HORNET 33 Störtebecker

OK, es gibt da seit ein paar Wochen einen neuen fahrbaren Untersatz in der Familie über den endlich mal berichtet werden müsste.

Der rollt nicht, der schwimmt!

Aha.

Schon etwas älter, 1979 in DOCHTERSEN in die Welt gekommen. 

Keine Ahnung was sonst noch so in DOCHTERSEN los war, aber in diesem kleinen Nest auf der niedersächsischen Seite der ELBE, eigentlich gleich gegenüber von ELMSHORN (Luftlinie 18,5 km), hatte bereits 1903 WILHELM HATECKE eine Bootswerft gegründet. 

HORNET 33 Störtebecker in TRAVEMÜNDE

Um die 1980iger Jahre herum hat die HATECKE Werft eine Zeitlang auch Segelyachten gebaut. Kerngeschäft war allerdings schon immer der Bau von Rettungsbooten für Seeschiffe, heute ist die Werft Weltmarktführer für Rettungsboote in der Kreuzschifffahrt. Glasklarer Fall von Hidden Champion. 

Die von ERNST HATECKE entworfenen HORNET genannten Segelyachten der HATECKE Werft sehen beileibe nicht aus wie Rettungsboote, sondern eher wie zeitlose Segelbootsklassiker der Neuzeit.
Aber irgendwie haben die Werftleute von HATECKE ihren grundsoliden Rettungsbootsbau zu dieser Zeit auf Segelyachten übertragen. Wenn so ein GFK Boot nach 46 Jahren keinerlei Anzeichen von weichen Deck oder Aufbauten zeigt, dann müssen die damals ihre Kunststoffarbeiten schon sehr, sehr solide erledigt haben.

Vermutlich wusste man damals auch noch nicht, wie dünn man Decks und Bordwände von GFK Segelyachten tatsächlich machen kann?

Egal.

Der neue (alte) Dampfer ist eine HORNET 33.

Der Ersteigner aus HAMBURG taufte das Boot 1979 auf den Namen „CHER AMI„, das ist der Name einer berühmten amerikanischen Brieftaube.

Als die zweiten Eigner aus LÜBECK 2012 das Boot kauften, tauften sie es auf den Namen „STÖRTEBECKER„, mit „ck“ geschrieben. Rechtschaffene Menschen kommen wohl nicht auf einen so ungewöhnlichen Namen? Wer nennt sein Boot schon nach einem blutrünstigen Piraten?
Nun ja, wenn man „STÖRTEBECKER“ in seine Bedeutung zerlegt dann kommt „Stürz den Becher“ heraus und so ähnliche hießen denn die zweiten Eigner auch. Das erklärt natürlich alles!

Wir haben die Yacht im August 2025 eher aus einer Laune heraus in TRAVEMÜNDE gekauft. Zwei Wochen zuvor hatte ich unsere Segelfreunde Karen und John aus SYDNEY samt Gepäck vom Flughafen HAMBURG zu ihrem Europaboot nach HEILIGENHAFEN chauffiert. Unter anderem ist Karen übrigens die Autorin des Buches „FAMILIENBOOT„. Bei dieser Gelegenheit, eher zufällig, erstmals ihre zur Coronazeit gekaufte HORNET 32 gesehen. 

HORNET 33 Störtebecker in TRAVEMÜNDE

Während der SÜDAMERIKA Reise 2022/2023 hatten wir ja mal Leute kennen gelernt, die meinten, man müsse auf jedem Kontinent ein Wohnmobil haben. Nun, Karen und John haben zumindest auf zwei Kontinenten Boote. Auch nicht schlecht.

Überrascht, was für eine solide Kiste so eine HORNET ist! Dazu ein sehr schön schiffiger Kabinenausbau. Handliche Größe. Hervorragende Besprechungen in damaligen, aber auch neueren Yachtmagazinen.

Wieder zu Hause, am Abend dann mal kurz den HORNET Markt im Internet sondiert. Nur mal so. Nur mal luschern, bloß nicht kaufen, bestimmt nicht!

