Was für ein überragendes SYLVAN Konzert!
Schon klar, wer zwei Tage vor Heiligabend im KNUST zu Hamburg auf die Bühne geht um gut 150 teils weitgereiste Menschen (NL, UK) zu unterhalten, der hat es schlicht und einfach drauf.
SYLVAN ist lange genug im Geschäft um auf dem mittlerweile wohl traditionellen Weihnachtskonzert „mit ohne“ Weihnachtsliedern eine tolle Setlist zusammen stellen zu können, die allerbeste Unterhaltung garantiert. Der bestens aufgelegte Herr Sänger (MARCO GLÜHMANN) fragt zwischendurch kurz mal das Publikum, wie oft wohl SYLVAN in Hamburg auf der Bühne gestanden habe? 32 ist die richtige Antwort, nach kurzer Verhandlung darf sich ein Zwischenrufer mit der richtigen Antwort später ein T-Shirt abholen.
32 SYLVAN Konzerte alleine in Hamburg. Das ist ´ne echte Hausnummer. Irgendwas mit fünf davon hat der Schreiberling erleben dürfen, die Titelauswahl an diesem vierten Advent 2024 war jedoch mit Abstand die stärkste je erlebte:
Setlist, Sylvan Hamburg, 22. Dezember 2024, KNUST
(in Klammern dahinter das Jahr der Veröffentlichung sowie der Albumname)
01 Trust in Yourself (2021, One To Zero)
02 Unleashed Power (2021, One To Zero)
03 In Between (2015, Home)
04 Bitter Symphony (2006, Posthumous Silence)
05 Pane of Truth (2006, Posthumous Silence)
06 One Step Beyond (2007, Presets)
07 The Colors Changed (2006, Posthumous Silence)
08 On My Odysee (2021, One To Zero)
09 Encoded at Heart (2021, One To Zero)
10 One Last Hope (M.Glühmann Soloprojekt, 2024, A Fragile Present)
11 Souveniers (2002, Artifical Paradise)
12 Go Viral (2021, One To Zero)
13 Part Of Me (2021, One To Zero)
14 When the Leaves Fall Down (2007, Presets)
15 A Kinde of Eden (2006, Posthumous Silence)
16 Posthumous Silence (2006, Posthumous Silence)
17 Encounters (2000, Encounters)
Wirklich tiefenbeglückt wurde der Schreiberling mit der Darbietung von „ONE STEP BEYOND„, ist dieses Stück aus 2007 doch sein noch nie live erlebtes All-Time Lieblingstrack und daher das erste auf dem persönlichen BestOf SYLVAN Mixtape. Absolute Klasse!
Als kurz darauf die erstmalige Liveperformance von „ON MY ODYSEE“ vom aktuellen Album „ONE TO ZERO“ angekündigt wird, kann der Schreiberling sein Glück kaum fassen. Irgendwie scheint SYLVAN an diesem Abend die geheimsten aller Wünsche erfüllen zu wollen? Das direkt anschließende „ENCODED AT HEART“ vom gleichen Album (in umgekehrter Reihenfolge) müsste wirklich mal irgendwo live vor 20.000 Menschen gespielt werden. Stadionkracher im KNUST.
Dass das mittlerweile 18 Jahre alte Album POSTHUMOUS SILENCE in der aktuellen Setlist noch einen so starken Stellenwert einnimmt unterstreicht nur die Bedeutung dieses einmaligen Konzeptalbums für die Band, aber auch für das wissende Publikum. Wäre das Haus jetzt nicht schon voll mit Weihnachtsbesuch, müsste man sich doch glatt den ultimativen Konzertfilm aus 2007 reinziehen. Quasi als Zugabe, in voller Lautstärke, selbstverständlich.
Für das kommende Jahr kündigt der Herr Sänger gleich fünf Festivals an, auf denen SYLVAN 2025 auftreten wird. Leider findet sich noch keine Details dazu im Internet, aber wenn es sich einrichten lässt, werden wir irgendwo dabei sein!
VOLKER SÖHL (Keyboards), MATTHIAS HARDER (Schlagzeug), SEBASTIAN HARNACK (Bass), MARCO GLÜHMANN (Gesang) liefern wie so oft schon erstklassig und bestens gelaunt ab. Klasse Sound, sehr gute Show!
Wer fehlt ist der „neue“ Gitarrist JOHNNY BECK. Krank. Linke Hand in der Schiene. Unmöglich, damit Gitarre zu spielen. Statt die letzte Show des Jahres abzusagen hat man den zweiten Gitarristen von BLIND EGO (da spielt SEBASTIAN HARNACK auch Bass) mit Namen JULIAN KELLNER gebeten einzuspringen. In kürzester Zeit musste er, offenbar angeleitet von JOHNNY BECK, die vielen, oft auch durchaus komplexen Gitarrenparts auf die Rolle bekommen. Das Ergebnis ist ohne jeden Zweifel anerkennungswürdig aber naturgemäß ein wenig unbefriedigend.

Diese Art von Musik lebt von einer sehr stark aufspielenden elektrischen Gitarre und die vielen Wechsel auf dieser Bandposition zeugen von der Schwierigkeit dieser Aufgabe.
Doch was wäre die Alternative gewesen? Eine Konzertabsage wohl auf keinen Fall! Wirklich sehr schön zu sehen, dass JOHNNY BECK nach der zweiten Zugabe bei der endgültigen Verabschiedung auch auf die Bühne gebeten wurde. Herzerwärmend, zeugt doch diese Geste davon das JOHNNY BECK ohne jeden Zweifel mittlerweile fest zu SYLVAN gehört. Zum Glück!
Hoffen wir mal innig das seine Verletzung nicht von zu vielen Proben herrührt und das dieser sehr talentierte junge Mann sehr bald wieder dabei sein wird! Wer weiß denn schon wozu diese Vertretung durch JULIAN KELLNER noch gut sein wird? Denn während JOHNNY BECK normaler Weise eher sehr bescheiden und schüchtern am linken Bühnenrand seine Gitarre bearbeitet, zieht es JULIAN KELLNER wann immer möglich in die Bühnenmitte. Wäre er ein Schauspieler würde man wohl von „Overacting“ sprechen können. Sicherlich Geschmackssache, aber irgendwas dazwischen wäre wohl angemessen gewesen?
Und auch das MARCO GLÜHMANN mitten im Set ein Stück aus seinem Soloalbum vortragen darf ist gewöhnungsbedürftig. Faktisch lässt sich dabei für unwissende Zuhörer vermutlich sowieso kein Unterschied zu den SYLVAN Stücken erkennen, doch zeugt nicht das dazugehörige Bühnenbild mit dem Überlebensgroßen Konterfei des Sängers von offenbar leicht übertriebener Eitelkeit?
Während die verschiedenen Bühnenbilder generell positiv hervorzuheben sind und das KNUST bestimmt ein ganz toller Ort für solche Rockkonzerte ist, müssten dessen Betreiber doch irgendwann mal in eine bessere Bühnenbeleuchtung investieren. Wer kommt wohl auf die Idee die meisten Scheinwerfer hinter den Künstlern zu positionieren?

Was von diesem denkwürdigen Abend übrig bleibt ist ein hochgradig befriedigter Schreiberling mit sechs (!) Leuten im Schlepptau, von denen fünf SYLVAN erstmalig erlebten und alle bis zum letzten Ton geblieben sind. Die drei Fachkundigen Kinder zeigen sich alle positiv überrascht über diese toll aufspielende Hamburger Band. Wer hätte das gedacht?
Danke SYLVAN für diesen unvergesslichen Abend!
Peter.