STÖRTEBECKER: Winterlager

Ursprünglich bestand der Plan, der Wunsch und die Hoffnung, STÖRTEBECKER direkt im ersten Jahr in einer Halle in der W.Y.K. überwintern lassen zu können.

Nicht das sein derzeitiges äußeres Erscheinen einen besonderen Winterschutz verdient hätte, nein, das wohl eher nicht. Aber in einer Halle kann man geschützt von Wind und Regen doch so einiges an einem Boot schrauben und basteln, wenn denn die Außentemperaturen nicht gar zu kalt daher kommen.

Nun, die Hoffnung auf einen Hallenplatz verflog, je näher der Oktober kam. Derzeit einfach kein Platz in den beiden Hallen der W.Y.K. für ein zusätzliches Boot. OK, dann ist das eben so und STÖRTEBECKER muss erst mal draußen bleiben.

Also muss man ein Dach für das Deck des Bootes bauen, denn auch wenn das über vierzig Jahre alte Teakdeck kein Schmuckstück ist muss es doch vor massiver Feuchtigkeit in Verbindung mit Frost geschützt werden. Sonst macht eisige Kälte auch noch alles kaputt, selbst das, was nicht schön ist. Das wollen wir nicht.

Die Mehrkosten für das Material eines großen Daches kann man leicht argumentieren: Ein Außenplatz ist überall viel günstiger als ein Hallenplatz. Das so gesparte Geld kann, besser muss, man dann eben in Holz und Plane stecken. Arbeit kostet ja nichts.

Somit ergeben sich im wesentlichen vier Arbeitsschritte um die neu erworbene HORNET 33 nach nur wenigen benutzten Seemeilen in den Winterschlaf zu schicken:

1) Mastziehen
2) Slippen
3) Frostschutz
4) Einplanen

1) Mastziehen:
Es gibt Außenwinterlager, in denen Boote mit stehendem Mast an Land gelagert werden. Das kann nicht gut für das Material sein. Also haben wir bei unseren bisher vier Booten immer den Mast im Winterlager gezogen. Dazu müssen alle Drahtseile (Wanten), die den Mast in Position halten abgebaut werden. Mittels eines Mastkrans wird der Mast dann aus der senkrechten in eine horizontale Lage an Land gebracht. Angesichts der sperrigen Form einer 16 Meter langen Aluminiumstange tut man gut daran, ein paar mehr helfende Hände bereit zu halten:
Einer bedient den Mastkran (manuell, der in der W.Y.K. hat keinen Elektromotor), zwei oder besser drei Helfer montieren die zuvor bereits gelockerten Wanten endgültig ab, wenn der Mastkranhaken sicher mit dem Mast verbunden ist und den Mast in Position hält. Idealerweise am Gewichtsmittelpunkt des Mastes. Oft, so auch hier, muss jemand in den Mast gezogen werden um die Schlinge um den Mast zu bekommen, wenn der Gewichtsschwerpunkt oberhalb der ersten Saling liegt.

Erklärbild vom Mastsellen in TRAVEMÜNDE bei Bootskauf. Lila=Mastschlaufe, Edelstahlstangen=Saling

Dadurch, das alle Helfer schon öfters mal einen Mast gezogen haben funktioniert dieser Arbeitsschritt recht routiniert und ohne Aufreger. Fotos entstehen dabei leider nicht. Für Fotos hätte man wohl einen weiteren Menschen haben müssen und so weit wollen wir es ja wohl nicht kommen lassen?

Liegt der Mast erst mal horizontal auf großen Holzböcken an Land müssen dann alle Anbauteile vom Mast abgebaut werden um ihn so schlank wie möglich zu machen. Nur so passt dann das lange Ungetüm in die Masthalle, in der alle Masten der Vereinsboote den Winter über trocken gelagert werden.

Doch bevor STÖRTEBECKER´s Mast demontiert wird bietet sich die Gelegenheit auch gleich den ganzen Dampfer an Land zu stellen, denn für diesen Nachmittag will kein anderes Boot mehr slippen. Bahn frei im wahrsten Sinne des Wortes. Wie schön!

Erklärbild Hafentrailer: Vor der HOTNET 33 lag eine HANSE 341 auf dem Trailer, ca. 10-15cm mehr Tiefgang = höher (Quelle: Verkaufsanzeige)

2) Slippen:
Das Slippen wird in der W.Y.K. durch zwei Maschinen ermöglicht: Große Stahlseilwinde (elektrisch) und Traktor (Diesel). Beide Maschinen dürfen nur von speziell geschulten Maschinenführern bedient werden. Wie gut das Wolfgang 2 ein Maschinenführer ist und das er uns weiterhin hilfreich zur Seite steht!