Eine HORNET 32 stand nicht zum Verkauf.  Aber die minimal größere Schwester HORNET 33! 

In der Folgewoche dann mal eben alle drei angebotenen HORNET 33 besichtigt. Die Zahl „32“ bzw. „33“ bezeichnet die Bootslänge, im englischen Maß „Fuß“. Äußerlich unterscheiden sich die beiden Bootstypen durch den Aufbau: Die HORNET 32 ist eher rundlich, die 33 eher kantig. Unterwasser sind die Unterschiede gravierender: Die HORNET 33 hat einen einfachen Finkiel, Saildrive und ein Ruder mit Skeg, die HORNETT 32 einen Langkiel mit Propellerschaft.

HORNET 33 Störtebecker in TRAVEMÜNDE

Am Ende haben wir also STÖRTEBECKER in TRAVEMÜNDE gekauft. Dabei unerwartet einige emotionale Hoch- und Tiefpunkte erlebt, die man vielleicht nicht braucht. Aber hey, es geht ja schließlich um ein Boot! Das ist nun mal was hoch emotionales?

Der Voreigner ist in diesem Frühjahr leider an Krebs verstorben, war aber offenbar bis zuletzt davon überzeugt, diese miese Krankheit überwinden zu können. Nur so lässt sich erklären das er noch im Oktober 2024 ein neues Großsegel in Auftrag gegeben hatte. Das Vorsegel ist aus 2023. Die beiden neuen Segel waren dann in der Tat auch das alles überragende Kaufargument. 

Der Bootsverkauf wurde als kameradschaftlicher Freundschaftsdienst durch die Vereinskollegen des Segler-Verein Herrenwyk für die Witwe organisiert. Was für ein tolles, inspirierendes und aktives Vereinsleben! 
Nun, aus Vereinssicht sicher auch ein wenig Eigennutz: Die Warteliste für einen Winterliegeplatz in der vereinseigenen Bootshalle auf dem PRIWALL ist lang und der Verein möchte unter keinen Umständen ungenutzte Boote in der Halle stehen haben die den Nachwuchs blockieren. Macht Sinn, es ist aber sicher ein schwieriges Unterfangen jahrelangen Vereinsmitgliedern „Ihren“ Bootsplatz weg nehmen zu wollen. Ein wirklich kluger Schachzug, den Verkauf von verwaisten Booten über die Vereinsstruktur zu organisieren. Dann passiert wenigstens was.

HORNET 33 Störtebecker in TRAVEMÜNDE

Bei der ersten Besichtigung lag STÖRTEBECKER bereits im Wasser. Noch nicht aufgetakelt, ohne Mast. Als klar war das wir STÖRTEBECKER kaufen werden haben fünf Vereinsmitglieder mit uns den Mast gestellt und die neuen Segel angeschlagen. Tolle Typen. Toller Tag.

Nun, wenn man spontan so ein Boot mit Vergangenheit kauft passt das zeitlich in der Regel nicht zu den schon längst gemachten Termin- und Reiseplänen. So stand zum Beispiel die ENGLAND 2025 Reise unmittelbar bevor. Außer einer Woche Bootaufräumen und sortieren und zwei Testschlägen unter Segeln in TRAVEMÜNDE war vor der lang geplanten Wohnmobilreise mehr schlicht nicht drin. 

Das ist wohl auch eine Form des wahren Luxus: Ein neu gekauftes, segelfertiges Boot in TRAVEMÜNDE bei bestem Sommerwetter drei Wochen einfach ungenutzt liegen lassen. 

Ohne Zweifel ein echter Frevel. 

Ein eventueller Vergleich mit STORMVOGEL verbietet sich im übrigen. 

STÖRTEBECKER ist derzeit ein eher optisch etwas herunter gekommenes, hässliches Entlein. Aber von exzellenter technischer Substanz! Von daher sollte man wohl nicht von einem neuen Boot sprechen, sondern von einem neuen Projekt 😉

Die Bilder stammen vom ersten und zweiten Besuch in TRAVEMÜNDE. 

Peter.

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