HRH Prog 2024: PENDRAGON

Was für ein tolles Finale des zweiten HRH Prog 2024 Abends in GREAT YARMOUTH (UK)!

Die 8 (in Worten ACHT) Stunden Musik von anderen, zuvor dem Schreiberling unbekannten Bands waren auch schon nicht schlecht, viel besser als am ersten Tag.

Beweis:
Tag 2 hat spontan zu zwei neuen CDs geführt.

Nach einem größeren Umbau ist die eigentlich gar nicht mal so kleine Bühne im Handumdrehen mit Instrumenten vollgestellt. Spitzenbands spielen auf umfangreicher Spitzenausrüstung.

PENDRAGON: (von links): PETER GEE, ROG PATTERSON, NICK BARRETT

Pünktlich um 2200 betritt PENDRGON die so bereitete Bühne und legen direkt mit dem bärenstarken Opener „IF I WERE THE WIND…“ los. Nach reichlichem Studium bin ich endlich darauf gekommen, das das Erfolgsgeheimnis dieses knapp zehnminütigen dreiteiligen Stückes darin liegt, mit einem wahrhaft dramatischen Instrumentalteil zu beginnen, im zweiten Teil einem Vulkanausbruch gleich kommend mit Gesang die Geschichte, unterstützt von der Gitarre zu beginnen und dann mit einer sehr ruhigen Ballade zum Ende zu kommen. Eigentlich genau umgekehrt wie bei den meisten Stücken dieser Welt. Einfach nur meisterhaft gemacht.

PENDRAGON: CLIVE NOLAN

Als zweites wird ETERNAL LIGHT gespielt und der Schreiberling ahnt denn auch schon, dass PENDRAGON an diesem Abend in GREAT YARMOUTH die gleiche Setlist spielen wird wie auf der LORELEY ein paar Monate zuvor. Das ist sehr OK, denn schließlich wird genau diese Setlist im Normalfall seit Entdeckung täglich einmal auf irgendeinem Gerät wiedergegeben.

Doch obwohl mit einer Ausnahme die gleichen Stücke gespielt werden ist dieser Auftritt ein anderer als der auf der LORELEY vor zehnmal mehr Publikum. Denn der Kopf, Sänger und Gitarrist von PENDRAGON mit Namen NICK BARRETT nimmt sich zwischen den Stücken diesmal Zeit um kleine Geschichten aus seiner Vergangenheit zu erzählen. Lauthals lacht das Publikum als NICK BARRETT erklärt, wie man den schrecklich schnarchenden (ehemaligen) Schlagzeuger ruhigstellen konnte. Oder als Kinder über die Felder seiner Heimat strichen und Vogelscheuchen als bedrohliche Wesen erkannte.

PENDRAGON: JAN-VINCENT VELAZCO

NICK BARRETT nimmt sich außerdem auch immer wieder die Zeit, seine ganz hervorragenden Bandmitglieder mit Namen vorzustellen. Beim Spielen wendet er sich jedem einzelnen Mitmusikanten immer mal wieder zu um sie anzufeuern. Das Ergebnis ist eine super eingespielte, eine super spielfreudige Band. Und das nicht nur bei den schnellen, mit elektrischer Gitarre aufgeladenen Stücken. Wer das ruhige KING OF THE CASTLE mit gleich drei akustischen Gitarren und zwei famosen Sängerinnen (JOHANNA STROUD und SALLY MINNEAR) und nur sehr, sehr wenig Keyboard (CLIVE NOLAN) fesselnd auf die Bühne bringen kann, der hat es wohl wirklich drauf.

Neben dem eindeutigen Anführer der Gruppe spielt PETER GEE eine Reihe von Gitarren und auch mal das zweite Keyboard. Im Wesentlichen ist er aber als aktiver Bassist unterwegs und verströmt souverän die Coolnes eines eben solchen. ROG PATTERSON ist bei einigen Stücken als dritter Gitarrist mit dabei, aber fast nie zu sehen. Ausgezeichneter Handwerker und offenbar recht schüchtern.

PENDRAGON: (von links) SALLY MINNEAR, JOHANNA STROUD und CLIVE NOLAN

PENDRAGONs Musik zeichnet sich schon immer durch ein bombastisch starkes, kreatives Schlagzeug aus. Seit einigen Jahren von dem erstklassigen JAN-VINCENT VELAZCO geschlagen. Sein phänomenales Können beweist er in jeder Minute, doch bei dem einzigen nicht auf der LORELEY gespielten Stück haut er live und in Farbe den Schreiberling nahezu aus dem Stuhl:

AFRAID OF EVERYTHING

Und jetzt wird es ein wenig spooky.

Wahre kleine Geschichte:
Am Vorabend verlässt der Schreiberling gegen 2300 frühzeitig den laufenden Auftritt von ARTHUR BROWN. Grausig. Zurück im kalten und leeren Wohnmobil wird kurz über das Leben und insbesondere über die Sinnhaftigkeit von Festivalbesuchen mit reichlich unbekannten Bands sinniert. Dabei hilft, wie allgemein bekannt, roter Traubensaft in Flaschen. Alleine ist es üblicher Weise besonders Still, also Musik anmachen. AFRAID OF EVERYTHING. Das Teil geht nur gut fünf Minuten, also in Endlosschleife.
Als das nächste Mal auf die Uhr gesehen wird ist es halb eins.

Oh Schreck!

Wie kann es angehen, dass man mitten in der Nacht ein Lied gar nicht mal so leise zehnmal hintereinander hört?

Ganz klar:
Das passiert, wenn man alleine ist. Sonst würde eine besorgte, normaler weise Mitreisende, einen mit viel Zuwendung stoppen! Retten gar.

Und als dieses nur im ersten Anlauf traurig daherkommende kleine Liedchen keine 24 Stunden später erstmals Live erlebt werden darf, dann passt das in diesem Moment so was wie die Faust auf das eigene Auge, das gibt es gar nicht. JAN-VINCENT VELAZCO trommelt sich die Seele aus dem Leib, aber so was von!

Ach so. Der kurze Text handelt eigentlich nur davon, dass man sich nicht vor allem fürchten soll, sondern besser eher nach vorne blickt auf das, was da noch kommen könnte, wenn man es denn mit nur ein wenig Mut selbst in die Hand nimmt. Mein Reden. Meine Taten, schließlich bin ich mal wieder da, wo ich gerade sein möchte. Nur eine fehlt um dieses grandiose Glück zu teilen.

Aber irgendwas ist ja immer!

Peter.

P.S: Auch noch nie erlebt: NICK BARRETT freut sich in einer Ansage über weit angereiste Fans. Er begrüße PORTUGAL, aus zwei unterschiedlichen Orten im Zuschauerraum ertönt ein lauthalses „HERE!“ und NICK BARRETT empfiehlt spontan, dass die beiden sich doch wohl hier mal treffen sollten? Dann wird GERMANY begrüßt, nur ein kräftiges „HERE!“ allgemein vernehmbar, auf der Bühne erwidert von einem englisch angehauchten „GUTEN ABEND“. Wie schön! Wie peinlich.

P.S.2: Über die anderen Bands des Tages schreibe ich später noch. Die Meisten haben es wirklich verdient erwähnt zu werden.

P.S.3: Sein 2011 Protestlied „THIS GREEN AND PLEASENT LAND“ wird vermutlich aus Zeitgründen Anfangs und zum Ende hin etwas gekürzt, aber der geniale, lauthals mitzusingende Refrain, der blieb zum Glück drin:

„TAKE ONLY WHAT YOU NEED AND BE ON YOUR WAY“



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