Den Anhänger auf dem Camperstop am Meer zurück lassend, wird am frühen Vormittag die Crew der SY BELLA im Yachthafen von LAS PALMAS eingesammelt.
Es soll mal wieder gewandert werden. Der Weg ausgekundschaftet von der BELLA Crew, knapp acht Kilometer bei knapp 400 Meter Höhenunterschied, das hört sich für alle Beteiligte gut machbar an.
Welch ein Irrtum, für einen einzelnen!

Zu den Höhenmetern:
Es geht auf einem Geröllpfad nahezu senkrecht Bergauf. Klar, das ist platt übertrieben und geht ja gar nicht. Das geht nur in sehr steilen Serpentinen. Doch bleibt man mal stehen und blickt nach unten kommt man sich in einer Steilwand an einem Seil hängend vor. Aber viel kann man darüber nicht nachdenken, schließlich muss jeder Fußtritt gut sitzen. Die besorgte Bergwanderführerin, die eigentlich zu See fährt bietet öfters mal einen Abbruch an, doch das geht aus gleich zwei Gründen nicht:
1) Mindestens einer kommt auf diesem Geröllpfad lebend nicht mehr herunter
2) Wandertechnische Niederlagen müssen aus puren Ego Gründen unter allen Umständen vermieden werden
Also weiter, da kommt der Kreislauf aber so was von in Schwung!
Während die körperlich überlegenen zu Bedenken geben, das man für den distanztechnisch kurzen Aufstieg ja schon sehr viel Zeit gebraucht habe und man besser zurück gehen sollte, sieht des KNAUSi´s Besatzung keinen Grund dafür. Zeit genug!

Und der Weg wird auch besser. Nun geht es durch Buschland flach bergab, zwar immer noch über Stock und Stein, aber immerhin scheint diesen Pfad vor nicht allzu langer Zeit ein Pferd beschritten zu haben. Also wenn das ein Pferd kann?
Die Bergwanderführerin überprüft permanent den Weg, das bloß nicht ein Meter zu viel Strecke absolviert werden muss! Zielsicher führt sie die kleine Wandergruppe an den Abgrund heran, denn, so beschwerlich das auch sein mag, irgendwie muss dieser Berg ja auch wieder verlassen werden.
Tatsächlich öffnet sich ein schmaler Geröllpfad inmitten des Buschlandes. Bereits nach wenigen Metern wird klar, das die körperlich überlegenen ohne den Klotz am Bein viermal schneller sein könnten, aber hey, es geht ja heute auch darum Zeit miteinander zu verbringen!
OK, ob nun schnaufend, ächtzend und außer Atem die richtige Umgangsform ist, sei mal dahin gestellt. Aber man kennt sich ja, ein wenig zumindest.
Der Schreiberling benötigt tatsächlich jeden Muskel, jede Faser seines umfangreichen Körpers um das Gleichgewicht zu halten und nicht zu stürzen. Ungefähr drei Nahtoterfahrungen, die er lieber nicht weiter erwähnt, begleiten diesen seinen Abstieg. Dankenswerter Weise wartet der körperlich überlegene Teil der Wandergruppe sowie des KNAUSi Beifahrerin immer mal wieder, um den Klotz am Bein aufschließen zu lassen. Echte Indianer hätten einen einfach zurück gelassen. Wie gut, das der Schreiberling bei den Bleichgesichtern ist.

Irgendwann kommt das Gerücht auf, das dieser üble Abstiegspfad genau am Besucherzentrum („Centro de Interpretación del Barranco de Guayadeque„) für dieses Gebiet enden würde und da gebe es mit Sicherheit bestimmte Kaltgetränke, die zuverlässig betäubend wirken würden.
Verdammt, wieso wissen so viele, womit man den Schreiberling motivieren kann?
Das Problem:
Irgendwann gabelt sich unvorhersehbar der Weg und der Kundschafter aus der Gruppe der körperlich überlegenen kommt von seiner Erkundungstour nicht zurück. Wenn es um andere geht muss auf Einzelschicksale keine Rücksicht genommen werden und so wird der andere, sicher zum Ausgangspunkt zurück führende Weg gewählt.
Irgendwann schließt dann auch der Kundschafter wieder auf und berichtet, das sein Weg quasi vor dem Zapfhahn einer Bar geendet hätte.
Dem Schreiberling ist das alles mittlerweile völlig egal. Er möchte seine müden Füße nur noch über diese wunderbar schön asphaltierte Straße gen Heimat (in Form von KNAUSi) schleppen. Hielt auf dem Geröllpfad im Berg die aktuelle KNAUSi Beifahrerin noch erstaunlich gut mit, verlassen auch sie die Kräfte auf den letzten vielen Metern.
Nun, nach Erreichen der Straße sind es noch knapp drei Kilometer bis zum Auto. Mal wieder Bergauf, natürlich.
Zunächst überwiegt das Glücksgefühl der Gerölllosen Fortbewegung, ohne permanent einen Sturz befürchten zu müssen. Dann dämmert die Überlegung, das 1.000 Meter mehr als 1.000 Schritte sein werden. Auch mit ohne Steigung. Der immer beschwerlich werdende Straßenmarsch wird am Ende nur überstanden, weil alle paar hundert Meter prächtige Bäume Schatten spenden und man darunter vorzüglich verweilen kann. Selbstverständlich werden die Erschöpfungspausenabstände immer kürzer, doch es gelingt tatsächlich auf eigenen Füßen stehend und ohne sichtbare körperliche Schäden KNAUSi zu erreichen.

Selbst das örtliche Höhlenrestaurant „Bar Restaurante Guayadeque“ hat noch auf und serviert schnell gerne jede erdenkliche Art von Stärkung für völlig erschöpfte Wanderer.
Was für eine tolle Tour!
Nein, toll war natürlich nicht das Geröll, der Staub oder der Dreck.
Toll, das man nun mal ernsthaft wieder weiß, wo man körperlich so steht.
Die Rückfahrt in den Yachthafen von LAS PALMAS erfolgt in erschöpfter Stille und verläuft fast ereignislos. Zu erwähnen wäre allerdings ein körperlich erzwungener Fahrerwechsel, Krämpfe im rechten Oberschenkel des aktuellen KNAUSi Fahrers lassen das notwendige Bremsen beim vielen Bergabfahren unmöglich werden.
Das ist blöd. Ganz blöd. Also Bremsen ist schon wichtig.
Jegliche Versuche, die immer wieder auftretenden Krämpfe wieder los zu werden scheitern und des KNAUSi´s aktuelle Beifahrerin übernimmt mal wieder souverän das Steuer.
Ganz schöner Aufwand, um so einen Fahrerwechsel ohne viele Worte zu erzwingen.
Peter.