Insel GAVDOS, Teil 1 Anreise

Kurzausflug auf die Insel GAVDOS, mit ohne Wohnmobil, in vier Akten:

1) Anreise
2) Kirchenfest
3) Inseltour
4) Abreise

Teil 1: Die Anreise nach GAVDOS

Die große Autofähre SAMARIA I fuhr offiziell am 28. Oktober zum letzten Mal in diesem Jahr auf die kleine Nachbarinsel von KRETA, nach GAVODS. Der Zug, Pardon, diese Fähre, war also abgefahren.
Über den örtlichen Touranbieter PALEOCHORA DISCOVER bekommen wir die Möglichkeit, doch noch mit einem kleinen Schnellboot auf die Insel zu gelangen. Die Frau im Büro spricht immer nur ehrfurchtsvoll vom „Kapitän“, der alle Entscheidungen bezüglich An- und Abreise treffen würde und sie vermittelt damit den Eindruck, das dieser Kapitän auch an Land „Master Next God“ sei und nicht einfach nur ein Dienstleister von PALEOCHORA DISCOVER.

Die SAMARIA I hat ein anderes Ziel

Später stellt sich heraus, das sie eine von zwei Töchtern des Kapitäns ist, das erklärt natürlich jeden Respekt. Die Familie des Kapitäns betreibt das Tourismusbüro, eine Taverne und den Schnellbootbetrieb nach GAVDOS. Wahre Multiunternehmer.

Wie verabredet findet sich die kleine Reisegruppe am Donnerstag gegen 1400 am Büro von PALEOCHORA DISCOVER ein und ein weißer FORD TRANSIT bringt die beiden zusammen mit einem weiteren Passagier in den Hafen. Den guten Kilometer bis da hin hätte man auch laufen können, doch gebucht ist gebucht.

Fullspeed, tief im Wasser liegend, große Hecksee, man achte auf den schwarzen Tank.

Rund um das kleine Schnellboot herrscht noch geschäftiges Treiben: Jede Menge Taschen, Beutel, Säcke, Kartons und natürlich das Gepäck der Passagiere wird verladen. An Deck befinden sich schon ein kleines Motorrad, zwei große Säcke mit leeren Plastikflaschen sowie weit über das Achterdeck hinausragend ein großer schwarzer, offenbar leerer Plastiktank. Zusammen mit den vierzehn Passagieren, dem Kapitän und seinem Gehilfen wird es ganz schön kuschelig auf dem vielleicht zehn Meter langen Boot. Die meisten Passagiere scheinen sich zu kennen. Eine größere Gruppe sehr freundlicher junger Erwachsener, auf jeden Fall U30, die aus Anlass des Kirchenfestes nach GAVDOS wollen und dort zehn Tage verbringen werden. Welchen Bezug diese Gruppe zur Kirche und/oder zur Insel haben findet die kleine Reisegruppe nicht heraus, aber eine tief religiöse Motivation kann man wohl ausschließen.

Mitlaufende Segelyacht

Ablegen, Hafeneinfahrt von PALEOCHORA passieren und Hebel auf den Tisch! Gut 400 PS brüllen unter den Passagiersitzen auf dem offenen Achterdeck los, doch so richtig will das Boot nicht aus dem Quark kommen. So viel Aufwand für nur knapp 13 Knoten Fahrt! In der mitlaufenden Dünung eiert der Dampfer regelrecht hin und her, der Kapitän am Ruder hat viel zu tun um auf Kurs zu bleiben.
Später, bei der Ankunft in Hafen KARAVE von GAVDOS stellt sich heraus, das noch viel mehr Ladung in den zahlreichen Backskisten unter Deck verstaut war. Der Eindruck der völligen Überladung war also korrekt. Nun, fährt keine große Versorgungsfähre, müssen eben die kleinen Schnellboote die Inselversorgung sicher stellen. Die Einwohner (oder deren Gäste) trinken offenbar gerne Vodka und Whiskey, denn beides kommt beim Entladen kistenweise ans Tageslicht.

Hat man sich erst mal an den Krach der großen IVECO Dieselmaschine und an die schlingernde Bootsbewegung etwas gewöhnt, läuft die Überfahrt ganz passabel. Aber sie dauert länger als gedacht, trotz dem relativ direkt gesetzten Kurs, wie der GPS Track später zeigt. Kaum Schiffsverkehr in dieser Gegend, nur ein Segelboot unter Vollzeug, aber mitlaufender Maschine, wird passiert. Die Yacht liegt später in der schönsten Bucht von GAVDOS (SARAKINIKO) vor Anker.

