Am Sonntagabend, 21. Juli 2024 steht dann anlässlich der FINAL NIGHT OF THE PROG 2024 der auf der LORELEY Bühne, weswegen die kleine Reisegruppe überhaupt gut 600 Kilometer Autofahrt in den Süden auf sich genommen hat.
Endlich, könnte man sagen! Denn zuvor gut und gerne 20 verschiedene Bands auf diesem sehr speziellen Festival erlebt. Die eigene Vorfreude und die daraus resultierende Erwartung war schlicht zu groß. Entsprechend konnte auch ein bestens aufgelegter STEVE ROTHERY diese nicht erfüllen.

Selbstverständlich war es wie immer ein perfekter Auftritt der STEVE ROTHERY BAND und die gut und gerne 5.000 Zuschauer waren völlig aus dem Häuschen. Der Schreiberling auch, jedenfalls teilweise.
HEART OF LOTIAN, THE RAKES PROGRESS/100 NIGHTS, FORGOTTEN SONS und SUGAR MICE kann man wohl nie genug live und in voller Dröhnung hören.
Doch während auf den bisher besuchten STEVE ROTHERY KONZERTEN ausschließlich eigene Solostücke sowie MARILLION Lieder der ersten vier Platten mit dem ursprünglichen Sänger (FISH) gespielt wurden, mutiert hier an diesem Abend die STEVE ROTHERY BAND zur brutal kopierenden MARILLION Coverband.
6 von 16 dargebotenen Stücken stammen aus der aktuellen MARILLION Zeit mit STEVE HOGARTH als Sänger. Das ist nicht in Ordnung. Man kann den Hauptset nach zwei (mittlerweile alten) Solostücken (MORPHEUS, OLD MAN OF THE SEA) nicht mit dem genialen MARILLION Kracher THE KING OF SUNSET TOWN eröffnen. Nicht, wenn es MARILLION noch gibt und nicht wenn man darin weiterhin die Gitarre spielt bzw. spielen will.
Nicht, wenn man diese Coversongs der MARILLION Neuzeit auch noch verdammt gut rüber bringt.
STEVE ROTHERY kündigt KAYLEIGH mit den Worten „das ist der Song, der unsere Haushypotheken bezahlt hat“ an. Sicher, ein echter Welthit und von vielen Zuschauern wohl auch erwartet. Der damalige Versuch den Erfolg von KAYLEIGH mit Stücken wie COVER MY EYES oder HOOKS IN YOU zu wiederholen schlug bekanntlich dramatisch fehl. Doch STEVE ROTHERY preist auf der LORELEY beide Stücke wie ein Gebrauchtwagenverkäufer als sehr gelungene Rocksongs an und erinnert sich daran, wie groß der Aufschrei der damaligen Fans gewesen sei, als MARILLION diese Songs mit einem neuen Sänger präsentierte. Das waren tatsächlich seine Worte: „a new singer“. STEVE HOGARTH (der damals „neue“ Sänger) wird namentlich nicht genannt, sondern wie ein Angestellter mit „a new singer“ Namens- und Bedeutungslos gemacht. Was soll denn das?
Die Wahrheit insbesondere zu HOOKS IN YOU ist doch wohl, das es Aalglatt und tatsächlich völlig belanglos ist. Um so eine Nummer abzuliefern braucht es kein MARILLION. Hier an diesem Sommerabend auf der LORELEY vor vielen tausend Leuten mag er zwischendurch funktionieren, aber solche Rockschlager sind bestimmt nicht der Grund, warum MARILLION über viele Jahrzehnte eine so treue und im übrigen auch kaufkraftstarke Fanbase aufbauen konnte.
Blendet man die drei Rockschlager (KAYLEIGH, COVER MY EYES und HOOKS IN YOU) aus oder billigt sie einfach der STEVE ROTHERY BAND als Stimmungsmacher auf einem Festival mit gemischten Publikum zu, bleibt am Ende doch noch eine an sich gute Setlist über, sieht man über die schwere Irritation mit den MARILLION Neuzeitcovern wohlwollend hinweg.
Warum FORGOTTEN SONS nur als ein nicht sehr oft live gespielter Song angekündigt wurde bleibt schleierhaft. Dieses fantastische sehr frühe Anti-Kriegslied von MARILLION hätte STEVE ROTHERY sicherlich in den Kontext zur UKRAINE setzten können, denn tatsächlich werden ja die täglich mehr werdenden Kriegstoten mehr und mehr vergessen und/oder ausgeblendet, vergessen.
Das war denn also mal ein sehr durchwachsenes STEVE ROTHERY Solokonzert.
Der Schreiberling fragt sich seit dem, was ein so umjubelter Auftritt wohl mit STEVE ROTHERY macht? Wie schon in KÖLN 2023 hatte er sichtlich mehr Spaß auf der Bühne als wenn er mit MARILLION unterwegs ist. Was macht so ein grandioser Soloauftritt mit den anderen MARILLION Musikern, die zu Hause an einer neuen MARILLION Platte arbeiten?
Das größer werdende Ego alter Männer führt nie zu was gutem. Eifersucht inklusive.
Keiner weiß das Besser als der Schreiberling.
Peter.