Irgendwie liegt ein Wetterumschwung in der Luft.
Es ist noch wunderbar warm, eigentlich immer über +25°C. Aber der blaue Himmel wird immer öfter von großen, oft auch dunklen Wolken verdeckt. Das ist der Mist mit dem Winter: Irgendwann bekommt er einen ja doch noch zu fassen. Egal, wie weit man mit dem Auto nach Süden fährt. Man muss schon ernsthaft die Erdhalbkugel wechseln, will man dem elenden Winter tatsächlich entkommen.
Mit einem Male sind es gar nicht mehr so viele Tage, die der kleinen Reisegruppe auf KRETA bleiben. Es kostet den Fahrer einiges an Überredungskunst, die Beifahrerin dazu zu bewegen, zusammen noch mal nach TRIOPETRA an den riesigen, fast menschenleeren Strand zu fahren und da die letzten, vermutlich auch die letzten Sonnentage auf KRETA zu verbringen.

Wie immer, wenn in einer jahrzehntelangen Beziehung DER eine was möchte und DIE andere das genau nicht: Man sucht nach einem Handel. Die Beifahrerin gibt zu bedenken, das sie bereits tagelang an den verschiedenen Stränden von KRETA ein bestimmtes Körperteil des Fahrers, auf das hier nicht näher eingegangen werden kann, gesehen habe, aber noch keine einzige echte Sehenswürdigkeit von KRETA. Mehr noch, sie habe KRETA ja eigentlich noch gar nicht gesehen. Nun, so überspitzt ist das natürlich nicht wahr, aber eben wohl auch nicht ganz falsch.
Also sieht der frisch abgeschlossene Handel vor, zunächst nach TRIOPETRA zu gehen, von dort aus am Freitag Morgen auf den im 20 Kilometer entfernten Wochenmarkt von SPILI zu fahren und dann wieder nach TRIOPETRA zurück zu kehren. Das ist schon ein echtes Zugeständnis des Fahrers, braucht man für die 20 Kilometer durch den Berg locker 40 Minuten Fahrzeit. Und Diesel natürlich auch!

Die drei Tavernen am Strand von TRIOPETRA haben alle dicht gemacht. Nachhaltige Wirte haben die Sonnenschirme und Strandliegen abgebaut und vor Wind und Wetter sicher verstaut, andere machen sich diese Arbeit nicht und lassen es offenbar darauf ankommen, ob ihr Strandmobiliar den Winter übersteht.
Vier, fünf andere Autos am Strand, die sich weitläufig verteilen. Herrliche Sonne, bestes Badewasser direkt vor der Haustür. Mehr geht nicht.
Der Marktausflug nach SPILI kommt dem Fahrer überraschend dann doch noch sehr gelegen, wurde doch ein Mangel an kleinen metallischen Zylindern fassungslos fest gestellt. Wie das nur immer passieren kann? Es könnte ja fast sein, das neben dem Fahrer noch jemand anderes sich mit diesen kleinen Dingern vergnügt?
Nun, der Markt von SPILI verdient seinen Namen nicht. Fünf Stände machen längst noch keinen echten Wochenmarkt aus. Schon erstaunlich, wie viel man dann doch dort kaufen kann. Leckeres Gemüse, wie immer für wenig Geld. Selbstgemachten Honig und selbst gemachten Raki in der 1,5 Liter Plastikflasche. Im Supermarkt lässt man hingegen etwa den gleichen Betrag wie in Deutschland für seine Einkäufe.
Immerhin gibt es in SPILI hunderte von Souvenirshops die die Stöbergier der Beifahrerin befriedigen können.

Zurück am Strand von TRIOPETRA gesellen sich, nennen wir sie mal, „neue Bekannte“ dazu. KRETA ist halt endlich und wenn man will, trifft man sich ohne großen Aufwand auch gerne mal wieder. An den beiden nun miteinander verbrachten Abenden entwickelt sich so eine Art improvisiertes Kochduell. Stehen am ersten Abend Totes Tier, Zaziki, griechischer (grüne) Bohnensalat und Brot auf dem Programm, wird am zweiten Abend rein vegan gekocht. Tortellini, Tofu, Kichererbsen, Möhren und Erbsen lassen sich ganz offenbar sehr vorzüglich zu einem köstlichen mit Brot gereichten Salat verarbeiten, wenn man denn weiß, wie das genau geht. Nun, eine waschechte Veganerin in der Gruppe ist da ganz klar von Vorteil.
Motiviert durch die veränderte Wolkenlage wird immer mal wieder auf den Wetterbericht geschielt. Jetzt ist tatsächlich Regen angesagt. Aber nicht viel, dennoch Abends besser alles weg packen, was nicht nass werden soll.
Tatsächlich fängt es nicht an zu regnen, sondern es fängt an zu schütten. Vielleicht zwei, drei Stunden nur, doch reicht es dafür, das KNAUSi am frühen Morgen seinen Standort verändern muss. Stehen doch die Räder bereits zehn Zentimeter im Wasser, Tendenz steigend.
Der Strand von TRIOPETRA liegt an einem Hang, besser Berg und von dort schießt das auf den Berg gefallene Regenwasser über verschiedene „Flüsse“ an den Strand. Teilweise ist auch Schlamm und Geröll herunter gespült worden.
Als ob des KNAUSi´s Fahrer ein Händchen dafür hätte, hat er sich offenbar mal wieder einen Parkplatz in einem gut getarnten vertrocknenden Flussbett ausgesucht und kommt natürlich sofort ins Schwimmen, wenn es mal ordentlich regnet. Ähnlichkeiten zu HIVA OA sind natürlich rein zufällig.

Das mit der Bodenerosion ist schon ein echtes Problem. Wochen-, Monatelang kein Regen und dann mit einem Male viel zu viel davon als das es die vertrocknete Erde aufnehmen könnte. Das ganze dann am Hang oder Berg und schon wird jede Menge Schlamm und Geröll herunter gespült. Beides bringt ja niemand wieder den Berg hinauf und beim nächsten Regenguss kommt noch mehr herunter. War das vielleicht schon immer so?
Auf jeden Fall muss man also auch als Wohnmobilfahrer seinen Anker-, äh, Parkplatz mit mehr wettertechnischem Bedacht auswählen um nicht böse überrascht zu werden.
Peter.