Manchmal muss eine Insel seine Gäste ja auch einfach mal rausschmeißen, sonst bleiben die am Ende ewig und werden zu Eingeborenen!
Neben Waldbränden und Erdbeben liefert die üblicher Weise verwaltende Natur hierzu auch harmlosere Drohgebärden wie zum Beispiel schnöden Regen.
Igitt, igitt!
Obwohl sich das Wetter am Strand von TRIOPETRA bessert und man den restlichen Tag wohl noch hätte dort verbringen können, gelingt es der Beifahrerin geschickt den Fahrer zu manipulieren und zum Aufbruch zu bewegen. Der windet und wendet sich zwar mit Händen und Füßen, doch eine höchst persönliche Seewasserinspektion ergibt, das man heute wohl hier nicht mehr schwimmen kann. Die starke Brandung und deren Welle ist das eine, das andere ist der Umstand das durch die Wellengewalt soviel Sand aufgewirbelt wird, das das Wasser eher braun und trübe denn wünschenswert klar türkis ist.
Also gut. Man muss die gesetzten Zeichen auch deuten können und der Beifahrerin noch mal eine Stadtbesichtigung gönnen.
Auf nach RETHYMNO!
Hatten wir ja schon:
NORD-SÜD oder wie hier SÜD-NORD Verbindungen auf KRETA sind langsam zu fahren, 40 Kilometer in knapp zwei Stunden. Nur keine Eile am Sonntagmorgen!

Die Anfahrt des örtlichen Campingplatzes ist ein wenig tricky. Entweder man nimmt von der Hauptstraße einen Feldweg und steht am Ende vor einem verschlossenen Tor mit einem Schild daran und einer Telefonnummer darauf die man anrufen möge, wolle man passieren. Oder man fährt durch ein paar verdammt enge Gassen um das verschlossene Tor herum. Zeit genug und enge Gassen sind des Fahrers aktuelle Spezialität, der Beifahrerin ihr Graus!
Der große Campingplatz CAMPING ELISABETH ist fast menschenleer. Ein Hausmeister, eine Familie aus Spanien im Zelt, ein Wohnmobil aus Frankreich und ein deutscher PickUp, die beiden letzt genannten verlassen bald nach Eintreffen der kleinen Reisegruppe den Platz und es wird noch stiller.
Operativ ist die kleine Reisegruppe nun wieder auf einer Mission: Auto an Landstrom hängen um die platten Batterien nach mäßiger Sonnenkraft zu erfrischen, Kofferraum aufräumen und, eigentlich, mal wieder Wäsche waschen. Schließlich wird die Heimfahrt nicht nur eine Woche dauern, nein, sie führt auch wieder zurück in die so genannte Zivilisation und man möchte dort halbwegs ordentlich angezogen herum strolchen.
Doch eine Waschmaschine gibt es im Winter auf dem Platz nicht, der Selfservice Waschsalon in geschönten 100 Meter Entfernung hat natürlich an einem Sonntag geschlossen.

Die Beifahrerin wittert ihre Chance – statt im Waschsalon abzuhängen also ab zu Fuß in die gut vier Kilometer entfernte Stadt!
RETHYMNO hat sich eine unglaubliche lange Strandpromenade gebaut. Zur einen Seite Sandstand und Wasser, auf der Promenade selbst irgendwie schusselig aufgestellte kleine Palmen, deren Blätter den Fußgänger verdrängen, dann die obligatorische Uferstraße und schließlich, durchaus nur sehr grob geschätzt, zwei Millionen Hotels und fünf Millionen Restaurants. Tavernen heißen die hier im Lifestylejungle natürlich nicht mehr. Fast alles geschlossen, erst als sich die kleine Reisegruppe dem alten Hafen nähert, entwickelt sich mit jedem weiteren Meter so was wie Leben.
Irgendwann sogar ein pulsierendes Leben, brechend voll sind die verschiedenen Lokale in der historischen Innenstadt, laut schallt es aus ihnen heraus über die Straße auf die Promenade. Am Strand nur vereinzelt Menschen, im Wasser vielleicht ein oder zwei. Und das, obwohl mittlerweile die Sonne scheint, der Himmel halbwegs blau und der Wind kaum wahrnehmbar ist. Wenn der Kalender sagt, jetzt ist Winter, dann ist es jetzt gefälligst auch Winter und man geht als Eingeborener nicht mehr schwimmen, sondern zieht seine schickesten Winterklamotten an und stolziert in der Gegend herum. Während die Beifahrerin halbwegs adrett mithalten kann kommt der Fahrer eher wie ein zerlumpter Strandbewohner daher.
Allerdings ist er weithin deutlich als doofer Tourist erkennbar und doofe Touristen können auch auf KRETA herumlaufen, wie sie wollen.
Der Fahrer denkt im stillen: „YET ANOTHER FU* TOURI TOWN“, die Beifahrerin inspiziert verzückt die vielen kleinen Läden oder besser deren Schaufenster, denn die meisten Geschäfte sind geschlossen. Die Kombination von WINTER und SONNTAG entpuppt sich just an diesem Tage als sehr hilfreich.
Wie zum Trotz verkündet die Beifahrerin, das sie auch zu Fuß zurück gehen möchte. Also den gleichen Weg wie vorhin, nur anders herum. Langweilig könnte man denken, doch ist die Marschgeschwindigkeit ob der bereits vielen zurück gelegten Kilometer deutlich reduziert und man entdeckt viele spaßige Besonderheiten an den Hotels. Eines hat doch tatsächlich auf den Balkonen im ersten Stock für jedes Zimmer einen privaten Swimmingpool mit Unterwasserglasscheibe zur Straße hin verbaut. Fehlt da nicht noch irgendwo der Geldautomat, in dem man seine Münzen für die, vermutlich nur im Sommer statt findenden Peepshow einwerfen müsste?

Typisch Ausland. Nix zu Ende gedacht. Nix analysiert, nix optimiert, nix diskutiert, nix dramatisiert. Ach, wie freuen wir uns auf DEUTSCHLAND, wo doch alles so unendlich viel besser ist, wenn man wochenlang einfach keine Nachrichten verfolgt!
Zurück auf dem Campingplatz wird kurz das allernötigste Badezeug zusammen gepackt und der sehr nahe gelegene Strand zwecks Bade im Meere aufgesucht. Bis auf einen weit entfernen Strandfischer gehört der riesige Touristenstrand der kleinen Reisegruppe alleine! Das Wasser ist gefühlt etwas kälter als an der Südküste von KRETA. Das kann vermutlich damit erklärt werden, das die Nordküste ja unzweifelhaft näher am Nordpol, an der so genannten ARKTIS liegt und wegen der vielen Eisberge dort muss das Wasser hier, an KRETAS Nordküste, ja auch kälter als im Süden sein. Oder so ähnlich.
Auf jeden Fall ist diese frische Abkühlung eine wahre Wohltat für den von der Stadttour übelst geschundenen Körper. Wie sich später heraus stellt, war dies denn auch das letzte Bade im Meere, nicht nur auf KRETA, nein auch in GRIECHENLAND und vor allem auch in diesem Jahr.
Denn es ist wahrlich nicht davon auszugehen, das die kleine Reisegruppe an einem dieser irrsinnigen Eisbaden Wettbewerbe an der winterlichen Nord- und/oder Ostsee teilnimmt.
Eigentlich ganz gut, wenn man im Moment des Geschehens nicht weiß, das man es, zumindest für eine lange Zeit, zum letzten Mal macht.
Peter.