Wie bekannt haben wir von unserer letzten großen Reise vier Fotobücher für den Eigengebrauch erstellt. Während wir in den vergangenen Jahren alle Fotobücher mit iFOLOR gemacht haben, sollte es diesmal WHITEWALL sein. Mit WHITEWALL haben wir bisher alle Großformat Bilder (Druck auf Leinen/Bilderrahmen, Aluminium, hinter Acryl etc.) gedruckt, aber noch nie ein Fotobuch.
WHITEWALL ist der teuerste Anbieter in Deutschland, hat aber den Ruf des qualitativ Besten. Da der Hauptaufwand bei der Erstellung eines umfangreichen Fotobuches in der Bildauswahl, der Bildbearbeitung und der Bildpositionierung auf den Buchseiten besteht, sind die Druckkosten zwar nicht unerheblich, aber wohl nicht entscheidend bei der Anbieterauswahl.

Bei der Verwendung der „WHITEWALL Software 7.3.3“ zur Bildpositionierung fiel dann durch Zufall auf, das das Copyright der Software bei der CEWE Stiftung in Oldenburg liegt. Wenn man aufmerksam der Wirtschafts- und Unternehmenswelt gefolgt wäre, hätte man wissen können, das WHITEWALL Anfang 2019 durch CEWE übernommen wurde.
Nun wurde damals öffentlich, aber auch heute auf Nachfrage hin, betont, das WHITEWALL weiterhin eigenständig produzieren würde und die Produkte von CEWE und WHITEWALL daher nicht zu vergleichen sind. Dadurch, das CEWE Fotobücher im Schnitt 20% günstiger als WHITEWALL Bildbände sind, ist diese Verwandtschaft durchaus einer näheren Betrachtung Wert, auch für zukünftige Fotobücher, wie folgende Milchmädchenrechnung zeigt: 20% von 200 € sind satte 40 €.

Im folgenden wird das WHITEWALL Produkt „Gallery Quadrat 29x29cm“ mit dem CEWE Produkt „CEWE Fotobuch XL 30x30cm“ unter Verwendung der jeweiligen Software verglichen. Die Software von WHITEWALL ist im Kern und in den Hauptfunktionen absolut identisch mit der von CEWE, die erstellten Projektdateien sind sogar untereinander austauschbar.
1) Papier
1.1) WHITEWALL:
Zunächst zwei Bände mit der Einstellung „DIGITALDRUCK HOCHGLANZ“ gedruckt. WHITEWALL nennt das im Programm verwirrender Weise später „INKJET Hochglänzend 200g/m²“ und an einer Stelle dann speziell „FEDRIGONI SYMBOL FREELIFE GLOSS 200g/m² plus Hochglanzlack“.
Später zwei weitere Bände mit „INKJET GLÄNZEND“ (aus Versehen) gedruckt. WHITEWALL nennt dies später im Programm konsequent „INKJET GLÄNZEND 200g/m²“ und an einer Stelle dann speziell „FEDRIGONI SYMBOL FREELIFE GLOSS 200g/m²“.
Also haben alle vier WHITEWALL Bildbände das gleiche Papier, aber zwei sind zusätzlich mit Hochglanzlack versehen.
1.2) CEWE:
Zum Vergleich ein BestOf bestehend aus den in allen vier WHITEWALL Bildbänden verwendeten Doppelseiten bei CEWE (mit dem CEWE Programm) ein Fotobuch gedruckt. CEWE nennt das Papier im Programm „DIGITALDRUCK HOCHGLANZ“ und führt an keiner Stelle weiter aus, was das genau für ein Papier ist. Im Fließtext heißt es irgendwo „…festes Digitaldruckpapier (200g/m²) mit einer wertigen UV Lackierung…“.
1.3) Fazit Papier:
Beim Papier kann man als ambitionierter Laie absolut keinen Unterschied erkennen. Papierstärke, Optik und Haptik sind völlig identisch. Schwer nachvollziehbar, das das wirklich unterschiedliche Papiersorten sein sollen.

2) Farben:
Bei den Farben sieht das in der Tat aber schon anders aus. Bei allen Bildbänden/Fotobüchern in der jeweiligen Software die Option „Bildoptimierung im Labor“ abgewählt. Damit soll das eingesendete Bild genau so gedruckt werden, wie es geliefert wurde.
ABER
Der CEWE Druck fällt im direkten Vergleich zum WHITEWALL Druck deutlich ab. Wenn man CEWE ohne Vergleich hätte, wäre das Ergebnis zwar OK, aber legt man die beiden Drucke nebeneinander, sieht man auf den ersten Blick, das es mit WHITEWALL besser geht und man braucht gar nicht erst über eine eventuelle „Gleichheit“ nachzudenken.
Keine Ahnung, ob das nicht doch an unterschiedlichen Papieren liegt? Mich erinnert dieser Unterschied eher daran, das man damals in der analogen Bildentwicklung „alte“ Chemikalien verwendet hatte und das Ergebnis bei der Entwicklung eher „matschig“ wurde.
Dazu müsste man nun mehr wissen, wie heutzutage tatsächlich gedruckt wird. INKJET assoziiert ja tatsächlich Tinte (?). Aber will man auch noch wirklich Druckexperte werden?

