Vier Konzerte am Donnerstäglichen Anreisetag. Denn Sonntag ist schon wieder Abreise, da gibt es dann keine Konzerte mehr.
Nun, der Raum in dem die die vier, fünf oder siebenköpfigen Bands auftreten dürfen wird als „V-Arena“ bezeichnet. Ich glaube, ich war noch nie in einer schlechteren Location für Rockkonzerte. Die extrem niedrige Deckenhöhe wird auch noch dadurch verringert, das die Bühne leicht erhöht daher kommt und Teile der Zuschauer auf einem ebenfalls erhöhten Podest sitzen. Die zwangsweise niedrig hängenden Scheinwerfer beleuchten eher das Publikum denn die Bands. Überhaupt ist die Beleuchtung guten Fotos nicht zuträglich. Aber klar, es geht ja auch nur um die Musik.
Schwer vorstellbar das es im Vereinigen Königreich keine besseren Orte für so ein Rockfestival geben soll?
Aber am Ende fällt die Wahl auf diesen Ort (PARKDEAN RESORTS VAUXHALL HOLIDAY PARK, GREAT YARMOUTH) vermutlich aus rein kommerziellen Gründen. So ein Holidaypark mit Essensplätzen, Bars und verschiedenen Übernachtungsmöglichkeiten auf dem Gelände am Rande einer Stadt wird die „V-Arena“ wohl eher kostenlos zur Verfügung stellen um an zahlende Gäste zu kommen.
Das war es dann auch schon mit dem meckern. Vielleicht ist es ja mal wieder auch nur das Ungewohnte, das solche fragenden Gedanken aufkommen lässt?
Und gleich mal vorweg:
Der Sound ist am ersten Abend sehr gut! Ich mache mir nicht die Mühe, die einzelnen Namen der aktuellen Bandmitglieder oder die jeweilige Setlist heraus zu suchen. Ist sicher unhöflich, macht aber eben auch nur Sinn, wenn man eine der Bands weiter verfolgen wollte.
Um 1730 startet pünktlich die JOHN HACKETT BAND mit ihrem Auftritt. Tatsächlich hat der Namensgeber eine große Ähnlichkeit mit seinem sehr erfolgreichen, älteren Bruder (STEVE HACKETT). Die Musik hingegen ist komplett anders, weil nicht so Gitarrenlastig. JOHN HACKETT spielt Keyboards und sehr oft Flöte. Anfangs scheint der Gitarrist eher Staffage zu sein, doch nach und nach entpuppt er sich als sehr guter Saitenspieler. Alle auf der Bühne spielen sehr gut auf, der Bassist singt viele Stücke. Fast schon ein Popsong ist „WHO LET THE RAIN IN„, so einfach das Teil sich in die Gehörgänge schleicht, so dauerhaft bleibt es da erst mal hängen. Ganz nett. Bilder:
Nach kurzer Umbaupause betreten gleich sieben Musiker die Bühne. KINGDOM OF MADNESS klingt vom ersten Ton an nach einer 80iger Gitarren/Keyboard Coverband, doch der Sitznachbar erklärt, das die älteren Musiker auf der Bühne früher alle bei MAGNUM gespielt hätten und sie daher alle MAGNUM Stücke aus dieser Zeit spielen. Ganz offenbar mal wieder so ein Fall von zerstrittener Band, die in grauer Vorzeit mal hinreichend erfolgreich war und einige Musiker einfach nicht aufgeben wollen. Können?
Sänger und Sängerin machen ihren Job gut, der vollständig schwerstarbeitende Gitarrist sehr gut. Klasser Monstersound in die Ohren und Magen. Bilder:
Wieder wird umgebaut und nun füllt sich die „ARENA“ auch so richtig mit Menschen. Vermutlich ist Band CARAVAN ebenfalls ein Relikt aus alten Zeiten das am Schreiberling schlicht vorbei gegangen ist. Handwerklich sicher, doch der extrovertierte Mensch an Geige, Flöte, Gitarre und Löffel stiehlt unnötig den anderen jederzeit die Show. Viele im Publikum scheinen die Band zu kennen und feiern jede Ansage eines weiteren alten Songs ab. Als der letzte Song überraschend früh angesagt wird, stöhnen alle laut auf. Wie, jetzt schon? Die Erklärung: Das Stück hat eine gefühlte Länge von 30 Minuten. Die Musik war OK, aber nichts, was der Schreiberling sich merken wollte. Bilder:
Für den letzten Auftritt des Abends, für THE CRAZY WORLD OF ARTHUR BROWN wird umgebaut. Gewaltig umgebaut. Irgendwie brauchen Musiker und Helfer geplant sehr lange, der ganze leicht hektische Umbauverlauf lässt vermuten, das jetzt hier was ganz gewaltiges auf die Bühne gebracht werden soll.
Tja, was soll der Schreiberling sagen? Wird es jetzt etwa zur eigenen Routine, den Topact eines Festivalabends vorzeitig zu verlassen? Die ersten drei dargebotenen Stücke von ARTHUR BROWN bestehen aus theatralischem gekreische, vergewaltiger Hamond Orgel und jeder Menge Sounds aus dem Computer. Es findet sich kein Zugang zu Gesang oder Musik. Das reicht nicht um zu bleiben. Klar, optisch schon mal sehr interessant, weil ungewöhnlich. Als Musik- oder Tanztheater vielleicht OK?
Die Musik dieser Darbietung ist so vollständig anders als die der drei Bands zuvor, da fragt man sich doch glatt warum nur wenige vorzeitig gehen? Die Faszination am ungewohnten? ARTHUR BROWN hat mit Rockmusik eher wenig zu tun, mit progressiver Rockmusik schon gar nicht. Showbusiness. Bilder:
Nun denn. Das war Tag 1.
Und am heutigen zweiten Tag wird mit Sicherheit der Ort des Geschehens nicht frühzeitig verlassen. Denn heute Nacht spielt PENDRAGON als letztes. Laut Plan zwei Stunden!
Wird bestimmt sehr gut.
Peter.