Tunesien: El Jem

Zurück, zumindest in die Nähe, zum Meer.

Die Stadt EL JEM (oder auch EL DJEM) befindet sich wieder ein stückchen südwärts, aber eben auch wieder in Richtung elend langer, schöner tunesischer Küste.

Amphietheater in EL JEM, TUNESIEN

Nominell hat EL JEM bis auf ein riesiges, sehr gut erhaltenes Amphitheater nichts zu bieten. Soviel sei schon mal vorweg genommen: Das uralte Bauwerk ist bestimmt 10 mal besser als das ebenfalls eingenfüßig besichtigte Teil in ROM, aber für den Schreiberling war der Straßenmarkt in unmittelbarer Nähe (mal wieder) das Highlight in einer fremden Stadt.

Die Tagesetappen sind mit 50 bis 70 Kilometer im Moment recht kurz. Da lohnt sich ein Frühstück entlang des Weges kaum. Aber die „Jagd“ nach frischem Brot macht natürlich dennoch Spaß. Langsam durch die Dörfer oder Kleinstädte rollen, die Augen links, rechts und natürlich gerade aus, auf den Verkehr!

Amphietheater in EL JEM, TUNESIEN

Auf dieser Fahrt finden wir entlang des Weges aber keine Bäcker sondern bestimmt 20 Schlachter. Die haben sich offenbar auf einzelne Tierarten spezialisiert. Die einen bieten Schaffleisch an, die anderen Kamelfleisch und wieder andere Rinder. Bei den Rindsschlachtern stehen keine Tiere vor der Tür und warten auf den nahen Tot. Aber bei denen, die Schafe und Kamele anbieten stehen immer, zwei, drei oder vier Tiere in unmittelbarer Nähe ihrer Artgenossen, die, gerade erst geschlachtet, an metallenen Haken zum Ausbluten hängen. Schmutzige Schafsfelle hängen in der Sonne zum trocken.
Das doch wirklich beeindruckende an dieser Art der Fleischwirtschaft ist doch wohl der Umstand, das wir in Westeuropa mit Sicherheit kein besseres, ehrlicheres Fleisch auf den Tisch bekommen als die Leute hier in TUNESIEN.
Fleisch ist hier durchaus ein Luxusgut, auch für uns. Rind um und bei 40 TDN, Schaff 38 TDN, Kamel wissen wir (noch) nicht. Huhn hingegen, da sind wir uns in der Reisegruppe gar nicht mal so einig, liegt wohl bei nur 10 TDN das Kilogramm. Die armen Viecher hängen halbtot am Straßenrand in ihren Käfigen herum und warten darauf, geschlachtet, gerupft und verkauft zu werden. Besser nicht darüber nachdenken, einfach nur essen. Weltweite Nummer eins: Hühnerfleisch.

Frisches Rindfleisch auf dem Markt von EL JEM

Der Stellplatz in EL JEM ist ein riesiger, geteerter Busparkplatz direkt neben dem Amphietheater. Hier parken die großen Touristenbusse mit den Leuten aus den Hotels. Wohnmobile sind sehr willkommen und finden in einer Ecke ihr ruhiges Plätzchen. Brauchwasser in rauen Mengen, Toiletten und mitten drin in EL JEM. Unklar wo hier das Regenwasser bleiben könnte, denn auf der ganzen Anlage findet sich kein Abfluss. Dafür nur nette Leute, die freundlich grüßen. Abends wird das Tor verschlossen, man kommt über das Nebengrundstück aber noch gut zu Fuß rein&raus.

Das Amphitheater, oder auch Kolosseum genannt, ist fantastisch erhalten und man kann über steile Stufen, deren Maß sich an keine deutsche Regel hält bis in die obersten Ränge aufsteigen. Schon wieder, eher aus Versehen, ein Weltkulturerbe besucht. Ups. Eine Schülergruppe übt auf dem Bühnenplatz ein Tanzstück ein und hat hörbar viel Spaß daran. Die wenigen Touristen machen bei dem aktuell sehr durchwachsenen Wetter den Besuch zum echten Erlebnis. Man wünschte sich zwar viel mehr erklärende Hinweistafeln aber oft reicht ja auch der persönliche Eindruck von solchen Bauwerken aus längst vergangenen Zeiten um zu begreifen, das wir nicht das Maß der Zeit sein werden. Unsere Stadien überleben in der Regel nicht mal 50 Jahre (?).

Der weibliche Teil der Reisegruppe ist davon überzeugt das auch in EL JEM eine Medina geben muss und stiefelt los, obwohl wirklich alle befragten als Antwort gaben, das EL JEM über keine historische Altstadt verfügt. Das an sich ist ja schon sehr merkwürdig. Hat man doch dieses riesige uralte Stadium mitten in der Stadt?

Ein Geheimnis, das andere lüften müssen, denn auch diese Stadt wird nach einer Nacht wieder verlassen.

Peter.

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