3) Format / Einband:
WHITEWALL gibt für das Format 29×29 cm an, CEWE 30×30 cm. Beide sind aber mit exakt 29,6 cm hoch, die Breite beträgt WHITEWALL 29,5 cm, bei CEWE 29,4 cm, was aber vermutlich nur der geringeren Seitenanzahl bei dem CEWE Test geschuldet ist.
Aber der Einband unterscheidet sich dann doch deutlich. WHITEWALL verwendet bei der Bindung eine Art Leinen, das sieht recht wertig und dauerhaft haltbar aus. Bei CEWE sieht das deutlich einfacher, schlichter geklebt aus.
Die Innenseiten des Einbandes und die Vorsetzseite sind bei WHITEWALL rein weiß, bei CEWE unpassend Papiergelb. Zusätzlich verwendet CEWE am Ende eine leere INKJET Seite um ihr eigenes Logo und einen (offenbar) Produktionsbarcode unterzubringen. Unschön. Einen weiteren Barcode druckt CEWE auf der Rückseite des Einbandes. Klein zwar, aber auch unschön.

Bei CEWE kann man zusätzlich zum Fotobuch einen Einschuber bestellen, um so ein wertvolles (weil teures) Fotobuch beim Transport oder Lagerung vor mechanischen Beschädigungen zu schützen. Leider ist das aber nur ein gefalteter Pappkarton und aufgrund seiner billigen Machart seinen Mehrpreis in meinen Augen absolut nicht wert.

4) Seitenanzahl:
Bei WHITEWALL kann man durchweg maximal 200 Seiten in der normalen Buchbindung bestellen. Bei CEWE in Hochglanz aber nur 154. Warum auch immer.

5) Auslieferung:
Spielt keine Rolle, sollte man eigentlich denken. Beide liefern von Oldenburg aus. In der Tat verpackt WHITEWALL den Bildband in einem Pergamentpapier und einer Kunststofffolie, bevor der Bildband in den Versandkarton mit irritierendem Absender aus Frechen gesteckt wird.
Diesen Aufwand betreibt CEWE nicht. Deren Fotobuch wird einfach in den Karton gesteckt und das soll reichen.
Diesen Unterschied hätte man eigentlich nicht erwähnen müssen. Im Rahmen der CEWE Testbestellung haben wir aber noch ein kleines Buch mit Pinguinen erstellt, das kam ebenfalls nur im Karton an und der Einband war deutlich sichtbar beschädigt. Kurz mit Foto der Beschädigung reklamiert und CEWE hat ohne zu Zögern eine kostenlose Neuproduktion veranlasst.
5) Fazit:
OK, ganz offensichtlich steckt entgegen erster Vermutungen in WHITEWALL nicht einfach nur CEWE und es ist nicht so, das man bei identischem Produkt einfach nur mehr bei WHITEWALL bezahlt. Das WHITEWALL Produkt ist eindeutig höherwertiger als das von CEWE, ob das nun 20% Mehrpreis rechtfertigt muss jeder für sich selbst entscheiden.
6) Zukunft:
Gegenüber iFOLOR bietet die CEWE/WHITWALL Software die Möglichkeit, eine Landkarte auf Basis OPENSTREETMAP einzubinden. Das kostet je Karte zwar einen Euro extra, aber man kann beliebige Kartenausschnitte/Formate wählen und seinen eigenen GPX Track hinein laden. Diese Funktion ist gerade bei Reisebüchern wohl essentiell und es ist nicht nachvollziehbar, wieso iFOLOR da nicht nach zieht?
Die CEWE Variante der Designsoftware ist unglaublich schrill und bunt werblich aufgeladen, selbst eine Begrüßungsmelodie wird bei Programmstart abgespielt. Grauenvoll. Die werblich abgespeckte WHITEWALL Variante leidet ein wenig unter der schwachen Anpassung. Die konsequente Bezeichnung der Papiersorten sollte der Produktmanager auf jeden Fall mal in Ruhe überprüfen.
Während man bei iFOLOR für wenig mehr Geld ein eBOOK im EPUB Format erzeugen kann, fehlt bei CEWE/WHITEALL leider jegliche Möglichkeit zur elektronischen Weiterverwertung. Da, wie oben ausgeführt, der Aufwand für die Herstellung eines Fotobuches auf Kundenseite recht hoch ist, kann es nicht sein, das das Arbeitsergebnis nur gedruckt werden kann. Mit relativ einfachen Erweiterungen sollte es z.B. möglich sein, einen Fotofilm automatisch erstellen zu lassen.
Peter.
P.S.: In den nachfolgenden Vergleichsbildern ist WHITEWALL immer oben, CEWE unten.
Vielen Dank für den ausführlichen Vergleich! Wie schneidet denn WHITEWALL gegenüber iFOLOR ab, bzw wo würdest du dein nächstes Buch drucken lassen?
Hallo Christian,
auch wenn es teurer ist: Ganz klar bei WHITEWALL. vg Peter.
Hallo Peter,
Danke für die Rezension über Whitewall. Sehr hilfreich!
Thomas
Ich habe jetzt bei allen 3 – CEWE, Whitewall & Ifolor Fotobände drucken lassen. B&W bei CEWE und Ifolor – aus meiner Sicht kein grosser Unterschied. Allerdings hatte ich bei CEWE mehrere Bilder auf einer Seite, was die Bildoptimierung einschränkt, da nicht jedes Bild, sondern die ganze Seite optimiert wird. Der Bildband von Whitewall war gut, aber auch hier einschränkend die Optimierung der ganzen Seite und nicht des einzelnen Bildes – ist nachvollziehbar, sollte man jedoch bei der Gestaltung selbst berücksichtigen. Wie oben schon erwähnt, gibt es keine wirkliche Erklärung dafür, ein elektronisches Buch zu speichern bei Ifolor, was angeblich bei CEWE und Whitewall nicht möglich ist. Wenn man hier die Schlussversion eines Bandes in „mein Projekt“ speichert, dann sind die Orginalbilder mit den Qualitätsbeurteilungen sichtbar, sprich Icons im gesamten Bild. D. h. man muss vor einer Optimierung für sich das Buch speichern auf einer Festplatte.