die Vororte der Reichen, insbesondere KARTHAGO lässt das Leben der normalen Bevölkerung im Rest des Landes in anderem Lichte erscheinen. Nahezu klinisch saubere Straßen, sterile Villen und an jeder Ecke Polizei. Grünstreifen, Bäume, kurz vor Retorte. Was wohl die Kamelführer von MOS ESPA auf dem Planeten TATOOINE davon halten würden, wären sie mal kurz hierher versetzt?
Nun, TUNIS.
In der Stadt gibt es (selbstverständlich) keine guten Stellplätze für Wohnmobile. Der ursprünglich anvisierte Stellplatz in KARTHAGO verlangt 2 TDN pro Stunde, auch nach intensiver Nachfrage. 48 TDN für rein gar nichts, das kann man wirklich nicht durchgehen lassen.
Durch Zufall landet die Vorhut der aus immer noch drei Autos bestehenden Reisegruppe im (!) Yachthafen von SIDI BOU SAID und bezirzt irgendwie den Hafenmeister das alle Autos hier bewacht direkt an der Kai stehen dürfen. Das leicht verrückte daran ist, das der Hafenmeister absolut kein Geld haben will. Rein aus Freundlichkeit Stellplatz, Wasser und Toiletten. Ideale Basis für alle anstehenden Ausflüge und die Vorbereitungen auf den Abreisetag.
Allerdings sind es von diesem Stellplatz bis zur Innenstadt von TUNIS gut 21 Kilometer. Einige lassen sich nobel mit dem Taxi kutschieren, andere machen mal wieder ihre mitgeführten Chinaroller klar und brausen über die breiten Schnellstraßen in die Hauptstadt. 19 Kilometer davon sind wirklich einfach zu fahren, die letzten beiden in der Stadt dann schon sehr anspruchsvoll. Wieso gibt es hier überhaupt Ampeln? Und Hupen haben die Autos auch? Wie ungewöhnlich!
In der Nähe der MEDINA kann man nicht mal seinen Motorroller abstellen. Entweder jeder Meter komplett zugeparkt oder großflächig abgesperrt. Uniformierte aller Orten. Natürlich gelingt es dann doch die Motorroller los zu werden und vermutlich 80% aller Wege und Gassen der MEDINA zu erkunden. So ganz besonders groß ist diese MEDINA nicht. Sehr angenehm ist es nicht andauernd von den Verkäufern belabert zu werden!
Außer ein paar (mehr) Korbwaren wird an diesem Tage nichts weiter käuflich erworben. Der Korbverkäufer ist durchaus zu bemitleiden, legt doch die aktuelle Beifahrerin ihr ganzes Verhandlungsgeschick an den Tag um den „richtigen“ Preis zu bekommen. Dabei handeln die Verkäufer hier normalerweise überhaupt nicht. Klar, da wo Touristen sind schon, aber im Normalfall eben eher nicht. Etwas enttäuschend das kaum Lederwaren angeboten werden.
Zwei Kaffee in einem schicken Ambiente mit original HEIDELBERG Druckmaschine mitten in der MEDINA kosten 8 TDN. Das ist sehr OK. Draußen am Eingang wird knapp das Doppelte verlangt. Logisch, da sind ja auch mehr weiße Touristen zu finden.
Gegessen wird um die Ecke, wo ausschließlich Eingeborene eng zusammen gepfercht bis auf die Straße sitzen. Dieses Straßenlokal kann nicht voll werden, denn immer wenn kein Platz mehr ist wird von irgendwoher ein Klapptisch gezaubert, aufgebaut und die neuen Gäste daran platziert. Sehr kreativ wie der Koch die gegrillten Hähnchen zerlegt: Das ganze Teil wird erst mal mit einer Geflügelschere in zwei Teile zerlegt. So weit, so sauber. Aber ein halbes Hähnchen bestellt hier keiner, zu viel, zu teuer. Also zerreißt der Koch eine Hälfte einfach mit beiden Händen und macht so Viertel daraus. Packt noch, ebenfalls mit den Händen, etwas Salat und scharfes Zeug darauf und schon kann serviert werden. Zwei Mittagessen (kein Hähnchen ;-)), eine Flasche Wasser, 32 TDN. Keinem ist schlecht geworden.
Läuft man „aus Versehen“ etwas aus der MEDINA heraus landet man im angrenzenden Viertel zwar ebenfalls an unzähligen Verkaufsständen, doch hier ist alles baufällig, schmutzig und es wird offenbar ausschließlich Chinashit verkauft. Entsprechend sehr wenig ist hier los.
Zwei mal sieht man in der Stadt Mini-Demonstrationen, jeweils vielleicht 20, 30 Menschen demonstrieren für oder gegen etwas was wir Touristen nicht verstehen. Die Polizei sieht sehr gelassen zu.
Die Rückfahrt nach SIDI BOU SAID am Nachmittag ist Anfangs sehr herausfordernd. Gar nicht so einfach aus TUNIS wieder heraus zu kommen! Einbahnstraßen, Tunnel und Menschenmassen auf den Straßen. Sicherlich, andere würden hier noch Weltklassemuseen oder besondere historische Gebäude bestaunen und dafür mehr Zeit benötigen, für des KNAUSi´s Besatzung ist´s genug.
Wer braucht schon eine schnöde Großstadt wenn er die Wüste haben konnte?
Ja, ja, schon klar. Bloß nicht angeben!
Also gut, sagen wir mal Wüstenrand.
Peter.