KRETA 2024: Vier Strandstationen im Südosten und ein Problem

Gar nicht so einfach, alle möglichen Wünsche so zu respektieren, das man sich dabei selbst noch wieder findet. Verschiedene Menschen bitten dringlich darum, in diesem völlig unbedeutenden Blog nicht die Namen von Orten und Stellplätzen zu veröffentlichen, weil sie der Ansicht sind, andere Leser würden dadurch animiert auch da hin fahren und die Orte wären zukünftig völlig überlaufen.

Was für eine grandiose Reichweitenüberschätzung.

Nun ist es ja wohl eher so, das es keine geheimen Orte auf der Erde mehr gibt. Da wo es gut ist war in der Regel auch schon mal jemand und spätestens der Dritte Besucher legt irgendwo im Internet einen Gedenkstein ab. In der Folge werden auch andere auf diesen Ort aufmerksam. Und wenn bei einer Stellplatz-App wie PARK4NIGHT ein wirklich guter Ort in Kreta bereits mit mehr als 10 Kommentaren versehen ist, dann ist dieser Ort wahrlich nicht mehr geheim. Trotzdem befürchten Menschen mit denen der Schreiberling aktuell unterwegs ist und die er gern hat und respektiert, das dieser Blog für noch mehr Besucher sorgt.

Nähe Tsoutsouros, Kreta

Wenn die wüsten, wie exklusiv das hier zugeht?!

Was also machen?

Bis auf weiteres werden auf dieser Reise alle sowieso schon weithin bekannten Orte auch weiterhin mit ihrem Namen als solche benannt. Bei den Orten, die aus Sicht anderer Schützenswert sind wird mit einem Pseudonym gearbeitet. Mal sehen, wie viele Decknamen auf dieser Reise davon zusammen kommen. Hoch leben dreibuchstabige Abkürzungen! „KGO“ steht also im folgenden für „(K)reta (G)eheimer (O)rt“.

Hinweis an ganz schlaue Leser:
Raten und einen Kommentar mit dem Klarnamen schreiben macht keinen Sinn, der Klarname würde gnadenlos vom Blogeigentümer zensiert werden.

Dies vorweg gestellt geht es hier im folgenden um die Orte:

Tsoutsouros
Sidonia
Myrtos
KGO_01

Seit Ankunft auf KRETA herrscht wirklich tolles Wetter, es gibt da nur ein, je nach Betrachtungsweise, kleines Windproblem. Starkwind sollte, so könnte man meinen, Wohnmobilfahrern wohl sehr egal sein. Ist er aber nicht. Denn wenn am Lagerplatz so ziemlich alles durch die Luft fliegt was fliegen kann, dann ist das schon etwas nervig. Und man will ja auch nicht den ganzen Tag im wackelnden Wohnmobil verbringen.

Die Suche nach Windarmen Plätzen an der Südküste ist gar nicht so einfach. Denn die einschlägigen Wetterapps (WINDFINDER, WINDY) zeigen alles mögliche an, nur nicht die tatsächlich hier vorherrschenden Windsituationen. Merkwürdig und wohl absolut lokalen Gegebenheiten geschuldet.

Tsoutsouros, Windschutz um jeden Preis

Die erste Station dieses Beitrags ist das schon aus dem letzten Jahr bekannte TSOUTSOUROS. Geografisch denkt man unwillkürlich an windgeschützt, doch das hat dem Wind offenbar keiner gesagt. Ein ausgedehnter Küstenspaziergang am späten Nachmittag soll eigentlich eine garantiert windgeschützte Badebucht erreichen. Doch vor Abstieg in das jahreszeitlich bedingte Nachbargeisterdorf fällt auf, das die ganze Bucht schon im Schatten der großen Felsen liegt und so gar nicht zum Baden einlädt. So sorgt der Rückweg in der Abenddämmerung wenigstens für neue Blickwinkel auf den Ort und guten Appetit für die abendliche Einkehr in die einzige Taverne, die hier wie jedes Jahr den ganzen Winter hier geöffnet hat. Der Wirt Costas hat sich nicht die Bohne verändert und erzählt auch in diesem Jahr gerne seine Geschichten bevor es ans bezahlen geht. Derweil stellt er immer mehr RAKI auf den Tisch und es wäre ja wohl sehr unhöflich, diesen nicht zu trinken. Denkt jedenfalls ein einsamer Schreiberling und wundert sich ein wenig über die Konsequenz eines dicken Kopfes am Folgetag.

Der Weg nach SIDONIA führt zunächst über KASTRI. Hier gibt es alljährlich ein Graffitifestival und die frischen, farbenfrohen Bilder werten die massive aber ansonsten völlig dröge Betonhafenmauer ungemein auf. Gar nicht mal so doof und vermutlich auf das Engagement Einzelner zurück zu führen. Wie so oft. Im weiteren Verlauf der Strecke mehren sich massiv riesige Plastikgewächshäuser in der Landschaft. Fast schon wie in Südspanien, nur besser in Schuss. Teilweise aber genauso gespenstisch, menschenleer und irgendwie beunruhigend.

Baustellenstellplatz in Sidonia, KRETA

Ein Teil der noch namenlosen Reisegruppe geht sehr gerne zum Abendessen in eine Taverne. Das setzt zwei Dinge voraus: In Stellplatznähe muss eine Taverne sein und die muss auch noch geöffnet haben. Findet man in dieser Jahreszeit nur noch in größeren Orten oder gar Städten. So ganz glücklich ist der Schreiberling mit Zivilisationsnahen Stellplätzen ja nicht, aber gut, die aktuelle Beifahrerin stellte ja klare Bedingungen an diese Reise.