Allen ist klar, das die Aktion nur in einem Trail & Error Verfahren gelingen kann. Das das Boot gleich im ersten Versuch richtig auf dem „neuen“ Hafentrailer zu stehen kommt ist eher ausgeschlossen. Der Hafentrailer hat zu viele Einstellmöglichkeiten zur Fixierung des Bootes, diese kann man zwar auf Verdacht so gut wie möglich einstellen, wird aber wohl nie die richtige Position auf Anhieb treffen.
Zuvor wurden im übrigen alle Spann- und Gewindeschrauben des Hafentrailers vom Rost befreit und gangbar gemacht, man will ja nicht im Eifer des Gefechts auch noch mit fest sitzenden Schrauben kämpfen.

STÖRTEBECKER auf dem Hafentrailer, schief und nicht weit genug vorne

Nun, um es vorweg zu nehmen und im Versuch die Beschreibung der viele Stunden dauernden Slipp Aktionen etwas abzukürzen: An zwei Tagen haben wir jeweils drei Versuche gebraucht um STÖRTEBECKER aus dem Wasser zu ziehen.

An Tag eins stand er zwar nach drei Versuchen sicher auf dem Bootswagen, aber doch recht schief und nicht genau da, wo er hin sollte. Das sah´ nicht nur sch…. aus, es war auch äußert unschön auf dem schiefen Deck herum zu laufen. Das Problem war das wir STÖRTEBECKER nicht weit genug nach vorne auf den Hafentrailer bekommen hatten weil die vorderen Bratzen (Stützen) nicht weit genug offen waren, die vordere Halterung (die, von der das große Holzteil beim Transport abgebrochen war) zunächst das Weiterkommen behinderte und der vordere Teil des Kiels auf dem vorderen Teil des Hafentrailers aufsetzte.
Zunächst arbeitssicherheitstechnisch ungenügend die Querverbindung der vorderen Halterung heraus geflext, später dann die ganze Stahlkonstruktion abgebaut und zur Seite gepackt.

STÖRTEBECKER gerade und so weit vorne wie möglich auf dem Hafentrailer

Beim Slippen gibt es in der Tat einen recht spannenden Moment:
Der Übergang des Bootes vom schwimmen zum stehen. Wird das Boot dann nicht vernünftig gehalten (z.B. durch die noch nicht vorhandenen stabilen Rungen) kippt es gerne mal zur Seite. Da wird STÖRTEBECKER dann zwar durch andere Stützen aufgefangen, aber die müssen ja auch erst mal in der richtigen Position sein damit das Boot nicht zu weit kippt.

In der letzten Abenddämmerung wird der Dritte Slippversuch also halbwegs erfolgreich beendet, aufgeräumt wird im dunklen. Durch die ganze herumturnerei sind alle körperlich sehr erschöpft, der Schreiberling hingegen nahezu körperlich zerstört. Merkt er aber erst später. Unglaublich wozu Adrenalin alles gut ist.

Aber, und nur das zählt: Geschafft. Schief zwar, aber geschafft!

Immer dann, wenn kluge Menschen etwas machen was nicht perfekt ist wird im Nachgang überlegt, was man hätte besser machen können. Und so kommt nicht etwa der Schreiberling darauf, das der niedrige Wasserstand im Hafen das eigentliche Problem war:
Der an sich schon recht hohe Trailer hätte tiefer in das Hafenwasser gemusst damit das Boot weiter nach vorne kommen konnte. Denn der Bootstrailer steht ja schräg auf der Rampe während das Boot, so lange es noch schwimmt, horizontal im Wasser liegt. Doch die betonierte Slipprampe auf der der Hafentrailer ins Wasser rollt geht nicht tiefer hinein, denn tiefer wird das Wasser im Hafen ja nicht.

Und nur weil ein einzelner studierter Nachbar Names Jacek auf diesen glorreichen Gedanken kam und Wolfgang 2 sich ebenfalls etwas an dem schiefen Stand des Bootes störte wurde zwei Tage später ein neuer Versuch unternommen. Bei Höchstwasserstand im Hafen.

