Na, wenn die TUNESIEN 2025 Tour mal nicht zu einer „Studienreise für alternative Wohnformen der Vergangenheit“ mutiert?
Zunächst wird in KSAR HALLOUF nochmals eine nun bereits bekannte überirdische Wohnanlage besichtigt, auch wenn KNAUSi auf den letzten, zugegebener Maßen wirklich sehr steilen Metern der Anfahrt ein wenig bockig wurde. Durchdrehende Reifen im Berg sind niemals gut, aber in dem Moment schwer änderbar. Der Witz im KSAR HALLOUF ist das man mit dem ganzen Auto da rein fahren und parken kann. Klar, so ein großes Stück weißer rollender Ware verschandelt ein wenig den Ausblick für andere Touristen, doch um diese frühe Urzeit sind wir mit dem Kaffeemann und dem Souvenirmann alleine und stören niemanden.
Runter geht es ja immer einfacher, solange die Bremen bremsen.
Auf dem Weg nach MATMATA an einer schicken Bergstraße mit permanenten Panoramablick Frühstücksstopp. Mal ein leckeres Rührei mit Eiern von eingeborenen Hühnern und Gemüse vom Markt anrühren. Das dauert natürlich ein wenig.
Die wenigen Autos die vorbei kommen hupen zum Gruß und winken. Zwei junge Männer auf einem Motorrad halten und fragen, ob wir später bei ihnen zum Essen kommen wollen. Hallo, wir kochen doch gerade selber? Spaßeshalber geben sie zu verstehen, das sie gerne mal vom Rührei probieren möchten und verschwinden lachend.
Etwas später kommen drei PKW´s den Berg hinauf und parken hinter KNAUSi. Eine Reisegruppe eingeborener Touristen macht hier auch ihre Picknickpause. Ein nur französisch sprechender Mann bringt Brot und Gebäck vorbei. Kurz darauf werden wir von einem Mann in astreinem Schweitzerdeutsch angesprochen. Er ist vor 24 Jahren in der SCHWEIZ hängen geblieben, betreibt dort zusammen mit seiner Schweizer Frau ein Cafe und mit ihr zwei erwachsene Kinder. Eigentlich kommt er nur vorbei weil eine schwangere Frau in der Reisegruppe dringend aufs Klo muss und er weiß das Wohnmobile immer auch ein fahrendes Klo sind.
Klar, die aktuelle Beifahrerin gibt eine kurze Einweisung und so kann der kleine Notfall schnell und diskret gelöst werden.
Irgendwann wird sich verabschiedet, KNAUSi gepackt und zufrieden über diesen schönen sozialen Kontakt weiter gereist.
Im Großraum von MATMATA wohnten die Leute zu Abwechselung mal in der Erde. Angeblich der Kühle wegen und, mal wieder, dem Schutz vor Feinden. Dafür hat jede Familie ein riesiges Loch in die Erde gebuddelt das dann zunächst den Innenhof bildete. Von dort aus haben sie Kammern in die Erde getrieben die als Wohnräume, Küchen oder Bäder eingerichtet wurden. Während man in der Stadt MATMATA fertig hergerichtete Behausungen besichtigen kann, gibt es im nahe bei liegenden HADDEJ die ursprünglichen, längst verlassenen „Häuser“ in der Erde zu sehen.
Ob die hergerichteten Touristenattraktionen oder auch das „MUSEE DAR KHADIJA“ in MATMATA jedoch die tatsächlichen damaligen Gegebenheiten wieder spiegeln muss wohl angezweifelt werden. Schwer vorstellbar, das es damals so schön kuschelig und sauber zu ging? Die Frau im privaten Museum kann trotz der Sprachbarriere sehr gut vermitteln, der Eintritt von nur 5 TDN wird von Herzen kommend mit einem guten Trinkgeld aufgebessert.
Mittlerweile muss man ein wenig mit dem Tanken aufpassen. Trotz 120 Liter Dieseltank. Kaum noch reguläre Tankstellen, aber auch die illegalen / wilden Verkaufsstellen werden seltener. In MATMATA gibt es keine Tankstelle mehr, nur noch in der 14 Kilometer entfernten Neustadt NOUVELLE MATMATA. Liegt überhaupt nicht auf dem Weg, mal die Nacht darüber nachdenken ob man sein Glück nicht doch bei einem dieser öligen Straßenhändler probieren sollte?
Der Stellplatz für die Nacht ist eigentlich der Parkplatz eines Restaurants, der aber trotz Essen bezahlt werden will. Dafür steht man schön zentral und stört niemanden. Sehr geschäftssinnig, der Betreiber mit dem Namen Abdul. Denn auch das Duschen soll noch mal extra kosten. Schon irre wie weit Freundlichkeit und Geschäftssinn in diesem Land auseinander liegen. Bekommt man mal in der Bäckerei zwei Baguettes geschenkt, auf dem Gemüsemarkt etwas gratis dazu oder am Straßenrad leckeres Gebäck zugesteckt, versuchen einige wenige Eingeborene den doofen weißen Touristen den letzten Cent aus der Tasche zu ziehen.
Wird bei uns zu Hause nicht anders sein, nur setzt man das einfach stillschweigend voraus.
Peter.