Kurz nach Erreichen eines möglichen Übernachtungsplatzes am Strand von SIDONIA wird man dann auch direkt mal höflich aber bestimmt wieder weg geschickt. Bei genauerer Betrachtung durchaus kein Wunder. Wer will denn auch schon zwei große Wohnmobile und auch noch einen Anhänger vor der Tür stehen haben? Der andere mögliche Stellplatz am anderen Ende des Orts liegt da schon weniger exponiert, aber gefühlt leider inmitten einer Baustelle. Gut, der Baustellenlärm ist erträglich und nur selten wirbeln üble Fallböen mächtig Staub auf. Dafür Strand, Meer und Dusche vor der Haustür. Not that bad, für eine Nacht allemal!

Steiniger Baumkuchen am Strand von Sidonia, KRETA

Aus den gleichen Gründen wie zuvor wird MYRTOS angesteuert. Der erste Parkplatz in der Stadt dient der Orientierung, schließlich landet man am Ende der Uferpromenade unmittelbar neben dem kleinen Hafen. Zwar kein direktes Haus dahinter, aber der Wirt einer kleinen Pension, ca. 100 Meter entfernt, meint am zweiten Tag dann doch, wir sollten mal besser verschwinden. Der Schreiberling ist völlig verblüfft als der Pensionswirt sich sehr zufrieden zeigt, das die Autos (erst) am nächsten Tag abreisen werden. Blöd nur, für ihn, das am Abend noch weitere Autos kommen.
Dieser Stellplatz mag ein wenig aufdringlich wirken, aber es waren an allen Tagen tatsächlich kaum Menschen auf der Promenade die man hätte stören können. Weiter zu den Tavernen hin standen nach eigenem Bekunden zwei Autos aus Österreich satte 14 Tage. Na ja, das muss man denn wohl auch erst mal mögen?

Die Tavernen in MYRTOS hingegen kann man einfach nur mögen! Warum nicht am Wasser am frühen Abend erst mal eine leckere Pizza essen und dann später ein paar Straßen weiter noch einen Teller Nudeln mit Livemusik und wirklich guter Stimmung unter dem Heizpilzen verspeisen? Ach, wäre da nicht überall der allgegenwärtige Raki.

Stellplatz in Myrtos, KRETA

Die Großstadt IERAPETRA liegt auf dem weiteren Weg nach Osten und bietet eine hervorragende Möglichkeit mal wieder den Proviant aufzufüllen. Der örtliche Großparkplatz am Hafen stellt höchste Anforderung an den Gespannlenker, keiner lobt ihn.

Eine spontane Schülerdemo läuft gerade durch die Straßen, unmöglich zu erkennen, was da los ist? Der Schreiberling stellt eine Gruppe von Schülern zur Rede. Drei Mädchen, vier Jungs, irgendwas um die 15 Jahre alt. Alle sind völlig aufgebracht und sprechen wirklich gutes Englisch. Ein neues Gesetz sei verabschiedet worden. Demnach sei es den Lehrern erlaubt, ein Schülerhandy für 5 (fünf!) Tage zu konfiszieren, wenn sich der Schüler nicht an die Handyregeln in der Schule halte. Herrlich zu erleben, wie junge Menschen für ihre Sache kämpfen, schade zu erkennen, wie wenig Einsicht herrscht. Und noch was: Die Schulen und die Lehrer seien unfähig ihnen etwas beizubringen. Das, was sie jetzt wüssten hätten sie aus nachmittäglichen Privatunterricht, den ihre Eltern bezahlen müssten. Das ist dann wohl Fundamentalkritik. Schwer, im Vorbeigehen auf der Straße darauf einzugehen. Unfähig das bereits Erreichte zu erkennen. Ein alter deutscher Mann kann sich auf KRETA mit eingeborenen Jugendlichen über deren Bedürfnisse unterhalten. Das ist eine Menge mehr, als man nach dem Krieg erwarten konnte.

Kunst in Kastri, KRETA

Nach Erledigung aller Geschäfte in IERAPETRA geht es noch ein Stück weiter Richtung Osten. Der wissende Reiseleiter führt die kleine Karavane an eine ganz besondere Bucht. Man parkt etwa 20 Meter über dem Meer, eine Betontreppe führt an einen kleinen windgeschützten Kieselstrand. Toller Ort, die aktuelle Beifahrerin und der Gespannfahrer fragen sich in den ersten Stunden ständig, wann einer kommt um uns weg zu schicken. Doch es kommt keiner. Na ja, einer kommt dann doch und hupt mit dem Signalhorn seines Mercedes Cabriolets. Anwohner. Kann nicht verstehen, wieso über einen altersschwachen Globalwegweiser ein Bikini zum Trocken aufgehängt wird.

Bucht bei KGO_01, KRETA

„Was soll das?“

„Der Wegweiser ist für die Schönheit des Ortes und kein Trockenständer!“

Einmal mehr muss man erkennen, das andere Recht haben und man selbst dummes Zeug gemacht hat. Der Wegweiser ist so klapprig und in die Jahre gekommen, da kann selbst der knappste Bikini für dauerhafte Schäden sorgen. Eine glaubhaft vorgetragene Entschuldigung sorgt für Entspannung.

Es ist so wichtig das wir reisenden uns benehmen.

Jederzeit.

Überall.

Peter.

P.S.: Wie kann man ein solch dummes Vergehen wieder gut machen? Ganz einfach. Mit Intelligenz. Man kann mal wieder Müll aus der Umgebung aufsammeln. Ob der Schwere des Vergehens wird allerdings nach sieben Beuteln Schluss gemacht. Steht ja auch nur ein Container auf der Straße, der den ganzen Kram aufnehmen muss.

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