Chania, Kreta, Ochitag

Die griechische Schreibweise von CHANIA lautet XANIA, mal ein Wort mit X das nicht NIX bedeutet.

Die Großstadt im Nordwesten der Insel KRETA kommt sehr geschäftig daher, wenn man vorher tagelang an leeren Stränden im Süden herum gelungert hat. Mal wieder auf einer Mission: Wäsche waschen, Proviant aufnehmen, Altstadt besuchen und gemeinsam mit den Eingeboren den OCHI Tag am 28. Oktober feiern. Ganz schön viel auf einmal, könnte man meinen. Schlau, wie die kleine Reisegruppe nun mal ist, verteilt sie diese Aktivitäten auf drei Tage.

Kirche in Chania (XANIA)

Und einen Campingplatz, der, wenn man es genau nehmen wollte, eher ein Zeltplatz ist. Den Unterschied machen weit verzweigte Olivenbäume, die im Sommer bestimmt herrlichen Schatten für die darunter aufgebauten Zelte spenden, für Wohnmobile beim Einparken auf kleinen Stellplätzen allerdings gemeinste Rundumkratzbürsten darstellen. Irgendwas ist ja immer.

Kaum hängt die Wäsche auf der Leine zieht es die Beifahrerin in die „schöne Altstadt“, wie sie irgendwo gelesen hat. Es eine Busverbindung geben, doch nicht für uns! Endlich mal wieder latschen, was das Zeug hält. Nur knapp fünf Kilometer, die eine Hälfte davon am Meer entlang, die andere mitten durch die Stadt. Ob nun Gummilatschen, immerhin von einer Marke mit „C“ beginnend, das optimale Schuhwerk für ein solches Unterfangen sein mögen, wird ohne vorgegebene Antwort dahin gestellt.

In der Altstadt von Chania (XANIA)

In der Stadt ist es brütend heiß und voll von Menschen. Die Altstadt hat sicher irgendwo auch das Attribut „schön“ verdient, aber in Wirklichkeit ist die Altstadt mit ihren vielen Gassen und dem tollen alten Hafen eher eine riesige Shoppingmeile, besser: Shoppingmeile(n)! Ein kleiner Laden reiht sich an den nächsten, Lederwaren ohne Ende, als ob die auf KRETA erfunden worden wären? Strandtücher, Souvenirs und noch schlimmeren Schnick Schnack. Getoppt wird die Anzahl der vielen Geschäfte nur von den unzähligen Restaurants, die hier ab Mittags bis in den Abend auf hungrige Gäste warten.

Angenehm warten!

Kein Koberer weit und breit! Kein Wirt spricht einen an, kein Wirt zerrt einen in seine Taverne, kein Wirt läuft hinter einem her, allenfalls ein freundliches KALIMERA wenn sich die Blicke zufällig einmal treffen. Wie angenehm ist denn das?

Nun, am ersten Tag widersteht die kleine Reisegruppe tapfer jeder kulinarischen Falle, am zweiten Tag wird vorzüglichst in einem Weinlokal in einer kleinen Gasse gespeist, auch diese hohe Qualität hätte man als vorverurteilender Tourist nicht erwartet. Versuch macht kluch.

Der Rückmarsch wird exakt in dem Moment abgebrochen, als ein Taxi verführerisch am Straßenrand wartet. Kurze Verhandlung über den Fahrpreis, zehn Euro scheinen plausibel. Denn sämtliche Fahrzeuge können den Strand nicht passieren und müssen einen weiten Bogen fahren. Als der Taxifahrer dann noch vier Euro Trinkgeld bekommt ist der so was von glücklich, das es der kleinen Reisegruppe schon fast peinlich ist.

Angler im Hafen von Chania (XANIA)

Selbstverständlich möchte die Beifahrerin am zweiten Tage noch mal die „schöne Altstadt“ besuchen, ihr Wille ist wie immer des Fahrers Befehl und diesmal werden beide Wegstrecken tatsächlich vollständig zu Fuß absolviert. Allerdings mit so genannten Blasen an den Füßen, die am Dritten Tag sehr hinderlich werden.

Am Samstag, den 28. Oktober 2023 feiern die Griechen ihren OCHI Tag. Seit dem wir um diesen höchsten nicht religiösen Feiertag wissen, besuchen wir sehr gerne die obligatorische Parade in einer größeren Stadt Griechenlands.

Die OCHI Parade in CHANIA ist die komplizierte Anreise jede Minute wert. Geplant war eigentlich der öffentliche Bus, der kam aber nicht, weil Feiertag, also mal wieder Fußmarsch mit klarem Ziel vor Augen und gerade noch so rechtzeitigem Eintreffen in der Stadt.

Zunächst marschieren die jüngsten Schulkinder unter der Anleitung ihrer trillerpfeifenden Lehrer an der wartenden Menge vorbei. Hier und da brandet Applaus auf, wirklich alle klatschen, als eine Schulklasse mit behinderten Kindern vorbei kommt. Man kann das Leben auch feiern, statt sich abzuwenden. Die vorbei marschierenden werden sichtbar älter und als Oberstufenschüler mit ernstem Blick vorbei kommen, wird die Seriösität dieses Feiertages jedem Touristen klar. Später, als bewaffnete Soldaten mit noch ernsteren Gesichtern, vielleicht sogar mit furchteinflößenden Gesichtern vorbei marschieren beklatschen alle Anwesenden ihre Soldaten. Einmal mehr steht man als Gast sprachlos am Rand, beobachtet das Geschehen und beneidet die Eingeborenen um diese beeindruckende Tradition. Um diese Art des Feierns. Um diese Art des Umganges miteinander. Um dieses Selbstverständnis. Das hier sind die Griechen! Das hier ist ihr Land! Das ist Griechenland!

Am alten Hafen von Chania (XANIA)

Kaum ist die Parade vorbei, stürmen die Eingeborenen sämtliche Restaurants, denn gutes Essen gehört an einem solchen Tage natürlich auch dazu. Die kleine Reisegruppe ist platt und möchte nur noch zurück zum Campingplatz. Busse fahren in diesem Trubel natürlich immer noch nicht, aber ein Taxi ist schnell gefunden, dessen Fahrer kennt den Weg und kurze Zeit später könnte der Fahrer seine Wunden lecken, wenn er denn daran käme. Statt dessen richtet es der eine oder andere kleine metallische Zylinder und eine ordentliche Siesta um die späte Mittagszeit.

Ernstzunehmende griechische Soldaten

Irgendwie ganz schön anstrengend, dieses Stadtleben. Änderung in Sicht. Morgen wird sich an einen Strand vorholt!

Peter.

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