Es bereits dämmert als das Schnellboot im Hafen von GAVDOS einläuft. Ein lokaler Fischer, der mitten in der Hafeneinfahrt vor Anker liegt und seinem Geschäft nachgeht grüßt mürrisch, oder waren seine von sich gegebenen Laute gar Ausdruck einer gewissen Missbilligung, hat der Kapitän doch bisher die volle Fahrt voraus nicht reduziert?

Entgegen sonstiger Reisegepflogenheiten ist für die kleine Reisegruppe bisher nichts weiter organisiert. Der Kapitän werde sich vor Ort um alles kümmern. Macht er auch, nach dem sein Boot vollständig entladen wurde. Auf Englisch fragt er die Reisegruppe kurz, worauf sie denn Wert legen würde? Das ist einfach: Gutes Zimmer, Taverne, Minimarkt und Strand. Der Kapitän führt ein Telefonat und verfrachtet alle Bootspassagiere in einen anderen weißen FORD TRANSIT. Dieses Modell hier ist wohl nur noch auf Inseln mit wenig Verkehr und ohne Polizisten einsetzbar, aber immerhin: Es fährt!

Ankunft im Hafen von GAVDOS

Nach in etwa acht Kilometern zeigt er uns die Taverne von FETIFES, in der Nähe unser Zimmer bei der Vermieterin SOFIA und bietet an, die kleine Reisegruppe mit dem Bus am nächsten Morgen um 0830 zum Kirchenfest abzuholen. Klar, da kommt man gerne mit! Abschließend möchte er wissen, wann wir denn wieder zurück nach KRETA wollen? Na ja, einfach dann, wann er wieder zurück fährt. So viel Individualität ist man ja nicht gewohnt. Also wenn wir unbedingt wollten, könnte er uns direkt nach dem Kirchenfest Morgen, späten Nachmittag zurück bringen. Aber wir sollten lieber bis Sonntag bleiben. Samstag wäre das Wetter sowieso nicht gut und er würde uns das mitgebrachte Motorrad leihen, damit wir auf eigene Faust eine Inseltour machen könnten. Sonntag sähe das Wetter gut aus, da würde er dann Mittags zurück fahren. OK, gebongt!

Schnell das Zimmer bezogen und mit der mitgebrachten Taschenlampe den kurzen Weg in absoluter Dunkelheit zur Taverne zurück gelegt, denn so eine echte Seereise verlangt natürlich nach einem ordentlichen Abendessen. Im fahlen Licht die Speisekarte studiert und bestellt. Die Lichtstärke schwankt häufig, der Dieselgenerator in der Nähe liefert offenbar nicht immer eine konstante Spannung? Dieser Jockel läuft nur für die Taverne, irgendwo auf der Insel steht noch ein größerer Generator, der ansonsten den Strom für die wenigen normalen Haushalte liefert.

Erstaunlich, was für Gestalten nach und nach aus der völligen Dunkelheit in das Halbdunkel der Taverne wechseln. Oft in kleinen Gruppen, jeder mit einem voll gepackten Rucksack, einige zusätzlich mit einem zusammen gepackten PopUp Zelt. Die kleine Reisegruppe überlegt, wie man diese Menschen wohl nennen könnte? Sind das etwa echte Hippies? Gestrandete Strandbewohner? Ob wirklich gestrandet wissen wir natürlich nicht, aber Strandbewohner trifft es schon genau.
All diese Menschen, vielleicht zwanzig an der Zahl, die hier zum Abend eintreffen leben am Strand und schleppen ihr Hab und Gut immer mit sich herum. Junge Menschen in der Regel, einige wenige vielleicht etwas älter. Schlank und rank, entspannt, tief Sonnengebräunt, gute Laune, viel Lachen, viel Begrüßen, umarmen und Geschnatter.

Zimmervermietung SOFIA auf GAVDOS

Interessant, interessant!

Das Essen ist OK, das Bier schön kalt und im zur Taverne gehörenden Minimarkt kann man sich überraschend gut für den Rest des Abends versorgen.

Zurück auf dem Zimmer ist es zunächst ein wenig unheimlich. Absolut still, stockdunkel und vor allem natürlich völlig ungewohnt. Sind wir denn alleine in dieser kleinen Anlage? Das Zimmer und das Bad sind extrem sauber, das Bett frisch bezogen und die bereit gelegten Handtücher strahlen weiß. Hätte man so gut vielleicht nicht erwartet?

Ein PODCAST aus der ARD AUDIOTHEK hilft beim Einschlafen, denn unglaublicher Weise hat man auf dieser südlichsten Insel EUROPAS (geografisch) mit weniger als 100 permanenten Einwohnern einen guten 5G Handyempfang. In der Heimatstadt ELMSHORN im übrigen nicht.

Die Anreise nach GAVDOS hat dann ja mal sehr gut geklappt und trotz minimaler Vorbereitung hat sich alles irgendwie gefügt.

Wie ungewohnt aufregend!

Peter.

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