Die kleine WARRIORS OF ROMANCE EUROPA Tournee von PENDRAGON mit 7 Konzerten, 6 Stationen in 6 Ländern hat ihren Auftakt in EXETER, Südengland. Im dortigen Universitätsviertel gibt es das NORTHCOTT THEATER, in dem gut und gerne 460 Menschen Platz finden.
Der erste Abend, Samstag, 6. September 2025 ist fast ausverkauft. Vielleicht 20 oder 30 der ausschließlichen Sitzplätze bleiben leer. Kann aber auch gut sein, das einige Menschen verhindert waren, schaut man sich das gediegene Durchschnittsalter der durchweg sehr gut gelaunten Besucher an.
Das Bistro des NORTHCOTT THEATER wird gemeinnützig betrieben, jeglicher Profit landet bei gemeinnützigen Organisationen. Nun, an diesem ersten Abend wird einiges an Geld zusammen gekommen sein, so viel Bier, Pizza und Softdrinks ist über den großen Tresen gegangen. Liebhaber progressiver Rockmusik bekommen offensichtlich nicht nur gerne ordentlich laut was auf die Ohren, sondern auch was ordentlich lecker in den Magen.
Es fällt auf wie viele MARILLION T-Shirts hier auf zwei Beinen herum laufen. Die Fanschnittmenge zwischen PENDRAGON und MARILLION muss sehr, sehr groß sein.
Den Konzertauftakt bestreitet ROG PATTERSON solo. Der eigentlich zweite Live-Gitarrist von PENDRAGON steht da mutterseelen alleine auf der großen Bühne mit seiner Akustikgitarre und bringt seine eigenen Lieder zu Gehör. Gute Stimme, exzellentes Gitarrenspiel, doch zu lang und zu eigenwillig sind seine Kompositionen. Zwischen den Stücken plaudert er ein wenig aus dem PENDRAGON Nähkästchen. Lieblingskleidungstücke oder Lieblingsessen der einzelnen Bandmitglieder sorgen für heiteres Gelächter im Publikum. Ob NICK BARRETT sein schwarzes Muskel-T-Shirt wirklich auch unter der Dusche trägt? Oder ob SALLY MINNAER wirklich nur Junkfood und Snacks zu sich nimmt?
Etwas überraschend, abruppt gar räumt ROG PATTERSON nach einer halben Stunde die Bühne und in der kleinen Pause versorgen sich viele Besucher noch mal mit Drinks. Für den Umsatz gut, für absolute Aufmerksamkeit schlecht.
Alle sieben PENDRAGON Musiker der Live-Besetzung (Nick Barrett, Gitarre, Gesang; Peter Gee, Bass, Gesang, Keyboards; Clive Nolan, Keyboards, Gesang; Jan-Vincent Velazco, Schlagzeug; Rog Patterson, akustische Gitarre; Sally Minnear, Chor und Johanna Stroud, Geige, Chor) kommen unter tosendem, gar frenetischen Applaus und Gejohle auf die Bühne. Das Menschen jenseits der 60 Lebensjahre beim bloßen Anblick verehrter Musiker so die Kontrolle verlieren können?
Entgegen der Erwartung wird am ersten Abend nicht das komplette THE WORLD Album aus 1991 gespielt, sondern eine wilde Mischung aus 48 Jahren Bandgeschichte. Mit dabei sind natürlich alle Kracher, aber auch noch nie so richtig wahrgenommene Stücke. Na ja, kennt man PENDRAGON erst seit einem Jahr und besucht erst das Dritte Konzert, darf das wohl schon mal passieren.
Eine genaue Setlist muss an dieser Stelle noch nachgereicht werden.
Heraus zu heben sind an diesem Abend sicherlich EXPLORERS OF THE INFINITE und AFRAID OF EVERYTHING, aber auch das ewige Protestlied THIS GREEN AND PLEASANT LAND. Einmal mehr.
Mag sein das bereits etwas Ernüchterung in die Neufan-Bandbeziehung einsetzt. Kann aber auch gut sein das die Band am ersten Abend der Tour noch nicht richtig eingespielt ist? Oder das alle bereits völlig erschöpft vom Aufbautag auch noch die erste Show bestreiten müssen. Bands wie PENDRAGON müssen in der Tat fast alles selbst auf die Reihe bekommen, besonders viel Geld bleibt mit der Musik nicht über.
Vielleicht sind alle auch nur besonders angespannt weil sie von der hemmungslosen Begeisterung des Publikums überrollt werden und ihren Jahrzehnte langen Fans die Beste Show ihres Lebens bieten wollen?
Zwar verbreitet NICK BARRETT gute Laune, sein Gesicht wirkt aber etwas müde und abgespannt. Auch sein Gitarrenspiel ist mit Sicherheit nicht fehlerfrei.
Doch was spielt das an diesem berauschenden ersten Abend für eine Rolle?
Das Publikum feiert jeden einzelnen PENDRAGON Song gnadenlos ab. Lautes Mitgesinge wo es passt, wildes zappeln in den engen Stühlen und Standing Ovations nach beinahe jedem Stück.
Nach der Zugabe macht die Band 20 Minuten Pause um dann zum Abschluss des Abends noch ein Akkustikset an den Start zu bringen. Drei akustische Gitarren, manchmal ein Klavier dazu. Beschauliches zur Nacht. Etwas bedauerlich das einige der eigentlich für elektrische Gitarre geschriebenen Stücke nicht vollständig für ohne Strom umgesetzt wurden und die ursprünglichen, durchweg genialen elektrischen Gitarrensoli so auf der Strecke bleiben. (ITS ONLY ME oder PHOENICIAN SKIES PART III)
Keine Ahnung, wie man das musikalisch arrangieren kann, aber die EAGELS haben das mit HOTEL CALIFORNIA ja grandios vorgemacht. Das könnte ein NICK BARRETT sicherlich auch.
Gegen 23:30 Uhr (!), nach knapp vier Stunden begeisterndem Programm entlässt PENDRAGON ihre Fans in die dunkle Spätsommernacht.
Das zweite Konzert des diesjährigen PENDRAGON Weekender in EXETER startet auf der gleichen Bühne am heutigen Sonntag, aber schon am frühen Nachmittag. Einlass ab 12:00 Uhr, traditionelles Band/Fan Foto 13:00 Uhr und dann geht es auch schon los. Um 19:00 Uhr soll Feierabend sein, damit alle noch ohne zusätzlichen Urlaubstag nach Hause kommen.
Für die, die noch arbeiten müssen.
Die anderen fahren am Montag nach DOVER zur Fähre, der Weg nach RAMSTEIN, zum Dritten PENDRAGON Konzert in diesem Jahr ist lang und mit vielen guten Freunden entlang des Weges gespickt, die alle besucht werden wollen.
Von uns aus jedenfalls.
Ob sie wollen oder nicht haben wir gar nicht so direkt gefragt 😉
Peter.
P.S.: Fotos:
Die Fotos sind allesamt nicht so gut geworden wie von mir erhofft. Da darf man mal ganz offiziell mit der großen Kamera von seinem Platz aus fotografieren und hat trotzdem was zu meckern. Denke, das Licht war nicht besonders gut und die Entfernung, trotz Bestem 200mm Tele einfach zu weit.
Ach ja, irgendwas ist ja immer…