STÖRTEBECKER´s Dachkonstruktion

Doch, wie sollte es anders ein:
Nichts klappt auf Anhieb. Auch hier ist erst der Dritte Versuch erfolgreich. Am liebsten hätte der Schreiberling bereits nach dem zweiten Versuch aufgegeben, doch das wäre natürlich auch keine Lösung gewesen.

Alle sind glücklich, das das Boot nun richtig gut, in der richtigen Position auf dem Hafentrailer steht! Das ist nicht nur für diesen Winter wichtig, sondern auch für den anstehenden Anbau der Rungen: Jetzt weiß man ganz genau, wo die hin müssen und wie groß sie werden müssen, um das Boot an seiner Sollposition optimal zu halten.

Und, das wissen wir jetzt auch: Wir brauchen für´s Slippen in der W.Y.K. viel Wasser im Hafen!

Wie gut das mit den Rungen funktioniert konnten wir bei den anderen slippenden Booten gut beobachten. Ist alles vorbereitet, dauert die ganze Aktion vielleicht eine viertel Stunde. Das motiviert ungemein!

3) Frostschutz:
So ein Boot hat ja verschiedene wasserführende Systeme die im Winter einfrieren und dadurch kaputt gehen könnten: Wasserkühlung des Motors, WC mit Fäkalientank, Wasserhähne, Pumpen und Tank des Frischwassersystems. Man tut gut daran, alle so mit Frostschutz zu versorgen das da nichts einfriert.

4) Einplanen:
Nach der ganzen Ausprobiererei mit dem Hafentrailer macht es schon direkt Freude, endlich mal wieder was einfaches zu bauen: Das Winterdach für STÖRTEBECKER zum Beispiel!
Plan & Wunsch für die Folgejahre bleibt natürlich ein Hallenplatz, also soll die diesjährige Lösung zwar kein wackliges Provisorium werden, aber auch nicht übermäßig teuer sein. Bei einem Boot von gut 10 Metern Länge und gut 3 Metern Breite redet man ja mal eben von 30 m² Fläche die abgedeckt werden müssen. Neben Regen sollte man wohl auch Schnee auf dem Zettel haben, kann ja doch immer noch mal sein? Aber wohl nicht Meterdick?
Nun, heraus kommt ein schicker Dachstuhl aus einfachen Konstruktionslatten, darauf eine riesige Plane. Die Überlegung: Wenn die Plane an beiden Seiten weit genug über den Bootsrumpf überlappt, kann starker Wind weniger Schaden anrichten? Schauen wir mal, während das hier gerade geschrieben wird stürmt es draußen heftig 😉

STÖRTEBECKER (HORNET 33) unter Plane im Winterlager

Einmal mehr hat der studierte Nachbar eine geniale Idee wie man die Plane auf den Dachstuhl bekommt: Auf dem Boden so falten, das man die beiden Längssseiten einfach aus der Mitte heraus herunter fallen lassen kann. Also werden 90m² Plane am Boden sorgsam gefaltet, bei Wind wohl ein Ding der Unmöglichkeit. Doch Wetterglück hatten wir die ganze Zeit. Wie schön!

Nun, um das schwere Ungetüm so gefaltet an Deck zu bekommen braucht es aber dann doch die Praxis eines eingebildeten Seemannes. Auch das gelingt.

Und Schwupps, liegt die Plane auf dem Dachstuhl fast so, wie sie soll.

Tolle Sache das!

Wenn diese Konstruktion nun auch noch den Winter übersteht, dann waren wir wohl gar nicht mal so schlecht.

Stahlstützen als Unterstützung für die Räder des Hafentrailers

Von Wolfgang 2 lernen wir, das es sehr sinnvoll ist die Reifen der Hafentrailer durch massive Holzbalken oder Stahlstützen zu entlasten. Aber auf keinen Fall ganz aufbocken, so die Anweisung. Mit vier schicken 6 Tonnen Stützen auch das noch erledigt, jetzt soll es aber auch erst mal gut sein mit dem Einwintern!

Peter.

P.S.: Ja, ja. Die, die dabei waren werden fragen wo denn des Skippers Badeepisoden im Text geblieben sind? Ach, was soll man dazu bloß schreiben? Außer vielleicht das ich es wirklich hasse, spärlichst bekleidet von anderen fotografiert zu werden. Und doch, dient es ausschließlich zur allgemeinen Erheiterung wie in diesem Fall, kann ich auch damit leben 😉
Schließlich ist der Eigner schon an ganz Orten auf der Erde für sein Boot ins Wasser gegangen.

Und jedes mal lebend, darauf kommt es wohl an, zurück gekommen!

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