Kurzausflug auf die Insel GAVDOS, mit ohne Wohnmobil, in vier Akten:
1) Anreise
2) Kirchenfest
3) Inseltour
4) Abreise
Teil 3: Eine kleine Erkundungstour auf GAVDOS
OK, die ausgebildete Motorradfahrerin quittiert bereits nach wenigen Minuten ihren Dienst als Lenker des kleinen zweirädrigen Monsters. Da muss also mal wieder der aktuelle Fahrer ran. Mit der Gangschaltung kommt er zwar auch nicht so richtig klar, aber immerhin schafft er das Gleichgewicht haltend mit beiden Personen auf der Sitzbank anzufahren und in den zweiten Gang zu schalten. Der reicht dann für etwas über 20 km/h, völlig ausreichend für das heutige Vorhaben.

Die kleine Reisegruppe kommt spät los. Gibt es doch einen ordentlichen French Press Morgenkaffee und ein Toast und/oder Omelette erst ab 1000 in der Taverne. Aber wen kümmert auf GAVDOS schon die Uhrzeit, der Tag ist ja noch lang. Ein kurzer Blick auf das Meer zeigt, das heute in der Tat kein guter Zeitpunkt für eine Rückkehr nach KRETA gewesen wäre. Weiße Schaumkronen aus West, die Bootsfahrt wäre wohl sehr bumpy geworden.
Gestärkt und ausgerüstet geht es zum schönsten Strand von GAVDOS mit dem klingenden Namen SARAKINIKO. Sagt jedenfalls der Kapitän und die vielen kleinen Häuser und Hütten in der großen Bucht zeugen denn auch davon, das andere das auch so sehen müssen. Deren Bewohner sind aber alle nicht da, die Bucht liegt einsam und verlassen und die kleine Reisegruppe hat mal wieder einen Bilderbuchstrand für sich alleine.
Denken sie jedenfalls, als sie kühn zum Bade im Meere aufbrechen.
Das sich an diesem Strand aber auch hundsgemeine Mikromonster an Menschen gütlich halten wollen, lernen sie erst später.
Keine Steine, kein Geröll, keine Felsplatten verkomplizieren den Weg in das erfrischende Wasser. Feinster Sandstrand! Obwohl die Bucht sehr gut gegen Westwind geschützt ist, kann man das Wasser durchaus als bewegt bezeichnen. Die Besatzung der Yacht vor Anker wird jedenfalls keinen besonders großen Spaß an Bord haben?
Aus dem Wasser zurück in den Sand des Strandes zum abtrocknen und wieder aufwärmen.
Herrlich!

Für einen Moment.
Mit einem Male geht ein geziepe, picksen, beißen, stechen auf der von der Sonne verwöhnen Haut los, dem zunächst typisch deutsch mit massiver Härte begegnet wird. Diese mistigen Fliegen (?) sollen sterben. Alle! Hier und jetzt!
Aber verdammt! Sind die schnell! Kaum zu erwischen. Eigentlich übertrieben. In Wahrheit nicht zu erwischen. Nun, in Ermangelung massiverer Waffen als die der eigenen Handfläche wird der Kampf nach gut zehn Minuten einfach aufgeben. Schon klar. Das ist der Fliegen (?) Strand, zumindest um diese Jahreszeit. Da haben so blöde weiße Touristen einfach nichts zu suchen.
Passt aber auch ganz gut, diese natürliche Vertreibung aus dem Paradies. Denn eigentlich soll ja heute die Insel erkundet werden und nicht schon wieder ein Tag „Fuhl am Strand“ (BAP, 1981) abgehangen werden.
Obwohl der Fahrer sich zunehmend vertraut mit dem motorbetriebenen Zweirad fühlt, kommt er kaum über den zweiten Gang hinaus. Der schon wieder Beifahrerin, oder sagt man nicht Sozius?, ist es nur Recht. Erstaunlich, was das Teil so alles die steilen Berge hoch zieht. Jedenfalls im ersten Gang. Ganz schön was unter der Haube, oder so. Vor der Hütte war doch noch was anderes?

