Der Höhepunkt am Samstag, dem 20. Juli 2024 auf dem Festival FINAL NIGHT OF THE PROG 2024 auf der LORELEY war sicherlich der Auftritt von STEVE HACKETT.
Doch auch die Bands zuvor (!GeRald!, RITUAL, KARNATAKA, BEARDFISH, LAZULI und PENDRAGON) haben sich im Wesentlichen gelohnt. Wirklich herausragend waren daraus die Auftritte von LAZULI und unmittelbar vor STEVE HACKET die Show von PENDRAGON. Doch dazu mehr, vielleicht einmal, in einem Beitrag „Die Anderen„.

Man kann STEVE HACKETT gar nicht dankbar genug sein, führt er doch als einziger echter GENESIS Musiker den musikalische Nachlass der Band fort. Sicher, geschickt versucht er auch seine eigenen, neueren Solostücke im Programm unterzubringen, doch wohl nur die wenigsten Zuschauer kommen deswegen und das weiß der Künstler bestimmt sehr genau.
An diesem herrlichen Samstag Abend in der OPEN AIR Bühne LORELEY kamen sehr, sehr viele um mal wieder alte GENESIS Klassiker live, in voller Lautstärke und absoluter Perfektion zu hören. Nach ein paar wenigen Solostücken zum Anfang geht es dann auch schon mit einem BestOf von THE LAMB LIES DOWN ON BROADWAY los. Seit ungefähr 1.000 Jahren nicht mehr gehört, hier und da kommen spontan noch einzelne Textzeilen in das Vorderhirn und finden wie selbstverständlich ihren Weg in den Mund des Schreiberlings.
Klar, unter anderem CARPET CRAWLER als ewiger Schmusesong, FLY ON A WINDSHIELD als wuchtiger Kracher und LILYWHITE LILITH als schicker Popsong prägen das Album. Als dann das wunderbare THE LAMIA angestimmt wird werden tatsächlich mal die Augen kurz feucht, beim unmittelbar anschließenden IT steigt die Spannung sekündlich an bis es endlich befreiend heißt:
IT IS ONLY ROCKN ROLL, BUT I LIKE IT!
STEVE HACKETT hat zuvor ausdrücklich ums Mitsingen gebeten, das kann er aber so was von haben!
Und wie wir seinen Rock´n Roll liken. Aber so was von!
Klasse, Klasse, Klasse.
Weiter geht es mit SELLING ENGLAND BY A POUND und der CINEMA SHOW in voller Länge.
CAN YOU TELL ME WHERE MY COUNTRY LIES?
Ja, klar!
Hier auf der LORELEY. Hier und jetzt wo man von einem kleinen schmächtigen Mann im reifen Alter von 74 Jahren skrupellos um glatte 45 Jahre in der Zeit zurück geschmissen und zu absolut ungehemmten Zappen verleitet wird.
Einfach nur grandios!
OK, trotz exzellenter Spieltechnik der Band und Weltklassesound der Bühne merkt man den Liedern und ihren Arrangements manchmal ihr Alter an, wenn man kritisch sein wollte. Aber was spielt das schon bei einer magischen Zeitreise für eine Rolle?
Als Rausschmeißer klassisch, wie es auch „die anderen GENESIS“ sehr oft gemacht haben DANCE ON A VULCANO und LOS ENDOS. Aber irgendwie besser. STEVE HACKETT gelingt es, wie auch immer, den satten GENESIS Sound so auf die Bühne zu bringen, das der Schreiberling im Nachgang allen Ernstes nun THE LAMB LIES DOWN ON BROADWAY in Endlosschleife hört.

Was für ein Drama, eigentlich: Das diese grandiose Band über die Jahre in ihre Einzelteile zerbröselt ist und am Ende zur PHIL COLLINS Begleitcombo verkommen ist.
Aber vermutlich ist es in Künstlerkreisen einfach so, das das eigene Ego alles andere erst mal an die Wand spielt und Teamgeist, Gemeinschaft und Kollektive Höchstleistungen nur oberflächlich behandelt werden.
An Bands wie GENESIS, PINK FLOYD, BARCLEY JAMES HARVEST und/oder SUPERTRAMP kann man gut ablesen wie es läuft. Eine kurze Zeitlang wird gemeinsam unvorstellbares erreicht, weil jeder für sich über sich hinaus wächst und absolute Spitzenleistung abliefert. Irgendwie gelingt es dann, die Einzelleistung zu einer Weltklasse-Platte zu verdichten und den Zuhörern wirklich grandiose Musik für die Ewigkeiten zu schenken.
Doch dann siegt, vermutlich insbesondere bei Männern jenseits der 40, das Ego und schon zerbricht etwas, was noch viel, viel länger herausragendes hätte leisten können.
Zum heulen!
Aber nur im Nachgang zu diesem tollen Konzert von STEVE HACKETT beim Schreiben dieses Beitrags. Ohne den Dritten Tag mit dem eigentlichen Grund des Festival Besuches vorweg nehmen zu wollen:
Persönliches Highlight war STEVE HACKETT über die gesamte GENESIS Distanz.
Danke, Mr. Hackett!
Peter.
P.S.: PHIL COLLINS Begleitcombo
Wirklich unverzeihlich ist der Umstand, das PHIL COLLINS die allerletzte GENESIS Platte CALLING ALL STATIONS (1997) komplett ignoriert und sogar offenbar jedes Gespräch darüber „verbietet“. Nur weil er zuvor seinen Ausstieg verkündet hatte und MIKE RUTHERFORD und TONY BANKS alleine weiter machen mussten. In der viel später produzierten BBC Doku SUM OF THE PARTS (2014) und auch bei der letzten GENESIS Tour 2022 (diesmal wieder mit PHIL COLLINS) wird diese Beste GENESIS Platte seit DUKE (1980) nicht mal erwähnt.