Frank oder Jörg könnten beim noch zu erlernenden Bikerlatain ja mal aushelfen?
Eigentlich geht es auf den Straßen von GAVDOS immer nur auf und ab. Steil rauf, steil runter. Kurven dann natürlich auch noch jede Menge. Gerade aus, eben, eigentlich nie.
Spaßig sind selbst gemachte Stoppschilder, die offenbar eine Mietwagenfirma aufgestellt hat. Da sollen, da dürfen ihre Mietautos dann nicht lang fahren. Die kleine Reisegruppe käme nicht im Traum darauf, diese Pisten mit wie vielen Rädern auch immer zu befahren.
Die Inselhauptstadt KASTRI ist bald erreicht. Hier gibt es eine Bäckerei und eine Souvlakibude. Wie passend, das die Mittagsstunde schon längst wieder vorbei ist und man mal so ein paar Dorfsouvlaki probieren könnte.
Sehr, wirklich sehr, eigentlich völlig über-sehr-energisch weist die hinter dem Fahrer sitzende Mitfahrerin darauf hin, das der Konsum vom Inhalt von kleinen metallischen Zylindern auf maximal einen (in Worten: E I N E N) beschränkt werden müsse, sonst würde sie lieber zu Fuß nach Hause gehen. Ganz schön weit. Durch die Einsamkeit. Was für ein Mist, denkt der Fahrer.
Verantwortung mit jede Menge ohne Spaß.
Die Souvlakis sind köstlich. Man lernt, diese mit dem Saft der ebenfalls gereichten Zitrone zu beträufeln, das erfrischt das ansonsten sehr tote Fleisch offenbar noch mal so richtig und liefert einen ganz besonderen Geschmack.
Zurück zum Zimmer bei SOFIA, ganz kurze Pause und schon holt der Kapitän mit seinem weißen Bus die kleine Reisegruppe ab. Jetzt geht es zum Leuchtturm von GAVDOS, Sonnenuntergang tief im Westen bestaunen. Nur, so spült (!) das Leben manchmal, einige größere hoch hängende Schleierwolken werden den Touristen den Sonnenuntergang etwas vermiesen.

Wir lernen vom Kapitän:
Dieser Leuchtturm wurde im zweiten Weltkrieg von den Deutschen in Grund und Boden geschossen und bleib dort viele Jahrzehnte liegen. Erst vor ein paar Jahren habe man ihn zu touristischen Zwecken wieder aufgebaut, aber in Betrieb ist er nie wieder gegangen.
In einem kleinen Bürocontainer auf dem Gelände sitzen zwei Soldaten und beobachten mit Ferngläsern das Meer. Auch die seien erst seit ein paar Jahren da. Damals hatte der immer noch amtierende größenwahnsinnige türkische Präsident, oder auch nur einer seiner Gefolgsleute, verkündet, das ein paar Griechische Inseln ja eigentlich der Türkei gehörten und diese zurück gegeben werden müssten. Nun sitzen die armen griechischen Soldaten nahezu nutzlos da und halten Ausschau nach türkischen Kriegsschiffen.
Wenn man diesen vorher nicht gehörten Irrsinn (Zypern, ja klar, aber GAVDOS und Co.?) dann mal nachliest muss man sich irgendwann einfach abwenden denn dann reicht es wirklich! Es reicht einem einfach im 21. Jahrhundert von Streitereien um Land zu lesen, das seit Ewigkeiten einem anderen gehört aber irgendein famoser Staatenlenker auf den Gedanken kommt, daran etwas ändern zu wollen. MAROKKO, SPANIEN, TÜRKEI, ARGENTINIEN fallen einem ohne Probleme aus eigener Anschauung ein, vermutlich ist die Liste noch viel, viel länger. Haben diese famosen, in der Regel Herren, denn nichts anderes zu tun?
Geschwind zurück zum nicht leuchtenden Leuchtturm von GAVODS. Die Gruppe junger Erwachsener, die mit der kleinen Reisegruppe auf dem Schnellboot nach GAVDOS gekommen ist, ist auch da. Wie entzückend anzusehen, diese Gemeinschaft junger Menschen. Junge Menschen, die hierher kommen um den Sonnenuntergang mit Freunden zu genießen werden wohl niemals zu solch miesen Typen werden, die andere mit absurden Forderungen nerven und das Weltgeschehen unnötig verkomplizieren.
In völliger Dunkelheit bringt der Kapitän die kleine Reisegruppe sicher zurück zur Heimattaverne. Er wäre verrückt gewesen, diesen abendlichen Ausflug mit dem Motorrad unternehmen zu wollen.

Noch mal lecker in dem Halbdunkel der Taverne zu Abend essen, noch mal viele ungewohnte Menschen sehen, die einen jetzt, nach nur zwei Tagen auf der Insel alle kennen und lieb grüßen, noch mal diese besondere Stimmung von GAVDOS in sich aufsaugen und gut abspeichern.
Der Kapitän hat mittlerweile die Rückfahrt am Sonntag von 1200 auf 1030 vorverlegt. Das Wetter werde am Nachmittag schlechter und er wolle nun auch wirklich zurück.
Wir auch!
KNAUSi wartet.
Peter.